Motorrad auf vier Rädern
Seit nunmehr 13 Jahren sind die Jungs von SPS Motorsport als absolute Mazda MX-5-Spezialisten bekannt. Wer in diesem Land effizientes Performance-Tuning an seinem MX-5 betreiben möchte, der kommt an SPS kaum vorbei: Road, Track, Drift – alles das gehört zum SPS-Portfolio. Dabei stehen aber auch Jan Spieß und seine SPS-Mannschaft regelmäßig vor neuen Herausforderungen. So wandte sich Eric, der Besitzer des hier abgebildeten MX-5 an SPS: Obwohl Eric seit einem schweren Motorradunfall im Jahr 2009 querschnittsgelähmt und ergo auf einen Rollstuhl angewiesen ist, wollte der heute 35-Jährige das Moped-Feeling wieder spüren. Der Auftrag also: Baut mir ein Auto, dass sich wie ein Motorrad auf vier Rädern anfühlt!
Für diese „Bestellung“ bot der MX-5 NA natürlich beste Voraussetzungen, steht der kleine Hecktriebler doch seit nunmehr 35 Jahren für agilen Open Air-Fahrspaß. Ausgehend von einer nackten Rohkarosse baute SPS das Auto über vier Jahre hinweg komplett neu auf. Ein Großteil dieser Zeit entfiel auf die Genehmigungs- und Zulassungsverfahren des ungewöhnlichen Tuning-Projekt, stand eine ordnungsgemäße Straßenzulassung doch ganz klar in dessen Lastenheft.
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Bedienung ohne Pedalerie
Nackt ist Karosserie in weiten Teilen sogar geblieben, von der Lackierung in an das Sondermodell „Sunracer“ erinnerndem Gelb einmal abgesehen. Türen und Kotflügel bestehen aus glasfaserverstärktem Kunststoff. Der Blick ins Innere des Roadsters fällt mangels eines Verdecks – Motorräder haben schließlich auch keinen Regenschutz – leicht. Und die maximale Gewichtsreduzierung ist hier augenfällig: Dämmstoffe, überflüssige Verkleidungen etc. sucht man vergebens. Auch eine Pedalerie gibt es aus naheliegenden Gründen nicht mehr. Stattdessen bedient Eric das Auto komplett mit den Händen: Gas und Getriebe etwa am Lenkrad, in dessen Funktionsumfang auch alle werksseitig vorhandenen Lenkstockschalter integriert sind. Durch das Lenkrad blickt Eric auf ein Race Technology Dash2 PRO-Display.
Anders als bei Driftcars ist auch der rechts des Fahrersitzes aufragende Hebel nicht etwa eine Fly Off, sondern bedient die Bremsen aller vier Räder. Die beiden SPS MK1-Schalensitze mit roten Schroth-Gurten werden von einem ebenso hauseigenen Clubsport-Überrollbügel mit flachem Flankenschutz sicher umschlossen – hier ging Sicherheit deutlich vor Gewichtsersparnis. Dennoch bringt der Roadster fahrfertig nur rund 920 Kilogramm auf die Waage.
2,4 kg/PS: Leistungsgewicht wie ein Supersportwagen
Braucht ein so leichtes Funcar viel Leistung? Nicht unbedingt eigentlich. Aber haben ist ja bekanntlich besser als brauchen. Und so rüstete SPS Motorsport den 1,8-Liter-Motor mit dem hauseigenen Stage 1-Turboumbau auf, dessen Herzstück ein Garrett GT2860-Turbolader bildet. Wössner-Schmiedekolben auf SPS-H-Schaft-Pleuel sind für die auftretenden Belastungen gewappnet und SPS-Nockenwellen lassen die 16 Ventile tanzen. Für die Kraftsstoff-Logistik zeichnen eine Deatschwerks DW300-Benzinpumpe sowie 700cc-Einspritzdüsen verantwortlich. Dirigiert wird die Hardware von einem frei programmierbare MegaSquirt 3-Steuergerät. Unterm Strich stehen (in die Fahrzeugpapiere eingetragene) 384 PS bei 1,9 bar Ladedruck.
Setzt man diese in Relation zum genannten Fahrzeuggewicht so resultiert ein Leistungsgewicht von nur 2,4 kg/PS! Damit spielt der Turbo-MX-5 hinsichtlich dieses für die Fahrdynamik wohl aussagekräftigsten Wertes in der Supersportwagen-Liga. Ein aktueller Porsche 911 GT3 RS etwa schleppt 2,9 kg/PS mit sich herum. So kommt wirklich Motorrad-Feeling auf! An die Hinterräder vermittelt wird die Power übrigens via eines rasant schaltenden 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebes aus dem BMW M4 F82 sowie eines Differenzials mit mechanischer Kaaz-Sperre.
Kurvenräuber
Aber apropos Räder: Der Turbo-MX-5 ist nicht nur geradeaus schnell, sondern das „vierrädrige Motorrad“ geht auch höllisch rasant um Kurven aller Radien. Dafür sorgen das BC Racing-Gewindefahrwerk, Whiteline-Stabilisatoren und Super Pro-PU-Buchsen in Kombination mit den auf 9×15-zöllige 949 Racing-Felgen aufgezogenen Toyo Proxes R888R-Semislicks in 225/50R15. Im wahrsten Sinne des Wortes leichtes Spiel haben auch die Bremsanlagen: Vorne verbeißen sich 6-Kolben-Sättel von K-Sport in 286-mm-Scheiben, hinten wirken von der Nachfolge-Baureihe MX-5 NB (Facelift) stammende Schwimmsättel auf 275er Scheiben ein. Mit diesem MX-5 hat SPS Motorsport wahrlich ein „Motorrad auf vier Rädern“ gebaut!
Weitere Informationen gibt es bei:
SPS Motorsport GmbH
Im Petersfeld 4
65624 Altendiez
Tel: 06432/6409960
E-Mail: info@sps-motorsport.com
www.sps-motorsport.com
Tech Facts
Mazda MX-5 NA
Baujahr: 1995
Karosserie: GFK-Türen, GFK-Kotflügel, Lackierung in Sunburst Yellow, kein Verdeck
Motor: 1,8-Liter-Vierzylindermotor, SPS Stage 1-Turboumbau, Garrett GT2860-Turbolader, Wössner-Schmiedekolben, SPS-H-Schaft-Pleuel, OEM-Kurbelwelle, ACL-Lager, Athena-Zylinderkopfdichtung, Stage 1-SPS-Nockenwellen, Deatschwerks DW300-Benzinpumpe, 700cc-Einspritzdüsen, MS3-Steuergerät mit 384 PS (bei 1,9 bar, eingetragen)
Kraftübertragung: 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe aus BMW M4 F82, Differenzial mit Kaaz-Sperre
Fahrwerk: BC Racing-Gewindefahrwerk, Whiteline-Stabilisatoren, Super Pro-PU-Buchsen
Felgen: 949 Racing-Felgen in 9×15 Zoll ET36, Toyo Proxes R888R-Semislicks in 225/50R15
Bremsen: VA K-Sport-6-Kolben-Bremsanlage mit 286-mm-Scheiben, HA MX-5 NB FL-Bremsanlage mit 275-mm-Scheiben
Innenraum: SPS-Clubsport-Bügel mit Seitenaufprallschutz, SPS MK1-Schalensitze, Schroth-Gurte, keine Pedalerie, Sparco-Lenkrad mit Snap Off-Nabe, Sparco-Lenkrad mit Bedienung von Gas, Getriebe etc., Handhebel für Bremsen, Race Technology Dash2 PRO-Display