Restomod-Roadster
Der Mercedes SL ist nicht nur ein wahrer Klassiker im Segment der Roadster. Was deutsche Modelle angeht, war er einst auch einer der ersten Vertreter dieser Gattung, Und so war der von 1971 bis 1989 gebaute R107 bereits die dritte Modellgeneration. Das auf diesem Seiten vorgestellte Fahrzeug ist mit Baujahr 1988 eines der ganz späten Exemplare des mit etwa 18 Jahren außergewöhnlich lange gefertigten Reihe. Es wurde vor Kurzem in Arizona durch das weltweit renommierte und aktive Auktionshaus RM Sotheby’s versteigert.
Komplett neu aufgebaut
Dass der Wagen auf den Bildern wirklich herausragend gut aussieht ist nicht etwa einer besonders guten Inszenierung und Fotografen-Leistung zu verdanken. Der Wagen befindet sich tatsächlich in einem erstklassigen Zustand. Zu verdanken ist dies den Spezialisten von Bespoke Upholstery and Restoration. Das Team aus Costa Mesa in Kalifornien baute den Wagen einmal komplett von der Rohkarosse ausgehend neu auf. Ingesamt nahm es sich für diese Aufgabe von Anfang 2016 bis Ende 2018 Zeit. Das Endergebnis hat mit dem Originalzustand des Wagens kaum mehr etwas gemein.
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Ursprünglich Silber mit braunem Dach
Erstausgeliefert wurde der Roadster einst an einen Kunden aus Bridgehampton im Staat New York. Es handelt sich um einen 560 SL, eine Modellversion, die damals dem US-Markt vorbehalten war. Optisch kombinierte der Wagen ursprünglich eine Karosserie in Rauchsilber Metallic mit einem dunkelbraunen Stoffverdeck und einer beigefarbenen Inneneinrichtung. An Bord waren damals außergewöhnliche Annehmlichkeiten wie eine Klimaautomatik, elektrische sowie beheizte Außenspiegel, ein Becker Grand Prix-Stereo-Radio, ein Anti-Diebstahl-System und Hitzeschutz-Verglasung.
Technisch modernisiert
Als der 560 SL zwecks Neuaufbaus zu Bespoke Restorations kam, hatte er trotz seines beachtlichen Alters von über 25 Jahren erst knapp 55.000 Kilometer zurückgelegt. Der 230 PS und 389 Nm starke 5,6-Liter-V8-Ottomotor befand sich somit noch in verhältnismäßig gutem Zustand. Dennoch ist es nun mit einer Edelstahl-Abgasanlage samt Custom-Krümmern kombiniert. Zudem wurden einige weitere seiner Komponenten erneuert. Kein Wunder, schließlich bereitete Bespoke wirklich jedes einzelne Bauteil des Mercedes‘ auf oder ersetzte es – je nach Zustand.
Das Fahrwerk wurde nicht nur ebenfalls restauriert, sondern im Zuge dessen gleich mit Koni Classic-Dämpfern samt H&R-Federn aufgerüstet. Die Kraftübertragung übernimmt zudem nun ein neues Sechsgang-Handschaltgetriebe, das im Zusammenspiel mit einem Hinterachs-Differential agiert. Der an der Vorderachse installierte Bremsen-Kit mit Sechs-Kolben-Sätteln verspricht gute Verzögerungswerte.
Düsterer AMG-Style
Optisch hat der SL seinen einstigen, etwa biederen Look komplett abgelegt. Die Karosserie erhielt nicht nur eine Neulackierung in Schwarz. Darüber hinaus ist sie mit einem kompletten AMG-Bodykit ausgerüstet – samt Frontspoilers, Seitenschwellern und Heckschürze. Dabei besitzt der Wagen auch nicht mehr die deutlich klobigeren US-Spec-Stoßstangen. Stattdessen trägt es nun die schlanken des EU-Modells. Die rechteckigen Scheinwerfer stammen ebenfalls von einem europäischen Fahrzeug und sind auf Xenon-Technik umgerüstet. Die Tatsache, dass sämtliche einst chromsilberne Anbauteile nun ebenfalls schwarz ausgeführt sind, unterstützt die düstere AMG-Optik.
Last but not least passen auch die von OZ stammenden AMG-Felgen bestens ins Bild: Während ihre Betten poliert sind, zeigen sich ihre Sterne in Schwarz. Die Dimensionen betragen 17 Zoll, die Bereifungen messen 255/45ZR17 und 245/40ZR17. Einen modernen Touch verleiht dem SL die AMG-Look-Heckspoilerlippe aus Carbon.
Rotes Leder trifft auf Carbon
Carbon ist auch mit Blick auf das Interieur ein gutes Stichwort: Sämtliche einst aus Holz gefertigten Zierelemente sind durch solche aus dem beliebten kohlenstofffaserverstärkten Kunststoff ersetzt. In deutlichem Kontrast dazu steht die neue Lederausstattung in leuchtendem Rot. Das Sportlenkrad sowie weiße Ziffernblätter von AMG erzeigen ebenso ein sportliches Ambiente wie der Carbon-Schaltknauf und die Recaro-Sitze. Zu guter Letzt ist sogar eine neue, moderne Audioanlage an Bord. Sie umfasst zehn Lautsprecher, gemanagt durch einen hinter den Sitzen Carbon-umrahmt platzierten Helix-Verstärker. Angesteuert wird das System über eine McIntosh-CD-Headunit.
Summa summarum ist dieser 560 SL so ein absolut faszinierendes Einzelstück im Top-Zustand. Dies schlug sich auch im Verkaufspreis nieder: Der neue Besitzer zahlte 173.600 Dollar für den Roadster!
Fotos: Ted Seven / Courtesy of RM Sotheby’s
Tech Facts
Mercedes-Benz 560 SL
Baujahr: 1988
Motor: V8-Ottomotor, verschiedene Bauteile erneuert, Custom-Abgaskrümmer, Edelstahl-Abgasanlage
Hubraum: 5.547 ccm
Leistung: 170 kW / 230 PS
max. Drehmoment: 389 Nm
Kraftübertragung: Sechsgang-Handschaltgetriebe, Hinterachs-Differential
Fahrwerk: Koni Classic-Stoßdämpfer mit H&R-Federn, verschiedene Komponenten erneuert
Rad/Reifen: AMG-Leichtmetallfelgen von OZ Racing in 17 Zoll, Sterne in Schwarz, polierte Betten, Michelin Pilot Sport 4 S-Bereifung in 255/45ZR17 und 245/40ZR17
Bremsen: VA Big Brake-Kit mit Sechs-Kolben-Sätteln
Karosserie: EU-Spec-Stoßstangen, AMG-Bodykit bestehend aus Frontspoiler sowie Seitenschwellern und Heckschürze, Carbon-Spoiler im AMG-Look, sämtliche Anbauteile schwarz statt Chrom (Shadow-Line), rechteckige EU-Spec-Scheinwerfer mit Umrüstung auf Xenon-Licht, gelbe Zusatzscheinwerfer, Neulackierung in Schwarz
Innenraum: komplette Neuausstattung mit rotem Leder, AMG-Sportlenkrad, weiße AMG-Armaturen-Ziffernblätter, Recaro-Sitze, sämtliche Holzzierteile durch Carbon ersetzt (Mittelkonsolen-Einfassung, Türverkleidungs- und Armaturenbrett-Leisten, Einstiegsleisten, Türgriffe), Schalthebel mit Carbon-Knauf und rotem Leder-Sack
Multimedia: Soundanlage mit McIntosh MX406-CD-Headunit sowie Helix V Eight DSP Mk2-Verstärker und 10 Lautsprechern