Rallye-Hot Hatch
Obwohl viele „Laien“ glauben, die GTI-Version sei das stärkste Modell der VW Golf 2-Reihe gewesen, stimmt dies – wie Kenner wissen – natürlich nicht. Zu den GTI-Sondermodellen, die jedoch offiziell nicht GTI genannt wurden, gehörten der „Golf Limited“ und der „Rallye Golf“. Die Limited-Version wurde im Jahre 1989 von VW Motorsport in der geringen Stückzahl von nur 71 Exemplaren von Hand gebaut und besaß einen modifizierten 1,8-Liter Motor mit 16 Ventilen und G60-Spirallader mit einer Leistung von 209 PS. Berühmter, wenngleich mit etwas weniger Leistung ausgestattet, ist jedoch zweifelsohne der 160 PS starke Rallye Golf mit Syncro-Allradantrieb.
Insgesamt wurden von 1989 bis 1991 nur 5.000 Exemplare des VW Rallye Golf gebaut, wobei dieses Sondermodell als Homologationsfahrzeug für den Rennsport diente. Um in der Wertungsklasse bis 1.700 ccm antreten zu können, entschied man bei VW Motorsport beim Rallye-Modell den Hubraum des Serien-G60-Motors von 1.781 auf 1.760 ccm zu reduzieren. Ein größerer Ladeluftkühler kompensierte die leichte Leistungseinbußen durch das geringere Brennraumvolumen.
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Zwölf Einheiten von VW-Motorsport hatten einen komplett modifizierten 1,8-Liter-16-Ventil-G60-Motor, der – wie das Limited-Modell – 209 PS leistete. Optisch setzte der Rallye-Golf nicht eben auf Understatement, fiel seine bullige Karosserie mit deutlich verbreiterten, in Wagenfarbe lackierten Kotflügel und Seitenteilen sowie breiten Schwellerverbreiterungen und einen in Wagenfarbe lackierten Kühlergrill mit eckigen DE-Doppelscheinwerfer doch ziemlich auf. Achtern saß oberhalb der Heckscheibe ein in Wagenfarbe lackierter Spoiler. Die Türen des stets dreitürigen Rallye Golfs hingegen waren Standard.
5.000 Exemplare, enorme Marktpreise
Der Rallye-Golf ist zwar ein Volkswagen und auch wenn er in 5.000 Exemplaren im belgischen VW-Werk in Brüssel gebaut wurde, ist er heute, gut 30 Jahr nach seiner Premiere, ein echter Exot. In den einschlägigen Gebrauchtwagenportalen ist er nur selten zu finden, und gut erhaltene Exemplare mit weniger als 100.000 Kilometern auf der Uhr werden weit über 30.000 Euro angeboten. Selbst „heruntergerockte“ Kilometerfresser mit über der Viertelmillion Kilometern tragen Preisschilder über 20.000 Euro.
Projekt eines Golf 2-Fans
Das auf diesen Seiten vorgestellte Rallye Golf-Exemplar ist in seinem „Heimatland“ unterwegs, gehört es doch dem Belgier Jurgen Roelandt, der sich als eingefleischter Golf 2-Fan entpuppt. Nicht nur, dass er schon zwei weitere Rallye-Golfs sein Eigen nannte, sondern nebenbei auch einen Golf 2 G60 Edition One. Doch irgendwie kommt Jurgen von der Liebe zum Golf mit den dicken Backen nicht weg, denn vor ein paar Jahren entschloss er sich, seinen dritten Rallye-Golf zu kaufen. Diese Suche war natürlich nicht einfach und so musste er marktbedingt einige Kompromisse in puncto Karosseriezustand und Laufleistung eingehen. Dies war aber kein Problem, war doch von Beginn an klar, dass der versierte Schrauber eine Art Vollrestaurierung in Angriff nehmen würde. So sind die Veränderungen an der Außenhaut rein kosmetischer Natur, denn neben einer kompletten Neulackierung im originalen Rot-Ton, spendierte Jurgen dem 2er einen US-Heckspoiler mit dritter Bremsleuchte, sowie einen rechten Außenspiegel vom US-Modell und einen Satz Porsche-Türgriffe.
Power-Upgrade auf 260 PS
Mit den 160 PS Serien-Power wollte sich der Belgier jedoch nicht zufrieden geben und ließ bei einem befreundeten Motorenbauer das 1,8-Liter-Triebwerk einmal komplett neu aufbauen. So führen größere Einspritzdüsen, ein modifizierter G-Lader, ein offener K&N-Luftfilter, eine Schrick-Nockenwelle und viele weitere Veränderungen nun zu einer geschätzten Gesamtleistung von rund 260 PS. Für die artgerechte Verarbeitung der Abgase sowie für den grandiosen Sound verantwortlich, zeigt sich eine Edelstahl-Abgasanlage von EPS. Von so viel Power haben die Rallye-Piloten Ende der 1980er Jahre nur geträumt! Das verstärkte 5-Gang-Schaltgetriebe basiert auf einer Golf 3 VR6-Schaltbox und wurde mittels einer Sachs-Rennkupplung an den aufgeladenen Motor angebunden.
In den Radkästen drehen sich wunderschöne BBS E49-Mehrteiler mit goldenen Kreuzspeichen-Sternen, rundum im klassischen 8,5×17-Format und mit Pirelli P Zero Nero-Bereifung in 195/40R17. In puncto Bodenhaftung setzt Jurgen auf ein KW-Gewindefahrwerk.
OEM-Look im Cockpit
Der Innenraum blieb so gut wie original, samt brandneuer originaler Recaro-Sportsitze. Hinzugekommen sind ein 30er Momo-Sportlenkrad, ein Schaltknauf von VW-Motorsport sowie Sonnenblenden vom US-Modell. Für die moderne Beschallung des Innenraums verbaute Jurgen eine Headunit von Pioneer, die neben einem Subwoofer auch ein VW-Aktiv Sound-System befeuert.
Technical Facts
Fahrzeugtyp: VW Rallye Golf
Baujahr: 1990
Motor: wassergekühlter 4-Zylinder-Reihenmotor, G-Lader (0,7 bar), zwei Ventile pro Zylinder OHC, Schrick-Nockenwelle, KMS-Ölpumpe, neue Zylinderköpfe, Ventile überarbeitet, Edelstahl-Abgasanlage von EPS, K&N Luftfilter, Chiptuning von JD Engineering, größere Einspritzdüsen, Ölkühler von Mocal
Kraftübertragung: verstärktes 5-Gang Schaltgetriebe vom Golf 3 VR6, Sachs-Rennkupplung, Allradantrieb
Hubraum: 1.763 ccm
Verdichtung: 8,0:1
Leistung: Serie: 160 PS bei 5.600 U/min., jetzt ca. 260 PS
max. Drehmoment: Serie 225 Nm bei 4.000 U/min., jetzt unbekannt
Fahrwerk: KW-Gewindefahrwerk
Rad/Reifen: BBS E49-Felgen 8,5×17 Zoll, Pirelli P Zero Nero-Bereifung in 195/40R17
Karosserie: US-Heckspoiler mit dritter Bremsleuchte, rechter Außenspiegel vom US-Modell, schwarze Rückleuchten, Porsche-Türgriffe in Wagenfarbe lackiert
Innenraum: neue original Recaro-Sitze, 30er Momo-Sportlenkrad, VW Motorsport Schaltknauf, US-Sonnenblenden
Multimedia: Pioneer-Headunit mit originalem VW-Soundsystem, Subwoofer im Kofferraum