Luftiger Typ

VW Typ 181

VW Typ 181

Bei Björn Moermans VW Kübel spielt das Thema Luft eine entscheidende Rolle. Viel luftiger als mit dem „Kurierwagen“, der keine Fenster sowie abnehmbare Türen besitzt und dessen Frontscheibe komplett flachgelegt werden kann, ist man mit keinem Auto unterwegs. Zudem ist es das erste luftgekühlte Projekt des belgischen VW-Fans. Und zu guter Letzt lässt sich per Lufteinsatzes auch noch die Vorderachse in der Höhe verstellen.

1969 startete VW im Auftrag der Bundeswehr den Typ 181 Kurierwagen als Nachfolger für den DKW Munga. Das Auto war primär als geländegängiges, grobschlächtiges Arbeitstier für den Militäreinsatz konzipiert und in Sachen Purismus und Schlichtheit nicht zu übertreffen. Später wurde der Wagen trotzdem auch an andere Behörden und sogar Privatleute verkauft.

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Rustikales Kultmobil

Tatsächlich konnte das liebevoll Kübel genannte Modell bei letzteren beachtliche Absatzerfolge verzeichnen und wurde regelrecht zum Kultmobil – die Käufer ließen sich nicht einmal durch den nach damaligen Maßstäben keineswegs niedrigen Preis von 8.500 DM abschrecken. Ein beträchtlicher Teil der Stückzahlen ging in die USA, wo der Wagen unter dem Spitznamen „The Thing“ sehr erfolgreich lief. Wie schon andere VW-Baureihen, allen voran der T1-Bulli, erhielt er nicht zuletzt von Seiten der Hippie-Szene großen Zuspruch.

Neue Karriere für Arbeitertypen

Auch wenn man es beim ersten Blick auf diese Eckdaten des Typ 181 nicht vermuten würde, spielte er so auch in der Tuning-Szene durchaus stets eine Rolle, insbesondere in den USA, wo die Lufti-Custom-Community traditionell groß ist. Selbst heutzutage bringt die Szene regelmäßig aufsehenerregende Kübel-Showcars hervor, von denen wir bereits mehrere in WOB Klassik zeigten. Und nun also das Exemplar von Björn. Der Belgier besaß bereits umfangreichen Tuning-Erfahrungen im VW-Bereich, als er sich an den Aufbau seines Kübels wagte und damit nach diversen Projekten mit wassergekühlten Motoren erstmals an einen Lufti. Der Käfer war ihm zu langweilig, beim Erstkontakt mit dem Typ 181 war es hingegen um ihn geschehen. Die Karosserie ließ er praktisch unangetastet und setzte nur ein paar Vorschäden instand. Anschließend wurde das Fahrzeug im originalen Sandbeige neu lackiert. Ähnlich verfuhr er im Innenraum, wo das spartanische Interieur somit noch immer ein wenig Militär-Flair verströmt. Das gehört aber zu solch einem Auto dazu. Radio? „Ich hab kein Radio, ich würde sowieso nichts von der Musik hören!“

Preisboxer mit Bums!

Das liegt zum einem an den sehr hohen Windgeräuschen der Karosserie, zum anderen am 1,6-Liter-Boxermotor. Das Fehlen jeglicher Dämmung könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Den Motor wollte Björn nicht im Serientrimm behalten, er war ihm zu schwachbrüstig, deswegen ließ er ihn komplett überholen. Die Gemischaufbereitung übernehmen 40-Millimeter-Dellorto-Vergaser, während sich eine elektronische Zündanlage um die Entzündung des Kraftstoffes kümmert. Der Empi-Auspuff mit „J-Pipes“ sorgt für freies Durchatmen und den charakteristischen Sound. Björns ziemlich optimistischer Angabe zufolge drückt das Triebwerk so nun 80-90 PS in das Getriebe eines 1303er Käfers.

Down to the Bone

Nach einiger Zeit auf weißen Stahlfelgen dürstete es den Tuningfreak nach Edelmetall. Seine Wahl fiel auf 5×15-zöllige Enkei-Felgen samt 165/45er und 165/65er Reifen. Mit polierter Optik und klassischem Design passen sie einerseits gut zum Kübel und bieten andererseits einen schönen Kontrast zu dessen puristischer Optik. Die richtige Show liefert aber die Vorderachse ab. Hier installierte Björn ein selbstgebautes Luftfahrwerk, das den Kübel vorn bis auf den Boden absenkt. Hinten drehte der 33-jährige Belgier die Drehstäbe um zwei Zähne nach unten und ließ die Karosse auf Federwegsbegrenzern aufliegen. Wenn nun noch die Frontscheibe flachgelegt wird, reicht das Auto seinem Besitzer gerade einmal bis zur Hüfte!

Technical Facts

Fahrzeugtyp: VW Typ 181

Baujahr 1974

Karosserie: Neulackierung in Sandbeige

Motor: 1,6-Liter-Boxer-Vierzylinder-Ottomotor, Motor komplett überholt, 40mm Dellorto-Vergaser, elektronische Zündung nachgerüstet, Empi-Auspuff mit „J-Pipes“, ca. 80-90 PS,

Kraftübertragung: Getriebe vom Käfer 1303 mit Empi-Shortshifter

Rad/Reifen: Enkei Dish-Leichtmetallfelgen in 5×15 mit Bereifung in 165/45R15 und 165/65R15

Fahrwerk: VA Eigenbau-Luftfahrwerk, HA 2 Zähne heruntergedreht und auf Anschlagdämpfer

Danke an: Wesley De Coninck , Jonas Moerman, Djoek VW, LBH-Tuning, Thomas Putman, Bram De Clercq, Tim De Clercq, Sven Hendrickx

Text: Christopher Otto / Simon Mombartz, Fotos: kevve.be