Der Langstrecken-190E 2.5-16 Evo I

Homologationsmodell mit fast 200.000 km

Mercedes-Benz und AMG blicken auf eine glorreiche Motorsport-Historie zurück: Anfangen bei den legendären „Silberpfeilen“ der Vorkriegszeit über den 300 SEL 6.8 „Rote Sau“ und die Sportwagen-Prototypen der Gruppe C in den den späten 1980er Jahren bis hin zu den Formel 1- und GT3-Boliden der jüngeren Vergangenheit. Wohl kein anderer Mercedes-Rennwagen allerdings entfachte unter den Rundstrecken-Freunden so viel Markenverbundenheit wie der von 1986 bis 1993 in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM) eingesetzte 190E der Baureihe W201. Der Baby-Benz-Renner kam dabei als „Sechzehnventiler“ in unterschiedlichen Ausbaustufen zum Einsatz, mit denen sich Lenkrad-Legenden wie Klaus Ludwig, Kurt Thiim, Roland Asch, Jörg van Ommen und zuweilen auch ein gewisser Michael Schumacher um Platzierungen und Punkte balgten.

Bereits im Vorfeld der DTM-Einsätze hatten mehrere 190E 2.3-16 für Aufsehen gesorgt, als sie im August 1983 auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke im italienischen Nardo Dauerweltrekorde fuhren. So wurden beispielsweise 50.000 Kilometer innerhalb von 201 Stunden, 39 Minuten und 43 Sekunden abgespult, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit von mehr als 247 km/h entspricht – ein für damalige Verhältnisse unerhörtes Tempo.

Ab 1986 waren die Heckflügel-190er dann in der DTM zu sehen. Nachdem die 190E 2.3-16 zunächst nur von Privatiers und kleineren Rennteams an den Start gebracht wurden, professionalisierte sich ihr Einsatz zunehmend. So richtig „ernst“ wurde es 1989, als Mercedes-Benz um die strengen Anforderungen der geltenden Homologationsgesetze der Gruppe A zu erfüllen, und den 190er demgemäß vom werksunterstützten AMG Motorenbau-Team einsetzen lassen zu können eine exakt 502 Exemplare umfassende Sonderserie an straßenzugelassenen Fahrzeugen des neuen , speziell für den Renneinsatz zugeschnittenen 190E 2.5-16 Evolution auflegte: Für 87.204 Deutsche Mark erhielten DTM-Fans ein Fahrzeug, dass näher am Rennsport war, als alle seine Mitbewerber inklusive des Erzfeinds BMW M3. Sein intern als „M 102.991“ bezeichneter, vierzylindriger Einspritzmotor mit von Cosworth produziertem Vierventil-Zylinderkopf und zwei obenliegenden Nockenwellen war bereits aufgrund dieser technischen Ausstattung ein Sahnestückchen modernen Motorenbaus. 195 drehfreudige Pferdestärken ermöglichten Fahrleistungen, die so manchen Sportwagen alt aussehen ließen. Im Renneinsatz leistete dieses Triebwerk mit einer Verdichtung von 12:1 bis zu 340 PS bei mörderischen 8.500 Umdrehungen pro Minute. Doch die Ansprüche stiegen: Bereits ein Jahr später wurde auf den Genfer Automobilsalon der – ebenfalls auf 502 Exemplare limitierte – 190E 2.5-16 Evolution II mit einer weiterentwickelten Ausbaustufe des bekannten Vierzylinders sowie umfangreichen Karosseriemodifikationen präsentiert.
Beide Homologations-190er sind heute gesuchte Sammlerobjekte: Unter 100.000 Euro geht auf dem Markt selbst hinsichtlich Evo I kaum etwas und für gut erhaltene, „unverbastelte“ Evo II-Exemplare werden mitunter auch mehr als 300.000 Euro aufgerufen.


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Wer also einen 190E 2.5-16 Evolution bereits seit vielen Jahren in der Garage stehen hat, der durfte sich über stetige Wertzuwächse des dynamischen Sterns freuen. So wie Guido Blum aus dem Niedersächsischen Melle. Der 53-jährige Unternehmer und passionierte Petrolhead, welcher unter anderem weitere Benz-Schätzchen wie einen W124 500E, einen W202 C43 AMG und einen W111 250SE/C sein Eigen nennt, erwarb den hier abgebildeten 190E 2.5-16 Evo I bereits anno 1993 und nutze die Sportlimousine über mehrere Jahre hinweg als tägliches Langstrecken-Fortbewegungsmittel, wovon ihr Tachostand von rund 182.500 km zeugt – nix mit „Sammlerfahrzeug“ also! Am Zustand des Autos lässt sich das Kilometerfresser-Dasein übrigens nicht ablesen: Sowohl der Blauschwarze Metallic-Lack als auch der Fahrgastraum sind in hervorragendem Zustand, wofür sicherlich nicht zuletzt die regelmäßige Pflege mit Produkten der Marke Tusker49 verantwortlich ist.

Kenner der W201- und insbesondere der 190E Evolution-Historie werden sich über einige Details wundern, die nicht „original Evo I“ sind. So stammen etwa die sechsspeichigen Stern-Felgen der ungewöhnlichen Dimension 8,25×17 Zoll vom weiterentwickelten Evo II. Besohlt sind sie mit Bridgestone Potenza Sport-Bereifung der Größe 245/40R17. Ebenfalls vom Nachfolgemodell kam die Abgasanlage des 190ers an Bord.
Typische W201-Tuning-Mode der späten 1990er Jahre sind der geschwärzte Kühlergrill, die dunklen Rückleuchten sowie die seitlichen Airbrushes auf dem Heckflügel. Letztere zeigen den Helm des ehemaligen Formel 1-Weltmeisters Mika Häkkinen, welcher zwar nie in einem 190E ein DTM-Rennen bestritt, wohl aber 2005 und 2007 in der späteren DTM-C-Klasse.
Auch das Cockpit ist nicht vollständig original. Hier ersetzte Guido das werksseitige Pralltropf-Lenkrad des Mercedes‘ durch ein kleineres raid-Volant und ließ zudem – Stichwort: Langstrecken-Fahrzeug – ein hochwertiges HiFi-System von CarTron installieren.

Technical Facts

Mercedes-Benz W201 190 E 2.5-16 Evo I

Baujahr: 1989

Karosserie: Lackierung in Blauschwarz, Mika Häkkinen-Airbrush auf dem Heckflügel, Kühlergrill schwarz, schwarze Rückleuchten

Motor: 2,5-Liter-Vierzylindermotor, Auspuffanlage vom 190 E 2.5-16 Evo II, 195 PS

Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltgetriebe

Rad/Reifen: OEM-Felgen vom 190 E 2.5-16 Evo II in 8,25×17 Zoll, Bridgestone Potenza Sport-Bereifung in 245/40R17

Innenraum: HiFi-Anlage von Cartron, raid-Sportlenkrad