Ford Modell A Pick-up
Sie stellen wohl eine der ältesten Spielarten des Tunings dar und doch begeistern sie bis heute unzählige US-Car-Fans weltweit: Hot Rods. Dabei handelt es sich bekanntlich um technisch wie optisch tiefgreifend modifizierte Fahrzeuge auf Basis von – heutzutage – Oldtimern aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen. Die ersten Hot Rods entstanden schon quasi unmittelbar nach dem Ende des zweiten Krieges in den USA, gebaut und gefahren sowohl durch heimgekehrte Soldaten als auch durch die wohlhabende Jugend, die sich im Rahmen von Beschleunigungsrennen duellierten. Als Basis dienten und dienen bis heute zum Beispiel Vertreter der frühen Ford-Baureihen Modell T oder Modell A. Ein Exemplar der letztgenannten bildet die Basis für den hier vorgestellten Hot Rod.
Dabei unterscheidet sich der Wagen, der den Spitznamen „The Marauder“ trägt, durchaus in mehrerlei Hinsicht von dem, was gemeinhin ein typischer Hot Rod ist. So wurde der Wagen nicht in den USA, sondern in Großbritannien vom Engländer Kyle Hands aufgebaut und trägt kein leuchtend buntes Blechkleid. Die größte Überraschung liefert der Ford aber sicherlich mit seinem Triebwerk.
Ungewöhnliche Motorwahl
Während nämlich bei den meisten Hot Rods wie selbstverständlich ein großvolumiger V8-Ottomotor im Bug für Vortrieb sorgt, sucht man selbigen bei Kyles Ford vergebens. Denn mit 5,9 Litern Hubraum ist sein Aggregat zwar durchaus großvolumig, im Übrigen handelt es sich jedoch um einen Reihensechszylinder, noch dazu einen, der mit Diesel betrieben wird. Genauer gesagt ist es ein Cummins 6BT-Motor, der in den 1990er Jahren beispielsweise den Dodge Ram antrieb. Dieses Aggregat unterzog Kyle für den Einsatz in seinem Modell A jedoch einer umfangreichen technischen Veredlung. Gleiches gilt im Hinblick auf die Optik, was besonders wichtig ist, da der Sechsender mangels Motorhaube jederzeit bestens zu begutachten ist. So sind passend zur Karosserie quasi sämtliche Komponenten in Schwarz lackiert oder pulverbeschichtet. Ausnahmen davon bilden nur einige Details, die hochglanzpolierte Akzente setzen. Dies gilt etwa für das Verdichtergehäuse des großen Holst HX35-Turboladers. Dieser arbeitet im Zusammenspiel mit einem Custom-Ladeluftkühler. Zudem gibt es eine Ladedruckanzeige, die – ebenso wie eine Benzindruckanzeige – direkt auf dem Motor platziert ist. Dank dieser und zahlreicher weiterer Optimierungen wie eines Luft- und eines Ölfilters von K&N, eines Custom-Kühlers, und einer Fass-Benzinpumpe mit hoher Durchflussrate, die den Kraftstoff über Stahlflex-Leitungen aus einem Alutank fördert, generiert der Diesel-Sechsender circa 200 PS. Das bullige maximale Drehmoment beträgt 800 Nm. Ein echtes Highlight ist unterdessen die „Abgasanlage“, die in diesem Fall aus einem 4 Zoll dicken, direkt hinter dem Turbolader senkrecht nach oben ragenden Rohr besteht.
Fahrwerk, Chassis und Co. komplett neu
An die Räder weitergeleitet wird die Power des Diesel-Aggregats mit Hilfe eines manuellen Fünfgang-Getriebes. Darüber hinaus sind weitere Teile der Kraftübertragung wie die Kardanwelle und die manuelle Zahlstange neu. Ferner gibt es eine elektrische Servo-Lenkstange. Ohnehin ist quasi die gesamte Technik des Fords von Grund auf modifiziert. So steht der Oldie auf einem komplett neuen Chassis, das zum Beispiel mit dem Vorderrahmen eines Mustangs und einer Multilenker-Hinterachse samt Diffferential mit Sperrwirkung und einstellbarem Panhardstab aufwartet. Die bis aufs Maximum ausgereizte Tieferlegung des Modell A lässt schon darauf schließen, dass es mit einem Airride ausgerüstet ist. Dieses umfasst neben den rundum installierten Luftfederbeinen zwei Viair-Kompressoren und einen 11-Liter Tank aus dem Hause Accuair. Die 3P-Management-Einheit stammt hingegen von Airlift Performance. Und zu guter Letzt erhielt die Bremsanlage ein Upgrade, unter anderem mit neuen Scheiben und Belägen sowie komplett überholten Sätteln an der Hinterachse, Stahlflex-Leitungen und einer OBP-Handbremse.
Schwarzes Gewand
In Anbetracht der extrem düsteren Optik des Fords wird schnell ersichtlich, warum er seinen Spitznamen „The Marauder“, sprich zu deutsch Plünderer, trägt – man könnte fast meinen, der Hot Rod sei geradewegs aus dem dystopischen Endzeit-Film Mad Max entsprungen. Schwarz gibt hier zweifellos den Ton an, sogar die Rückleuchten sind extrem dunkel getönt und die mitgeführte NOS-Flasche trägt ebenso dieses Finish. Letztere befindet sich, wie des Weiteren Teile des Kraftstoffsystems, auf der Ladefläche des Fahrzeugs, tatsächlich handelt es sich doch um eine Pick-up-Variante des Modell A. Dass dies auf den ersten Blick nicht mehr sichtbar ist, lässt sich vor allem darauf zurückzuführen, dass Kyle Custom-Seitenteile verbaute, die eher eine waagerechte Weiterführung denn eine senkrechte Begrenzung der Ladefläche darstellen. Auf deren Boden ist im Übrigen Eichenholz samt Chromleisten ausgelegt. Weitere Highlights sind die Motorrad-Rückspiegel und das gechoppte Dach. Zudem besitzt der Ford eine getönte Acryl-Scheibe vorne, während die seitlichen Pendants entfernt und durch Custom-Fensternetze ersetzt wurden. Zu guter Letzt erhielt der Ford Stahlräder von einem Jeep, die hinten 10×15 und vorne – verkleinert von 8 Zoll Breite – 6×15 Zoll messen. Bezogen sind sie mit Reifen in 165/80 R15 und 31×10.50 R15.
Interieur komplett erneuert
Vollständig von Grund auf aufgebaut hat Kyle zu guter Letzt auch das Interieur. Hier herrscht beinahe schon ein reinrassiges Motorsport-Ambiente, was Bauteilen wie dem unten abgeflachten Racing-Lenkrad und der stehenden Pedalerie zuzuschreiben ist. Letztere ist ebenso von OBP aus silbrig glänzendem Metall gefertigt wie die Fußstützen am Fahrzeugboden. Gleichfalls in Eigenarbeit entstand das Armaturenbrett, das beispielsweise mit Custom-Knöpfen und -Kippschaltern versehen ist. Darüber hinaus thront obenauf ein iPad. Der gedrehte und verlängerte Schalthebel ist mit einem Quaife-Knauf versehen.
Seinen ersten Auftritt hatte der Kyles Modell A-Hot Rod übrigens Ende Juli beim FittedUK-Event in Manchester – und das mit großem Erfolg. Die Indoor-Veranstaltung ist eine der größten ihrer Art in ganz Großbritannien. Dabei wurde der Ford unter den hunderten anwesenden Fahrzeugen in die Top 30 gewählt.
Technical Facts
Ford Modell A Pick-up
Baujahr: 1929
Motor: 5,9-Liter-Cummins-6BT-Reihensechszylinder-Dieselmotor, komplett in Glanzschwarz lackiert, Holst HX35-Turbolader, neue Turbo-Muttern aus Kupfer und -Dichtungen, Ladedruckanzeige auf dem Motor, Custom-Ladeluftkühler mit schwarz pulverbeschichteter Verrohrung, satinschwarze Ventildeckel, Ventildeckel-Schrauben und Turbo-Verdichtergehäuse hochglanzpoliert, Krümmer sandgestrahlt und schwarz lackiert, K&N-Luftfilter, Custom-Kühler, Custom-Wasserleitungen, Murray-Spannklemme, Öl-Einfüllstutzen gekürzt und mit Kappe im Military-Look, HEL-Performance-Stahlflex-Ölrücklauf, neue Drosselklappen-Rückholfeder, K&N-Ölfilter, neuer Motor-Entlüftungsschlauch, Messstab gekürzt und mit neuem Griff, Ansaugluft-Temperaturfühler entfernt, neuer erweiterter und versteckt verlegter Kabelstrang, Keilriemen samt -Spanner neu, schwarzer 8-mm-Überlaufschlauch, Anlasser und Lichtmaschine auf 12-V-Betrieb umgestellt, Aluminium-Tank, HEL Performance-Stahlflex-Kraftstoffleitungen, Fass-Kraftstoffpumpe mit ca. 600 l/h Durchflussrate, Benzindruckanzeige auf dem Motor, Optima Redtop-Batterie (1000A), 4-Zoll-Custom-Abgasanlage, ca. 200 PS / 800 Nm
Kraftübertragung: manuelles ZE S5-42-Fünfgang-Getriebe, Schalthebel gedreht und verlängert, Quaife-Schaltknauf, elektrische Servo-Lenksäule, manuelle Zahnstange, Custom-Kardanwelle mit Heavy Duty-Andeckung, glanzschwarz lackierte Heavy Duty-Multilink-Hinterachse samt Differentialgetriebe mit Sperrwirkung, einstellbarer Panhardstab
Fahrwerk: Airride mit Luftfederbeinen vorne und hinten, zwei Viair 480c-Kompressoren, 11-Liter-Accuair Endo-Tank, 10-mm-Leitungen und Airlift 3P-Management-Einheit
Rad/Reifen: pulverbeschichtete Jeep-Stahlfelgen in 6×15 und 10×15 Zoll mit Bereifung in 165/80 R15 und 31×10.50 R15
Bremsen: HA Scheiben und Beläge neu sowie Sättel komplett überholt, Sättel glanzschwarz lackiert, hydraulische OBP-Handbremse, HEL Performance-Stahlflex-Bremsleitungen, zwei Bremsleitungs-Sperren, Metall-Bremsflüssigkeitsbehälter
Karosserie: schwarze Rückleuchten, schwarze Motorrad-Rückspiegel, Custom-Ladeflächenwände, Eichenholz-Ladefläche mit Chromleisten, glanzschwarz pulverbeschichtete NOS-Flasche mit „Wizards of NOS“-Halterungen und Aufklebern, Metall-Fensterrahmen, leicht getönte Frontscheibe aus Acryl, Custom-Fensternetze statt Scheiben an den Türen, Türscharniere glanzschwarz pulverbeschichtet, Lackierung in U-POL Raptor-Schwarz
Innenraum: unten abgeflachtes Motorsport-Lenkrad, Innenraum in U-POL Raptor-Schwarz lackiert, rote Türgriffe, OBP-Fußstützen aus Metall, stehende OBP-Pedalerie, Armaturenbrett mit Custom-Knöpfen und -Kippschaltern
Multimedia: iPad auf dem Armaturenbrett