„Unsere Autos sind absolute Unikate“
Seit Jahren sind die Ringbrothers, Mike und Jim Ring, in ihrer US-amerikanischen Heimat wie auch international mit ihren spektakulären Projektfahrzeugen bestens bekannt, die wir euch auch regelmäßig in Cars & Stripes zeigen. Zudem heimsen die Kreationen immer wieder renommierte Auszeichnungen ein. Wir haben die Brüder auf der SEMA Show 2022 zu einem exklusiven Interview gebeten.
Cars & Stripes: Hallo, vielen Dank für eure Zeit. Aus erstes würde uns interessieren: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Restomods zu bauen?
Ringbrothers: Anders als unser Vater konnte Mike und ich schon als kleine Jungs kein Fahrzeug unverändert lassen. Ich werde nie vergessen, wie ich damals mein brandneues Fahrrad nach zwei Tagen auseinander genommen hab, weil ich einfach wollte, dass es etwas besonderes ist – da war ich gerade einmal sieben oder auch Jahre alt. Als es später an die Autos ging, begann ich zunächst mit Restaurationen. Obwohl ich das wirklich liebe und es absolut seine Berechtigung hat, wurde es mir irgendwann langweilig. Es langweilt mich, wenn ich zu einer Auto Show gehe und einfach jeder genau die gleichen Autos in den gleichen Farben hat, einfach alles gleich ist. So begannen wir, den nächsten Schritt zu gehen. Ich werde nie vergessen, wie ich vor Jahren für eines unserer ersten Fahrzeuge im Walmart in der Töpfe- und Pfannen-Abteilung unterwegs war und nach Töpfen suchte, in denen ich die Armaturen verbauen konnten. Bei dem ersten Auto, das wir dann auf einer Show in Pennsylvania vorstellten, einem wirklich verrückten Mustang Cabrio, fragten die Leute: Warum sollte man sowas mit einem so perfekten Auto wie diesem machen? Man kann schon sagen, dass Mike und ich einfach zu den ersten gehörten, die klassischen Muscle Cars genommen und sie modifiziert haben.
Cars & Stripes: Sind eure Autos Einzelstücke? Oder, wenn jemand kommt und sagt: ,Ich habe den Wagen gesehen, ich will ihn genau so haben!‘, baut ihr ihn demjenigen dann noch einmal?
Ringbrothers: Ja, es sind absolute Unikate. Wir werden niemals genau das gleiche Auto zweimal bauen. Es kommt höchstens einmal vor, dass wir teilweise gleiche Komponenten nutzen. Wenn wir jetzt mal dieses Auto hier anschauen (Camaro STRODE, Anm. d. Red.): Es geht auf unser Projekt „VALKYRJA“ von 2019 zurück, das damals das Battle of the Builders gewann. Wir bauten es für einen Kunden aus Europa und es sollte ein Einzelstück bleiben. Wir hatten aber genug Teile übrig, um noch ein weiteres Auto zu bauen und es gab einen Interessenten, der den Wagen unbedingt haben wollte. Da haben wir gesagt: ,Es wird das einzige Exemplar in den USA sein, dann bauen wir es ihm‘. Wir haben uns dann aber schon für eine andere Farbe entschieden und weniger sichtbare Carbon-Teile, obwohl auch die Karosserie von diesem hier komplett aus Carbon ist. So haben wir eine klare Unterscheidung.
Cars & Stripes: Wo nehmt ihr eure Inspiration für die Autos her, für das Design, für die technischen Merkmale …?
Ringbrothers: Ehrlich gesagt haben wir 24 Mitarbeiter. Zwar wohnen wir in einer sehr kleinen Stadt mit nur etwa 1.400 Einwohnern, aber trotzdem haben wir bei uns einige sehr talentierte Jungs. Unser Designer Gary Ragle hilft uns sehr, Ideen auf Papier zu bringen, sodass wir einen guten ersten Eindruck bekommen. Wobei nebenbei gesagt nicht alles, was auf Papier gut aussieht, auch in Realität gut aussieht. Genau deswegen greifen die ganzen Hersteller auch zum Ton, um alles zu modellieren, oder heutzutage auch dem Computer. Doch weil die Gestaltung am Computer so viel vermissen lässt, ist das Tonmodell auch heute noch unverzichtbar, um sich die Formen wirklich dreidimensional physisch ansehen zu können. Auch wir entwerfen immer wieder Autos oder Teile, die wir uns dann im Endeffekt anschauen und denken: ,Wow, das sieht schrecklich aus, lasst uns das wegwerfen und von Vorne anfangen‘.
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Cars & Stripes: Plant ihr bewusst, die Autos für die SEMA Show zu bauen, um sie dort zu präsentieren?
Ringbrothers: Wir machen diese ganze SEMA-Sache jetzt schon sehr lange. Nachdem wir 2019 das Battle of the Builders gewonnen haben und dem Corona-Jahr 2020 waren wir 2021 nicht mit dabei. Dieses Jahr sind wir zurück und zeigen gleich vier Fahrzeuge. Aber sagen wir mal so: Es ist wirklich teuer, Autos aus Wisconsin hier hin zur Show zu bringen. Von daher will ich nicht per se sagen, dass wir auch künftig immer hier sein werden, um neue Autos zu zeigen.
Cars & Stripes: Habt ihr schon jemals ein Auto nach Europa oder sogar Deutschland gebracht?
Ringbrothers: Nein. Wir haben schon ein paar Wagen nach Saudi-Arabien gebracht, da wurden wir eingeladen. Die zahlen ja wirklich für alles. Sie haben den Besitzern der Autos sogar 10.000 Dollar gezahlt, nur um ihre Autos zu bekommen. Der Besitzer einer der Wagen, ein 1965er Mustang mit Namen SPLITR, sagte: ,Nee, ich schicke ihn nicht rüber, es sei denn ihr macht eine Versicherung über eine Million Dollar‘. Das Auto – und auch ein Blazer von uns – waren letztlich komplett zerstört, weil sie im Container nicht richtig festgezurrt worden waren. Am Ende bekam SPLITRs Besitzer sein Geld und ich kaufte den Wagen von ihm zurück. Aber wir hätten kein Problem damit, auch einmal nach Deutschland zu kommen, wenn sich jemand um uns bemühen würde …
Cars & Stripes: Woher bekommt ihr die meisten Nachfragen? Aus den USA oder …?
Ringbrothers: Ja, ehrlich gesagt schon aus den US. Es scheint da draußen momentan viel Geld zu geben und die Menschen sind auf der Suche nach Sachen, die sie glücklich machen. Ich bin einfach froh, dass wir ein Teil dessen sein können. Was dabei wirklich lustig ist: Eigentlich kennen uns viele Leute ja für unsere Camaros und Mustangs, von denen wir ja viele gemacht haben. Doch trotzdem sind wir jetzt an einem Punkt, dass wir gerade einen 1961er Rolls-Royce Silver Cloud und wir werden auch einen 1971er Aston Martin bauen. Das ist echt spannend, einmal andere Autos machen zu können. Der Typ, für den wir den Aston Martin bauen, sagte tatsächlich: ,Ich mag eure Autos, mir ist egal, was ich bekommen. Was wollt ihr gerne machen?‘ Und haben uns gedacht, dass wir einfach mal etwas europäisches bauen wollen.
Cars & Stripes: Vielen Dank nochmals für das Interview.