Suburban: Familienfreund und Arbeitstier seit 1935
Ein außergewöhnliches Jubiläum begeht Chevrolet in den USA: Der bis heute erfolgreiche und fest im Modellprogramm verankerte Suburban feiert 2020 tatsächlich bereits sein 85. Geburtstag. Damit ist er das erste Modelle überhaupt, das über eine solch langen Zeit hinweg ununterbrochen mit ein und dem selben Namen verkauft wird. Man muss sich an dieser Stelle einmal vor Augen halten, dass im ersten Baujahr des Suburbans, 1935, erst knapp 50 Jahre vergangen waren, seit Carl Benz seinen Patent-Motorwagen Nummer 1 vorgestellt hatte, 26 Jahre seit dem Start des Ford Model T und 24 Jahre seit der Gründung Chevrolets.
Und so betitelt der US-amerikanische Hersteller den Suburban in der Jubiläums-Pressemitteilung wohl zu Recht mit einem Ausdruck, der heutzutage eine unverändert beliebte Fahrzeugklasse bezeichnet: er sei das erste, das originale Sports Utility Vehicle. Seit den ersten Vertretern der Baureihe in den 30ern hat sich Welt stetig gewandelt. Doch Chevrolet hat es mit den elf Modellgenerationen stets geschafft den richtigen Nerv zu treffen, damals gegen Ende der Great Depression in den USA ebenso wie in der heutigen, höchst industrialisierten und digitalisierten Zeit.
Gemein ist allen Suburban ihr sehr großzügiges Raumangebot, das diverse Zwecke dienen kann wie beispielsweise der Großfamilie auf Reisen, im Strafvollzug oder der Bewältigung herausfordernder Transportaufgaben. Schon die erste Generation bot Platz für acht Passagiere
oder alternativ bei ausgebauten respektive umgeklappten Sitzen im Fond bis zu 3.259 Liter Stauraum. Diese Werte kann der aktuelle Suburban sogar leicht toppen, er nimmt wahlweise bis zu neun Insassen oder 3.446 Liter Gepäck auf. Doch der Reihe nach, bleiben wir zunächst beim Ursprung: Optisch zeigen die ersten Suburbans den typischen Look ihrer Zeit mit hohem Kühlergrill, freistehenden Scheinwerfern über breiten Kotflügeln und einem zwar abgerundeten, aber recht kastenförmigen Aufbau. Die an ähnlichen Fahrzeugen oft gesehenen Holz-Seitenverkleidungen und Planverdecke besaß er unterdessen nicht, sondern eine komplett feste Stahlkarosserie. Damit und durch die Tatsache, dass er auf einem Truck- statt PKW-Chassis basierte, eignete er sich weitaus besser für den harten Einsatz im Arbeitsalltag. Trotz dieser Anforderungen und seiner Größe musste sich der Wagen dabei mit einem nur etwa 61 PS starken Reihensechszylinder begnügen. Dies galt bis 1937, als es zu einer ersten optischen wie technischen Überarbeitung kam, sodass der Motor nun 80 PS generierte. Im selben Jahr ging der Suburban dann auch unter dem Label der Schwestermarke GMC in den Verkauf. Ein Umstand, der sich bis heute nicht geändert hat, der aktuelle GMC-Ableger trägt den Namen Yukon XL.
Die zweite Generation des Suburban kam in der Zeit des zweiten Weltkriegs, als ein Großteil der Produktion von zivilen Automobilen ins Stocken geriet oder eingestellt wurde. Dennoch baute Chevrolet das Modell weiter, nicht zuletzt, weil es eine Version für militärische Transportzwecke gab. Die Länge des noch rundlicher und mit bauchigeren Kotflügeln auftretenden Fahrzeugs wuchs auf knapp fünf Meter an, gut für die Platzverhältnisse der bis zu acht Insassen. Zwei Jahre nach Kriegsende folgte die dritte Generation, welche für die erste tiefgreifende Grunderneuerung des Modells steht: Sie basierte auf den Advance Design-Pick-ups, die somit ihr Chassis als Basis spendeten – dies hat sich bis heute nicht geändert, stets fußte der Suburban auf dem jeweiligen Truck-Fahrgestell. Die Verwandtschaft zu den Pritschenwagen bringt die dritte Generation – wie seinen Nachfolger bis in die Zeit der Jahrtausendwende hinein – nicht zuletzt durch eine starke optische Nähe zum Ausdruck. Während die Leistung des antreibenden Reihensechszylinders mit jetzt um die 100 PS nach wie vor relativ überschaubar waren, boten immerhin 217 Nm Drehmoment gute Voraussetzungen für den Transport respektive das Ziehen von schweren Lasten.
Einen großen Schritt in Richtung des typischen Autodesigns, wie wir es heute kennen, machte 1955 die vierte Generation mit ihre vorne nahtlos in den Rest der Karosserie übergehenden sowie hinten in diese integrierten Kotflügeln. Weitere Merkmale waren die nach vorne geneigte Front mit breitem Kühlergrill und gewölbter Motorhaube. Am Heck bestand wie schon beim Vorgänger die Wahl zwischen einer horizontal geteilten Klappe oder zwei seitlich angeschlagenen Flügeltüren. Erstmals kamen neben Reihensechszylindern auch V8 zum Einsatz, die legendären Small Blocks. Gleichfalls neu war die Option auf Allradantrieb. Schon 1960 startete die nächsten Suburban-Generation, die nun noch gradliniger designt war. Sie teilte sich das Design mit den Pick-ups der C-Series beziehungsweise K-Series der 60er Jahre und zeichnete sich dementsprechend erstmals durch eine Frontpartie mit breiter Kühlermaske und reichlich Chrom aus. Zudem war nun für alle Suburban-Modelle wahlweise Allrad- oder Hinterradantrieb verfügbar. Unter der Haube saßen weiterhin Sechszylinder oder Small Block-V8. 1963 bekam der Suburban einen Leiterrahmen und, im Hinblick auf eine Verbesserung des Komfort für Personentransporte gab es ab 1965 optional eine Heizung für den Fond und eine Klimaanlage. Eine der essentiellsten Neuerungen der 1967 veröffentlichten, sechsten Generation war unterdessen die dritte Tür, welche auf der Beifahrerseite den Zugang zum Heck erleichterte. Das Motorenprogramm war extrem vielfältig und umfasste verschiedene Sechszylinder sowie andererseits V8 in diversen Hubraum- und Leistungsstufen.
Zudem zeigte die sechste Generation eine nochmals kantigeres Design, ein Trend der sich bei den Nachfolgern bis Ende der 90er Jahre fortsetzen sollte. Die 1973 eingeführte, siebte Generation bekam erstmals vier Türen und – obwohl schon der Vorgänger deutlich gewachsen war, einen nochmals größeren Radstand: Somit maß der Suburban nun stolze 5,56 Meter in der Länge. Zudem legte Chevrolet noch stärker den Fokus auf die Ausrichtung des Suburban als Personenwagen. Gleichfalls eine Entwicklung, die sich bis heute fortgesetzt hat. Zudem brachten Ende der 80er eine elektronisch gesteuerte Einspritzung und eine Viergang-Automatik mehr Effizienz. Mit etwa 18 Jahren war die siebte Generation diejenige mit der längsten Bauzeit. So kam der achte Suburban erst 1991, in eine Zeit hinein, in der langsam aber sicher der SUV-Boom begann, sodass das Modell weiter an Beliebtheit gewann und endgültig im Mainstream angekommen war. Weiterentwickelt hatte Chevrolet über die Zeit natürlich auch die Motoren, sodass, ähnlich wie schon im Vorgänger, nur noch großvolumige und kraftvolle V8 mit bis zu 7,4 Litern Hubraum verfügbar waren. Zudem gab es in den Generationen sieben und acht auf Wunsch alternativ Dieseltriebwerke.
Pünktlich zum Start ins 21. Jahrhundert brachte Chevrolet Ende 1999 die neunte Generation auf den Markt. Hier setzte sich natürlich nicht nur der Trend zu immer stärkeren Motoren mit jetzt bis zu 340 PS fort, zudem wurde die Ausstattung immer vielfältiger und moderner. Erstmals gab es unter anderem vier Scheibenbremsen, ein ESP und ein Fahrwerk mit Niveauausgleich bei Beladung. Ferner war das Design wieder rundlicher gezeichnet. Anfang 2007 debütierte der zehnte, aerodynamischer gestaltete Suburban mit einer Länge von nun 5,64 Metern. Wie schon beim Vorgänger waren manche Motoren nun optional Flex Fuel- sprich E85-fähig. DVD-Spieler, GPS-Navigation und Touchscreen-Infotainmentsystem gehörten nun je nach Ausführung sogar zur Serienausstattung. Ebenfalls verfügbar waren diverse Assistenzsysteme wie ein Totwinkel-Warner. Ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte die Fülle an entweder serienmäßigen oder optionalen, top-modernen Ausstattungsmerkmalen unterdessen selbstverständlich beim aktuellen Modell: Die 2015 auf den Markt gebrachte, elfte Generation wirkt im Gegensatz zum Vorgänger mit grimmig wirkender und quasi komplett ohne Chrom auskommender Front wieder deutlich repräsentativer und luxuriöser: Zu verdanken ist dies den größeren Scheinwerfern und dem wieder großzügig verwendeten Chrom. Die Ausstattung ist nicht zuletzt weitaus multimedialer und bietet etwa einen LTE Wi-Fi-Hotspot sowie Apple CarPlay und Android Auto. Motorseitig wurde das Angebot hingegen gestrafft: Zunächst war mit einem 360 PS starken 5,3-Liter-V8 nur ein Aggregat erhältlich – erst 2018 kam als Alternative ein 6,2-Liter-V8 mit 426 PS hinzu. Bei einer derart beeindruckenden Historie mit stetiger Anpassung an den Puls der Zeit, ist davon auszugehen, dass der Suburban eine glorreiche Zukunft vor sich hat: Zumal Chevrolet im Herbst 2019 die nächste komplett neue Generation enthüllte – dieser besitzt nicht nur ein moderneres Design, das sich wieder stärker am Look des Silverado orientiert, und erstmals seit vielen Jahren auf Wunsch auch wieder mit einem Dieselmotor verfügbar ist. Man kann gespannt bleiben, der nächste herausragende Meilenstein dürfte wohl das 100. Jubiläum sein …
Übrigens: Nicht nur der Suburban, sondern ebenso der kürzere Variante Tahoe feiert 2020 einen besonderen Geburtstag. Alle wichtigen Informationen zu seinem 25. findet ihr auf der zweiten Seite.