Black Beast: der Rallye-Toyota, der nie an den Start gehen durfte

Gruppe S-Bolide: 600 PS-MR2 mit Allradantrieb

Auch die aktuelle Saison der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC) wird von der Corona-Krise derzeit mächtig durcheinander geworfen: Die Rallye Mexico im März wurde vorzeitig abgebrochen, die Rallye Argentinien (geplant April) ebenso verschoben wie die Events in Portugal (geplant Mai) und Italien/Sardinien (geplant Juni). Führend in der Teamwertung der WRC ist derzeit Toyota Gazoo Racing WRT, dessen Fahrer Jari-Matti Latvala (FIN), Ott Tänak (EST) und Kris Meeke (UK) mit dem aktuellen Kleinwagen-Boliden Yaris WRC an den Start gehen. 2018 gewann Toyota Gazoo Racing zuvor bereits die Hersteller-Weltmeisterschaft, 2019 den Fahrertitel.

Doch auch schon in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten war Toyota erfolgreich in der  internationalen Rallye-Königsklasse unterwegs: Legendär sind beispielsweise die furiosen Auftritte von Carlos Sainz und Co. im Celica GT-Four und auch der Millionen-Bestseller war im Castrol-Styling populär und stark unterwegs. Ein anderer Rallye-Bolide mit dem Toyota-Schriftzug auf dem Bug allerdings wurde schon vor seinem ersten Start ausgebremst: 1985 hatte die in Köln beheimatete Toyota Motorsport GmbH (TMG) den brutal starken Mittelmotor-Rennwagen MR2 (222D) entwickelt. An den Start gehen sollte dieser in den Gruppe S, welche ab 1986 die berühmt-berüchtigten Gruppe B ablösen sollte. Dieser war gegenüber der Gruppe B zugestanden, auf die bis dahin geltende kostenintensive Mindestauflage von 200 Fahrzeugen verzichten, so dass eine technisch eng verwandte Straßenversion des reinrassigen Sportmodells Toyota MR2 (222D) nicht vorgesehen war. Deutlich zahmer war für die Straße hingegen bekanntlich der „normale“ MR2 (W10) verfügbar.

Gruppe S sollte auf Gruppe B folgen

Doch es kam alles anders: Nach mehreren tödlichen Unfällen in der Rallye-Weltmeisterschaft infolge immer stärkerer und schwerer beherrschbarer Fahrzeuge zog die FIA die Notbremse. Sowohl die Gruppe B, als auch die geplante Gruppe S wurden mit sofortiger Wirkung eingestampft, womit auch der bis dahin nur bei Testfahrten in Europa und Japan erprobte, schwarz lackierte Toyota MR2-Prototyp mit Allradantrieb – von einigen Messe- und Show-Auftritten einmal abgesehen – in den TMG-Museumshallen in Köln eingemotte wurde. Das einzige weitere Fahrzeug seiner Art, welches bis heute erhalten ist, ein weißer 222D wird im Toyota Mega Web Showroom in Tokio ausgestellt.
Jetzt holte Toyota das „Black Beast“ wieder ins Rampenlicht. Bei näherem Hinsehen wird schnell klar: Außer dem Mittelmotor-Prinzip und der grundsätzlichen Silhouette hat der Motorsport-Prototyp 222D nicht viel mit der Straßenversion W10 gemeinsam: Der nur 750 kg leichte Rallye-Bolide basiert auf einem stabilen und stabilen und gewichtssenkenden Gitterrohrrahmen. Das Heck ist zugunsten schnellen Zugriffs auf Motor und Antriebstechnik komplett aufklappbar: Darunter lauert ein mehr als 600 PS und 640 Nm starkes 2,1-Liter-Turbo-Aggregat mit Vierventil-Technik und manuellem Dampfrad zur Ladedruckverstellung, welches seine Power umschaltbar wahlweise auf alle vier Räder verteilte oder nur an die Hinterachse schickte. Nichtmal die charakteristischen Klappscheinwerfer des Serien-MR2 blieben dem 222D erhalten. Sie waren vermutlich zu empfindlich für den harten Rallye-Einsatz.

Technische Daten Toyota MR2 (222d)

Motor: Vierzylinder-16V-Reihen-Turbomotor
Ladedruck: einstellbar von 1,3 bis 1,5 bar
Hubraum: 2.090 cm³
Leistung: 441 kW/600 PS
Max. Drehmoment: 640 Nm
Getriebe: manuelles 5-Gang-Getriebe
Leergewicht: ab 750 kg