9-Sekunden-Cruiser by Cobra Corner

Ford Mustang „Pro Street“

Besucher des von Cars & Stripes mitveranstalteten Mo’s Garage Drag Days, dessen nächste Ausgabe am 06.05.2023 stattfindet, wissen: Der in diesem Feature präsentierte Ford Mustang aus dem Workshop von Cobra Corner ist nicht nur der absolute Publikumsliebling der Veranstaltung, sondern brannte in den letzten Jahren auch stets die mit Abstand schnellsten Zeiten in den Asphalt. Dabei zeigte der Oldtimer aus dem Baujahr 1967 mit H-Kennzeichen (!) modernen, teils über 1.000 PS starken High Performance-Sportwagen à la Dodge Challenger Hellcat, Chevrolet Camaro ZL1 und Corvette C7 Z06 schier mühelos seine schmalen Rücklichter. Wie kann das sein?! Wir haben einen Blick unter die in Gulf-Farben lackierte Hülle des 1st Generation-Mustangs geworfen.

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Cars & Stripes 1-2023

Konstruiert und im Sinne einer fortwährenden Evolution erbaut wurde das Fahrzeug seit seinem US-Import anno 2006 vom Vater/Sohn-Gespann Ralph Welteroth und Kevin Feist – letzterer pilotiert den Mustang regelmäßig. Und auch wenn der Ford bei Laien angesichts seiner überaus fetten Hinterräder sogleich den Gedanken „Dragster“ erweckt: Nein, ein solcher ist der Cobra Corner-Oldie nicht. Wirklich nicht? Wirklich nicht. Später mehr zu diesem zunächst zugegebenermaßen zweifelhaften Verdikt.

Unter der – ebenso wie Stoßstangen an Bug und Heck – aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigten Motorhaube des Mustangs lauert ein Bill Mitchell Stroker Small Block-V8, welcher 454 cui (7,4 Liter) auf seine acht Brennkammern verteilt. Obenauf sitzen Trick Flow-Zylinderköpfe, eine Edelbrock Super Victor-Ansaugbrücke sowie ein Demon-Vergaser. Bevor die MSD-Zündanlage in Aktion tritt, nimmt eine von zwei komplett getrennten Kraftstofflogistiken den Betrieb auf: Für den „Alltagsbetrieb“ fördert eine Mallory-Benzinpumpe maximal 120 gph / 454 Liter Sprit pro Stunde aus einer 30-Liter-Tankzelle im Kofferraum, während bei Viertelmeilen-Einsätzen eine Magna Fuel-Pumpe gar bis zu 300 gph (1.135 l/h) aus einer benachbarten Race-Tankzelle zum Vergaser schickt. Da letztere nur zehn Liter fasst, ist sie theoretisch innerhalb von einer halben Minute leergesaugt – in der Praxis sind zwei bis drei Läufe pro Tankfüllung drin.
Für einen kurzfristigen, dafür aber umso imposantere Leistungsüberfall sorgt ein NOS Big Shot-System, dessen Flasche zentral im Fond des Mustangs installiert ist. Auch hinsichtlich der Abgasentsorgung wird zwischen Street- und Race-Betrieb unterschieden: Auf der Straßen strömt der heiße V8-Atem zornig grollend durch eine sich an 2-Zoll-Fächerkrümmer anschließende 3-Zoll-Abgasanlage mit X-Pipe und Flowmaster-Schalldämpfern. Im Racing-Einsatz nimmt der Luftstrom den ihm dann via Klappen eingeräumten Shortcut zu Sidepipes vor den Hinterrädern. Für einen ausgeglichenen Temperaturhaushalt des wilden Saugers sorgen so oder so ein Alu-Kühler mit E-Lüfter sowie ein sonderangefertigter Motoröl-Kühler.


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Die Leistung? „Unbekannt, irgendwas über 500 PS“ beteuern die Cobra Corner-Jungs augenzwinkernd, lassen dafür aber andere Zahlen sprechen: Die verbaute Kraftübertragung, eine 3-Gang-Wandlerautomatik, welche die Antriebskräfte via einer Moser Engineering-Hinterachse mit 9-Zoll-Spool und 35-Spline-Steckachsen an die Hinterräder transfertiert, ist für Belastungen über 1000 PS gewappnet. Klar soweit? Wie auch immer: Der Motorpower steht ein fahrfertigtes Fahrzeuggewicht von nur 1.275 kg gegenüber – eine serienmäßige Challenger-Hellcat schleppt satte zwei Tonnen mit sich herum!
Ein paar andere Zahlen allerdings legen Ralph und Kevin auch noch auf dem Tisch: Schon in vergangenen Jahren, als der Mustang noch ein weniger leistungsstarkes V8-Aggregat unter der Haube hatte, absolvierte er die Quartermile bei guten Bedingungen in weniger als zehn Sekunden – ein 9-Sekunden-Oldtimer!Die für Bestzeiten zugegebenermaßen ungeignete Bahn unseres Mo’s Garage Drag Days wurde 2021 in 10,48 Sekunden befahren.
Besonders hochoktaniges Racing-Benzin benötigt der Mustang dafür übrigens nicht: Er kann an der Zapfsäule mit handelsüblichem Super Plus betankt werden. Lediglich bei Betrieb mit NOS ist 102-oktaniger Sprit – bekanntlich ebenfalls an Markentankstellen erhältlich – angesagt.

Absolute Eyecatcher des Mustang sind wie bereits erwähnt zweifellos seine Hinterräder. Während die zweiteiligen Center Line Fuel Series-Felgen an der Lenkachse in zivilen 7×15 Zoll mit ATU-üblichen 205/60er Kumho-Gummis zum Einsatz kommen, fallen die hinteren Center Lines regelrecht „quadratisch, praktisch, gut“ aus: 15×15 Zoll sind hier das Maß der Dinge, bezogen mit Micky Thompson Sportsman-Bereifung in 31×18.5R15 – was nach europäischem Maß etwa 470er Gummiwalzen entspricht. Für den reinen Drag-Einsatz werden natürlich Slicks aufgezogen, welche mit „nur“ 14.5 Zoll Breite übrigens erheblich schmaler ausfallen.
Am Boden gehalten werden – sofern der Mustang beim Start nicht gerade die Nase komplett gen Himmel hebt – die Räder von in Druck- und Zugstufendämpfung einstellbaren Federbeinen: Wilber’s vorne und QA1 mit Höhenverstellung hinten.
Im Innenraum treffen reinrassige Motorsport-Parts auf ein ansonsten recht seriennahes Ambiente. Erstaunlich „bequem“ sind angesichts ihrer spartanischen Optik die Kirkey Superlight-Rennsitze, in welchen sich Kevin und sein Beifahrer mit breiten 5-Punkt-Sicherheitsgurten verzurren. Eine Spur Sicherheitsempfinden dürfte bei nervösen Copiloten auf dem „heißen Stuhl“ der massive Roll Cage auslösen. Das Automatikgetriebe wird mittels eines B&M Pro Ratchet-Shifters bedient. Während Autometer-Armaturen im Cockpit über Werte wie Geschwindigkeit, Drehzahl, Öldruck und -temperatur etc. informieren, sitzen die Benzindruckanzeigen der beiden Spritkreisläufe außen vor der Windschutzscheibe – sehr cool!

So. Und wie fühlt es sich nun an, mit diesem Auto zu fahren? Wir haben im Cockpit des Gulf-Mustangs Platz genommen und können – für den einen oder anderen sicherlich regelrecht enttäuschend – berichten: zunächst einmal erstaunlich normal. Das Auto erwacht mit einem zornigen Husten, wie man es von großvolumigen V8-Aggregaten alter Schule gewohnt ist. Unspektakulär rollt es an, der Wandler wechselt die Gänge ohne große Schaltrucke. Lenkung und Federung eignen sich durchaus für Mittelstrecken-Wochenendausflüge. Gemütliches Cruisen zur Eisdiele? Überhaupt kein Problem. Langweilig? NEIN! Denn wird das Wildpferd gereizt, so keilt es gleich brutal mit der Hinterhand aus: Schon etwas forschere Gastöße bewirken ein Aufbrüllen des Saugers, gefolgt von blitzartigem Losreißen der fetten Walzen vom Asphalt. Hier sollten sich definitiv nur Kenner hinters Lenkrad klemmen! Fest aber steht: Dieser Mustang ist weitaus mehr als „nur“ ein Dragster. Er ist ein 9-Sekunden-Cruiser!

Weitere Informationen und Kontaktmöglichkeiten gibt es auf www.cobracorner.de.

Technical Facts

Ford Mustang

Baujahr: 1967

Karosserie: GFK-Motorhaube, GFK-Stoßstangen, Lackierung in Gulf-Farben

Motor: Bill Mitchell Stroker 454 Small Block-V8 (7,4 Liter Hubraum), Trick Flow-Zylinderköpfe, Demon-Vergaser, Edelbrock Super Victor-Ansaugbrücke, Mallory-Benzinpumpe für Street (120 gph), Magna Fuel-Benzinpumpe für Race (300 gph), Street-Tankzelle im Heck (30 l), Race-Tankzelle im Heck (10 l), MSD-Zündanlage, NOS Big Shot-System, Alu-Kühler mit E-Lüfter, Motoröl-Kühler (Sonderanfertigung), 2-Zoll-Fächerkrümmer (Sonderanfertigung), 3-Zoll-Abgasanlage mit Flowmaster-Schalldämpfer und X-Pipe, Klappenausgang links/rechts vor den Hinterrädern (für Racing-Betrieb)

Kraftübertragung: 3-Gang-Wandlerautomatik, Moser Engineering-HA mit 9-Zoll-Spool und 35-Spline-Steckachsen, Getriebeöl-Kühler

Fahrwerk: VA Wilber’s-Federbeine, HA QA1-Gewindefederbeine (Zug- und Druckstufendämpfung jeweils einstellbar)

Rad/Reifen: zweiteilige Center Line Fuel Series-Felgen in 7×15 und 15×15 Zoll, VA Kumho-Bereifung in 205/60R15, HA Micky Thompson Sportsman-Bereifung in 31×18.5R15

Bremsen: VA/HA Ford-Scheibenbremsen

Innenraum: Custom-Roll Cage, Kirkey Superlight-Rennsitze, 5-Punkt-Sicherheitsgurte, B&M Pro Ratchet-Shifter, Autometer-Armaturen im Cockpit (Tachometer, Drehzahlmesser, Öldruck, Öltemperatur etc.) und vor der Windschutzscheibe (Benzindruck)

Sonstiges: Gewicht 1.275 kg