Cobra: Neuerfundener Klassiker

Superformance MKIII-E

Superformance MKIII-E

Er ist eine der absoluten Legenden der Motorsport-Geschichte: Carroll Shelby. Unvergessen ist der grandiose Dreifachsieg des unter Federführung von ihm entwickelten GT40 Mk.II beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1966, mit dem Ford eine jahrelange Dominanz Ferraris brach. Und auch die übrigen durch Shelby gefertigten Fahrzeuge auf Mustang-Basis sowie natürlich die AC Cobra begeisterten. Während originale Cobras mittlerweile kaum bezahlbar sind, werden durch die Spezialisten von Superformance bis heute in offizieller Lizenz fabrikneue Replika gefertigt. Ein absolut charakteristisches Erkennungsmerkmal und somit eigentlich regelrechtes Muss in der Cobra ist dabei natürlich der großvolumige und leistungsstarke V8 – oder zumindest war er es bisher …

Wenngleich es nach wie vor den weit überwiegenden Teil der Cobras mit V8-Verbrenner produziert und absetzt, richtet das Team von Superformance nun den Blick auch auf eine komplett neue Antriebstechnik: Die Rede ist natürlich vom Elektroantrieb. An dieser Stelle dürften zweifellos so einige US-Car- beziehungsweise Sportwagen- und Tuningfans ob dieses Frevels energisch die Stirn runzeln und den Kopf schütteln. Was hätte wohl Carroll dazu gesagt? Nun, wenngleich wir wohl alle anderes von ihm erwartet hätten, wäre er vermutlich angetan gewesen von diesem Ansatz. Er experimentiert stets unermüdlich mit neuen Technologien, um seine Sportwagen noch besser zu machen. Schon vor etwa 10 Jahren erklärte er nur wenige Monate vor seinem Tod in einem Interview: „Es werden so viele Dinge kommen, die ich interessant finde. Elektroautos, andere Kraftstoffarten. Sie nennen sie ,Grüne Jahreʻ. Ich wäre gerne dabei, um zu sehen, wie sich das entwickelt. Und ich wäre gerne ein Teil davon.“ Zugleich gestand er sich angesichts seiner 88 Jahre natürlich schon ein, dass dies für ihn nur ein Traum blieben würde …

Brachialer Vortrieb

Im Namen und wohl auch im Sinne des Unternehmensgründers tritt Shelby nun dann also etwa ein Jahrzehnt später doch in die Zeit der Elektromobilität ein – und das übrigens nicht nur indirekt in Form des hier gezeigten Superformance MKIII-E, sondern Shelby American stellte jüngst seine Interpretation des Mustang Mach-E vor. Doch dies nur am Rande, bleiben wir bei der Cobra: Für Vortrieb sorgt statt des Achtzylinders ein Elektromotor aus dem Tesla Model S P100D. Was die Leistungsdaten angeht, zeigt sich Superformance schmallippig: Der einzige genannt Angabe ist, dass die an der Hinterachse verbaute E-Maschine sage und schreibe gut 2.000 Nm Drehmoment entwickele – wobei dies schon gedrosselt ist, damit der Wagen überhaupt fahrbar ist! Und dass der MKIII-E geht wie Hölle und – nicht zuletzt aufgrund des üblichen Verzichts auf Fahrhilfen – eine kundige Hand beziehungsweise einen sanften Gasfuß verlangt, bestätigen unsere amerikanischen Kollegen, die den Wagen bereits fahren durften. Den Strom zieht der Roadster aus einer unter der Fronthaube platzierten Custom-Batterie, die sich aus zwei 16-Zellen-Akkupaketen von LG Electronics zusammensetzt. Mit 32 kWh Kapazität soll sie Reichweiten von bis zu 161 Kilometern ermöglichen. Zu den weiteren technischen Merkmalen des MKIII-E gehören wie auch bei anderen Superformance-Cobras moderne Komponenten wie Einzelradaufhängung samt Gewindefederbeinen sowie eine standfeste Wilwood-Scheibenbremsanlage.

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Zeitlos schöne Formgebung

An den Fahrwerksenden sitzen 18-zöllige Leichtmetallfelgen im klassischen Look, deren weiche Nitto-Bereifungen nach Kräften bemüht ist, den Grip aufrechtzuerhalten: Wie angedeutet keine leichte Aufgabe, mit der sie dementsprechend häufiger einmal überfordert sind. Auch im Übrigen begeistert der Superformance MKIII-E mit der gleichen, wunderschön gezeichneten Karosserie wie schon in den 60ern, samt Stoßstangen inklusive senkrechter Hörner sowie diverser weiterer Zierelemente in Chromsilbern. Die ohne Powerdome oder Lufteinlässe auskommende Fronthaube wird wie seit jeher durch zwei markante Hebel vor der Windschutzscheibe geöffnet. Auch die Luftauslass-Kiemen und der kleine Rückspiegel an den vorderen Kotflügeln sind bekannt, abhanden kamen jedoch in diesem Fall der Überrollbügel und selbstverständlich die sonst so markanten Sidepipe-Abgasanlagen. Für einen modernen Touch sorgen Klarglas-LED-Scheinwerfer und, dass die Karosserie überwiegend aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt ist, begünstigt ein geringes Fahrzeuggewicht.

Klassisches Cockpit

Zu guter Letzt präsentiert sich der zweisitzige Innenraum gleichfalls traditionell gestaltet: So gibt es Leder-Schalensitze ohne Kopfstützen und mit Zwei-Punkt-Beckengurten, ein Armaturenbrett, das neben Tacho und Drehzahlmesser noch fünf weitere mittige Rundinstrumente und einige Schalter aufweist und ein Dreispeichen-Sportlenkrad, dessen Kranz ebenso beledert ist. Einziger kleiner Stilbruch ist hier der in die Mittelkonsole zur Bedienung des Getriebes beziehungsweise der Antriebseinheit platzierte Touchscreen. Superformance bietet den MKIII-E in Kooperation mit Vintage Electric nun zum Preis von 190.000 Dollar im Duo gemeinsam mit einem im gleichen Farbschema gestalteten Shelby-E-Bike an.

Weitere Informationen unter:

www.superformance.com

Tech Facts

Superformance MKIII-E

Antrieb: Elektromotor vom Tesla Model S P100D an der Hinterachse, modifizierte Abstimmung des regenerativen Bremsens, ca. 2.034 Nm (limitiert), Custom-32-kWh-Akkupaket aus zwei LG-Batterieeinheiten mit je 16 Zellen unter der Fronthaube

Fahrwerk: Einzelradaufhängung, Gewindefederbeine

Rad/Reifen: Felgen in 18 Zoll mit Nitto NT555 G2-Bereifung in 275/35 ZR18

Bremsen: Wilwood-Scheibenbremsanlage mit Bremskraftverstärker

Karosserie: handlaminierte Karosserie aus glasfaserverstärktem Kunststoff, Chrom-Stoßschütze an Front und Heck, diverse weitere Chrom-Zierteile, Klarglas-LED-Scheinwerfer, geschlossene Fronthaube mit zwei seitliche Luftauslass-Kiemen und „Superformance“-Logo auf den vorderen Kotflügeln, Außenspiegel links auf dem Kotflügel, kein Überrollbügel, Ladeanschluss unter klassischem Monza-Style-„Tankdeckel“, Lackierung in Midnight Blue

Innenraum: Dreispeichen-Sportlenkrad mit lederbezogenem Kranz, Leder-Schalensitze, Zwei-Punkt-Beckengurte, großer Drehzahlmesser und Tacho hinter dem Lenkrad, fünf Zusatzinstrumente mittig im Armaturenbrett (Ladestand, Uhr, Spannung, Akku- und Motortemperatur), verschiedene Bedienschalter am Armaturenbrett, Rückspiegel auf dem Armaturenbrett, Bildschirm in der Mittelkonsole zur E-Antrieb-Bedienung