825 PS im Volvo-Oldie 242

Gatebil Schweden Racing Motorsport Event Volvo 242 Tuning

Schwedenhammer vom Gatebil

In der deutschen Tuning-Szene sind sie – wie sicherlich in dem meisten anderen Ländern – so gut wie nicht vertreten und somit eine echte Rarität: die Autos der schwedischen Marke Volvo. In ihrer skandinavischen Heimat ist dies jedoch anders. Dort dienen sie – ganz gleich, ob alt oder neu – als beliebte Basis, sowohl im Show & Shine- als auch im Performance-Bereich. Dass dabei zweifelsohne begeisternde Ergebnisse entstehen, beweist etwa der hier gezeigte Volvo 242 von 1975, einem der ganz frühen Baujahre dieser ingesamt fast 20 Jahre produzierten Modellreihe. Der Zweitürer befindet sich im Besitz von Martin Brag aus der kleinen, etwa 150 Kilometer nordöstlich von Göteborg entfernten Gemeinde Götene. Mit Hilfe des Teams seines eigenen Werkstattbetriebs M.B.W.A.C., der insbesondere auf den Bau von Drag-Fahrzeugen spezialisiert ist, verwandelte der Schwede den Volvo in ein erstklassiges Race Car, das vor dem Kampf um die beste Rundenzeit ebenso nicht zurückschreckt wie vor spaßiger Drift-Action. So ist Martin seit einigen Jahren mit seinem 242er im Rahmen der mehrfach jährlich in Skandinavien stattfindenden Gatebil Festivals am Start, bei denen er dem Oldie alles abverlangt.

Dafür, das dieses „alles“ weitaus mehr ist, als man der unscheinbaren Limousine auf den ersten Blick zutrauen würde, sorgte Martin mit einem komplett neuen und weitreichend optimierten Triebwerk unter der aus Sichtcarbon produzierten Motorhaube: Die Basis bildet ein 2,3 Liter großer T5-Reihenfünfzylinder aus einem V70 der 90er Jahre. Befeuert wird dieser nicht mehr durch seinen werkseitigen Turbolader, sondern von einem größeren, leistungsstärkeren Pendant vom Typ BorgWarner 369SX-E. Dieses arbeitet im Zusammenspiel mit einem Godspeed-Wastegate, einem 100-Millimeter-Ladeluftkühler sowie einem Custom-Air Intake. Ebenfalls neu sind weitere Komponenten wie die CP-Carrillo-Kolben auf AutoVerdi-Pleueln, der Custom-Zylinderkopf mit Catcams-Nockenwelle und größeren Ventilen samt härterer Federn. Hinzu kommen Bosch-Einspritzdüsen, eine elektronische Drosselklappen-Steuerung sowie eine 3,5-Zoll-Abgasanlage, die sich an eine 4-Zoll-Downpipe anschließt. Das Management des Triebwerks übernimmt ein MaxxECU-Steuergerät. Der resultierende Output beläuft sich auf beachtliche 825 PS und ein maximales Drehmoment von 759 Nm!

Passend zur gesteigerten Leistung des Triebwerks realisierte Martin auch hinsichtlich des restlichen Antriebsstrangs und des Fahrwerks umfangreiche Anpassungen. Vor allem letzteres erregt Aufsehen, da die Federbeine des vorne installieren Öhlins-Racing-Gewindefahrwerks in Poshrod-Lage verbaut sind und dabei aufsehenerregend durch zwei Öffnungen in der Motorhaube herauslugen. Die Fahrwerksmodifikationen an der Hinterachse fielen hingegen weniger aufwändig aus, hier verbaute der Schwede härtere Federn und Dämpfer. Umso umfangreicher war im Heck jedoch ohne Frage die Einpassung der Ford Hinterachse, die um Hochleistungs-Antriebswellen aus dem Hause Mark Williams Enterprises aufgewertet ist. Zur Kraftübertragungvom Motor an die vom BMW 5er der Baureihe E60 stammenden Kardanwelle steht ein 5-Gang-Getriebe aus einem 530d der Vorgänger-Generation E39 bereit. Dieses wurde mit einer Zwei-Scheiben-Kupplung von Tilton und einem leichten Schwingrad aus dem Hause DLI-Teknik kombiniert wurde. Und zu guter Letzt besitzt der Volvo auch Bremsen, die den mehr als 800 PS gerecht werden: Sie stammen vorne von Wilwood und besitzen 365-Millimeter-Scheiben, während hinten Brembo-Anlagen mit 330-Millimeter-Scheiben verbaut sind.

Konsequent auf den Motorsport-Einsatz ausgerichtet ist auch das Interieur. Es ist weitestgehend leergeräumt und beschränkt sich auf das Nötigste: Martin sitzt wie sein etwaiger Mitfahrer mit Hosenträger-Gutren von Sparco fest verzurrt in Schalensitzen aus gleichem Hause und blicken dabei auf ein schlichtes Armaturenbrett. Hinter dem auf Lenkbefehle wartenden, geschüsselten Luisi-Volant sitzt eine Racepak-Armaturen-Einheit, die bei Bedarf über zahlreiche Fahr- und Motorparameter informiert. Für perfekte Sicherheit im Falle eines Unfalls sorgen ferner der Gruppe H-Überrollkäfig sowie ein Feuerlöcher, der sogar über vier direkte Einspritzdüsen in den Motorraum verfügt. Der Kraftstoff wird zudem im Kofferraum in einem Sicherheitstank gelagert.

Optisch hält sich der Volvo, wie bereits angedeutet, sehr zurück. Neben der angesprochenen Motorhaube sind die auffälligste Neuerung die BBS Le Mans-Mehrteiler im klassischen Y-Speichen-Look mit goldenen Sternen und silbernen Betten. Sie besitzen die Dimensionen 8×18 sowie 9×18 Zoll und 225/40er respektive 225/45er Bereifungen. Kunststoff-Scheiben samt seitlicher Schiebefenster und eine unauffällige mattschwarze Folierung des M.B.W.A.C.-Logos auf den Seiten der glänzend schwarzen Karosserie runden die Modifikationen ab. Fertig ist der Volvo übrigens noch nicht: Für den kommenden Winter plant Martin eine Fortführung bereits begonnenen Leichtbau-Konzepts. Der Tausch diverser weiterer Karosserieteile durch Carbon-Pendants soll das Gewicht von aktuell etwa 1.250 Kilogramm auf unter 1.100 Kilogramm drücken.

 

Fazit: Das M.B.W.A.C.-Team um Martin Brog hat es geschafft aus dem unauffällig gezeichnete Klassiker 242 des in Göteborg beheimateten Unternehmens Volvo ein vollends faszinierendes Fahrzeug zu kreieren. Und dies beruht an dieser Stelle nicht etwa auf einer extrovertierten Optik – diese wurde kaum verändert –, sondern vielmehr auf dem konsequent auf dem konsequent umgesetzten Racing-Interieur und den umfangreichen technischen Anpassungen: Der bärenstarke Fünfzylinder samt der zahlreichen ergänzenden Modifikationen der Antriebseinheit und des spektakulären Fahrwerks regt Petrolheads zum Schwärmen an.

Volvo 242

Baujahr: 1975

Motor: Reihenfünfzylinder-Ottomotor aus dem Volvo V70, BorgWarner 369SX-E-Turbolader (0.88 A/R), 60-mm-Godspeed-Wastegate, 100-mm-Ladeluftkühler, Custom-Air Intake, AutoVerdi-Pleuel, CP-Carrillo-Kolben mit Verdichtungsverhältnis 10:1, ARE-Trockensumpfschmierung, ARP-Bolzen, Custom-Zylinderkopf, Catcams-Nockenwelle, größere Ventile mit härteren Federn, Bosch-2200cc-Einspritzdüsen, elektronische Drosselklappen-Steuerung, MaxxECU-Motorsteuergerät, 4-Zoll-Downpipe aus Edelstahl, Custom-Edelstahl-Abgasanlage als 3,5-Zoll-Rohren ohne Schalldämpfer

Hubraum: 2.319 ccm

Leistung: 607 kW / 825 PS bei 1,9 Bar Ladedruck

max. Drehmoment: 759 Nm bei 1,9 Bar Ladedruck

Kraftübertragung: 5-Gang-Getriebe vom BMW E39 530d, Zwei-Scheiben-Rallye-Kupplung von Tilton, leichtes Schwungrad von DLI-Teknik, Kardanwelle vom BMW E60, angepasste 9-Zoll-Hinterachse von Ford mit Hochleistungs-Antriebswellen von Mark Williams Enterprises

Fahrwerk: VA Öhlins-Racing-Gewindefahrwerk mit Custom-Pushrod-Federbeinen, HA härtere Federn und Dämpfer

Rad/Reifen: BBS Le Mans-Felgen in 8×18 und 9×18 Zoll mit Bereifung in 225/40 R18 und 225/45 R18

Bremsen: VA Wilwood-Bremsen mit 365-mm-Scheiben, HA Brembo-Bremsen mit 330-mm-Scheiben

Karosserie: Carbon-Motorhaube mit Schnellverschlüssen und Öffnungen für die vorderen Federbeine, Kunststoff-Fenster samt seitlicher Schiebefenster und Lüftungsöffnungen in der Heckscheibe, Lackierung in Schwarz mit mattschwarzer Teilfolierung

Innenraum: digitale Racepak-Armatureneinheit, geschüsseltes Luisi-Rennsport-Lenkrad, Schalensitze sowie 4-Punkt-Gurte von Sparco, Gruppe H-Überrollkäfig, Fogmaker-Feuerlöscher mit vier Einspritzdüsen im Motorraum, Sicherheitstank im Kofferraum