DTM-M3 mit M5-Motor – mit Straßenzulassung

BMW E30 M3 DTM mit Technik-Upgrades

Keine Frage: Der E30 M3 ist eine lebende Motorsport-Legende, gelten die Motorsport-Versionen der ersten M3-Generation doch bis heute als erfolgreichste Renntourenwagen aller Zeiten. Rund 1.500 Renn- und Rallyesiege, ein Weltmeistertitel und zwei Europameistertitel gehen auf ihr Konto.
Hierzulande erinnert man sich besonders an die glorreichen DTM-Zeiten des E30 M3: Er fuhr für die Bayern von 1987 bis 1990 ununterbrochen die Markenmeisterschaft in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft ein. Dazu wurden Eric van de Poele (1987) und Roberto Ravaglia (1989) jeweils DTM-Champion als Fahrer.

Kein Wunder, dass ein eingefleischter E30 M3-Sammler nicht widerstehen kann, wenn ihm ein originales DTM-Fahrzeug angeboten wird – und zwar mit Straßenzulassung! So schlug Ibrahim aus dem Raum Aachen, in der BMW-Community besser unter seinem Spitznamen „Ibo M“ bekannt, auch ohne langes Zögern zu, als vor etwa zwölf Jahren ein bekannter Motorsport-Rennstall an ihn herantrat und ihm ein solches Auto offerierte: Der heute 40-Jährige, der seit zwei Jahrzehnten M-Modelle und insbesondere Ur-M3 sammelt, erwarb den E30 M3 mit technischem Stand der 1992er DTM-Saison – weitgehend, denn der M3 hatte neben seiner Legalisierung für den öffentlichen Straßenverkehr noch diverse zusätzliche Änderungen und Upgrades erhalten.

DTM Stand 1992

Die Stoßstangen an Bug und Heck sowie das Frontspoilerschwert sind original „DTM 1992“, den mächtigen Carbon-Flap am Heckflügel trugen jedoch eigentlich erst die späteren Jahrgänge. Dazu sind die Kotflügel um 30 Millimeter vorne sowie sogar 50 Millimeter hinten verbreitert, was dem ohnehin schon recht muskulösen E30 M3 ein noch breitschultrigeres Auftreten verleiht. Von AC Schnitzer kamen die windschlüpfrigen Außenspiegel, während gelben Hella-Doppelscheinwerfer aus dem Hella-Sortiment stammen. Gerade auf der Windschutzscheiben steht im Ruhezustand der Bonrath-Carbon-Einarmwischer. Während letzterer nur eine geringe Gewichtsersparnis gebracht haben dürfte, sieht das bei der Motorhaube anders aus: Sie besteht ebenfalls aus Carbon, ist mittels Schnellverschlüssen mit wenigen Handgriffen abnehmbar und bringt komplett weniger als drei Kilogramm auf die Waage.

M5-Motor mit gut 400 PS

Wird sie abgenommen, wird es erst richtig interessant: Denn anno 1993 erhielt der einstige DTM-Renner ein neues Herz. Und während Puristen dem röhrenden S14-Vierzylinder sicherlich hinterherweinen werden, sehen Realisten die Sache mit andern Augen: der nun im Bug des M3 lauernde Reihensechszylinder aus dem E34 M5 ist zweifellos das potentere Triebwerk – besonders in seiner hier installierten Spezifikation! Denn das „Spenderorgan“ S38B36 wurde vor der Herztransplantation komplett neu aufgebaut und erhielt in diesem Zuge unter anderem eine Hubraumvergrößerung auf satte 3,8 Liter. Ferner rotieren im bearbeiteten Zylinderkopf des DOHC-Motors nun scharfe Schrick-Nockenwellen. Mit dem – zugunsten einer perfekten Gewichtsverteilung ziemlich weit hinten im Motorraum montierten – Sechszylinder kamen eine flache aber voluminöse Motorsport-Ölwanne sowie ein DTM-Alu-Rennkühler an Bord. Auch im harten Track-Einsatz ununterbrochene Sprit-Lieferketten garantiert ein im Kofferraum installierter, von zwei Motorsport-Benzinpumpen flankierter Catchtank. Die Abgase tosen durch AC Schnitzer-Motorsport-Fächerkrümmer samt Sportkats sowie eine speziell angefertigte Rennsport-Abgasanlage ins Freie. Prüfstandsläufe bescheinigen dem DTM-M3 an der Hinterachse zu messende 372 PS, sodass die reine Motorleistung sogar deutlich im 400er-Bereich liegen dürfte. Zum Vergleich: Die originalen DTM-Rennmotoren der Saison 1992 sollen zwischen 375 und 380 PS gebracht haben.

Sequenzielles Getriebe

Pure Rennsporttechnik ist auch das sequenzielles Quaife-5-Gang-Getriebe, dessen Gänge sich – wenn der M3 einmal angefahren ist – mittels beherzten Zugs und Drucks am hoch aufragenden CAE-Shifter theoretisch ohne Gas-Lupfen und Kuppeln, dafür aber mit deutlichem Getöse, einwerfen lassen. Ibo allerdings mutet seinem M3 solcherlei unnötige Belastungen verständlicherweise nur sehr selten zu. Bei ihrer Suche nach Grip werden die Hinterräder von einem verstärkten und gekühlten Sperrdifferenzial eines Z3 M Coupés unterstützt.

DTM-Achsen für perfekten Grip

Apropos Räder und Grip: Nicht nur die komplett Uniball-gelagerten 1992er DTM-Achsen sind hinsichtlich ihrer Geometrie vielfach einstellbar, sondern auch die Eibach/KW-Gewindefederbeinen bieten justierbare Druck- und Zugstufendämpfungen, sodass IBO dem E30 M3 ein weitgehend neutrales, den Grenzbereich extrem weit nach oben verschiebendes Setup spendieren konnte. Will sagen: Wenn die auf weiße BBS CH-R-Felgen in 8,5×18 und 10×18 Zoll aufgezogenen Nankang AR1-Semislicks der Dimensionen 225/40R18 und 265/35R18 einmal auf Betriebtemparatur sind, klebt die Karre am Asphalt wie alter Kaugummi und erlaubt Kurvenschwindigkeiten weit jenseits der Wohlfühlgrenze des Beifahrers.
Und um das Motto „Wer später bremst, fährt länger schnell“ bestmöglich umsetzen zu können, warten hinter den Rädern kraftvolle und standfeste Porsche-Bremsanlagen auf ihren Einsatz, die mit jeweils vier Kolben Endless CC40-Rennbremsbelägen auf gelochte 345/340-mm-Scheiben pressen. Die Bremsbalance zwischen Vorder- und Hinterachse kann Ibo mittels eines Waagebalken-Systems vom 911 GT3 RS justieren – je nach Asphalt- und Streckenbedingungen.
Im natürlich komplett ausgeräumten und auslackierten Innenraum umspannt eine sich auf den Federbeindomen abstützende, weit verzweigte und mit allerlei Knotenblechen verstärkte Sicherheitszelle aus der Fertigung von M&M Automobile/M2 Automotive die beiden nach FIA-Norm zugelassenen Cobra-Carbon-Vollschalensitze, in welchen sich Ibo und sein Copilot mit Sabelt-5-Punkt-Sicherheitsgurten verzurren. Das OMP-Sportlenkrad trägt eine gelbe 12-Uhr-Markierung auf dem Wildleder-Kranz. Die Tür- und Seitenverkleidungen bestehen ebenso aus Carbon wie die Front der Mittelkonsole, in welcher diverse Zusatzinstrumente stecken, welche über die Vitalwerte des BMWs informieren.

Übrigens: Aufgrund seiner Farbgebung taufte Ibo, dessen Autos alle Namen haben, den DTM-M3 auf den Namen Snoopy. Und so schließt sich der Kreis mit einem Aufkleber auf dem Beifahrer-Armaturenbrett, welches den namensgebenden Comic-Beagle zeigt, der via eines beschrifteten Plakats verkündet: „Nein, auf deiner Seite ist keine Bremse!“

Technical Facts

BMW E30 M3 „DTM“

Baujahr: 1990

Karosserie: DTM-Stoßstangen, DTM-Carbon-Frontspoilerschwert, Bonrath-Carbon-Einarmwischer, abnehmbare Carbon-Motorhaube mit Schnellverschlüssen, Carbon-DTM-Flap, Kotflügel verbreitert um 3/5 cm, AC Schnitzer-Außenspiegel, gelbe Hella-Doppelscheinwerfer,

Motor: 3,8-Liter-Reihensechszylinder (S38B36 mit Hubraumvergrößerung), Zylinderkopf modifiziert, Schrick-Nockenwellen, Motorsport-Ölwanne, DTM-Alu-Rennkühler, AC Schnitzer-Motorsport-Fächerkrümmer und -Sportkats, Custom-Abgasanlage, Benzin-Catchtank im Kofferraum mit zwei Motorsport-Benzinpumpen, 372 PS an der Hinterachse

Kraftübertragung: sequenzielles Quaife-5-Gang-Getriebe, verstärktes und gekühltes Sperrdifferenzial vom Z3 M Coupé, Achsübersetzung 3,15:1

Fahrwerk: Eibach/KW-Gewindefahrwerk (Druck- und Zugstufendämpfung einstellbar), Uniball-Lagerung rundum

Rad/Reifen: weiße BBS CH-R-Felgen in 8,5×18 und 10×18 Zoll, Nankang AR1-Semislicks in 225/40R18 und 265/35R18

Bremsen: VA/HA Porsche-Bremsanlage mit je 4-Kolben-Bremssätteln, 345/340-mm-Scheiben und Endless CC40-Rennbremsbelägen, Waagebalken vom Porsche 911 GT3 RS

Innenraum: eingeschweißte Sicherheitszelle von M&M Automobile / M2 Automotive, Cobra-Carbon-Vollschalensitze (FIA), Sabelt-5-Punkt-Sicherheitsgurte, geschüsseltes Momo-Motorsportlenkrad (360 mm), CAE-Shifter, Tür- und Seitenverkleidungen sowie Hutablage aus Carbon, Evo-Fußstütze, AC Schnitzer-Pedalerie