Klassik, 1984er VW 1200 L
Michael Wegner ist in erster Linie ein Fan der US-amerikanischen Kultur und insbesondere der von großvolumigen V8-Motoren abgetriebenen Muscle Cars und Pick-ups aus den Vereinigten Staaten. So besitzt er gleich ein ganzes Trio selbiger im leuchtend grünen Partnerlook, bestehend aus einem Ram 1500, sowie zwei Dodge Challenger, einem von 1970 und einem von 2019. Eigentlich eine klare Angelegenheit, doch ein näherer Blick in den Wegnerschen Fuhrpark macht dann durchaus etwas stutzig: So umfasst er beispielsweise auch den auf diesen Seiten vorgestellten Käfer. Und dieser Lufti-Klassiker könnte von einem V8-US-Car wahrlich kaum weiter entfernt sein.
Ein Blick auf Michaels Wohnort und Arbeitgeber bringen jedoch nicht nur Klarheit in die Angelegenheit, sondern führt sogar zu dem Schluss, dass der Besitz eines Käfers für ihn eigentlich quasi obligatorisch ist. Schließlich wohnt der 48-Jährige mit seiner Familie nicht nur in Wolfsburg, sondern verdient sein Geld naheliegenderweise auch noch als Kfz-Elektriker bei Volkswagen. Und so besitzt er seinen VW 1200 L nunmehr bereits seit fast 20 Jahren, erwarb er den 1984er Mexikaner doch im Jahr 2002. Dabei war der Klassiker immer als Low-Budget-Projekt gedacht, was Michael aber nicht davon abhielt, nochmals das vierfache des ursprünglichen Kaufpreises für Modifikationen zu investieren. Zudem besteht in der Familie unbestritten einstimmiger Konsens, dass für den Wagen ein absolutes Verkaufsverbot herrscht: Schließlich hat sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten mit dem zwischenzeitlich längst zum Oldtimer gereiften Käfer bereits viel erlebt und auch der Sohn ist schon seit dem Babyalter absolut vernarrt in das Fahrzeug.
Auffällige Neulackierung
Typ 1-Kenner werden schon auf den ersten Blick feststellen, dass Michael seinem Schätzchen mit der Zeit auch einige Individualisierungen spendierte: Markanteste Neuerung dürfte wohl die Lackierung der Karosserie in leuchtendem Orange sein – hierbei erwies sich tatsächlich der Griff ins Regal des VW-Konkurrenten Ford als die richtige Wahl, denn es handelt sich um aus dessen Palette stammendes Electric Orange, was eigentlich die charakteristische Farbe schlechthin des Focus ST der zweiten Modellgeneration ist. Bevor der Käfer jedoch sein neues Lackkleid erhielt, wurde die Karosserie nicht nur komplett entrostet, sondern darüber hinaus realisierte Michael einige wirkungsvolle Modifikationen: Einige Komponenten wie die VW-Logos und Zierleisten und der Haubengriff sind entfernt, die Kotflügel sind vorne wie hinten um drei Zentimeter innenverbreitert und an den Flanken trägt der VW nun dazu passende Dannert-Trittbretter. Hinzu kommen die rundlicheren Chrom-Stoßstangen von einem Modell älteren Baujahres, eigentlich für den Golf 1 gedachte Scheinwerfer mit schwarzem Fadenkreuz sowie rot-schwarze-Rückleuchten. In den Radkästen sind abrundend nun Fuchs-Felgen in 7×15 und 8×15 mit Bereifungen der Dimensionen 195/50R15 und 205/60R15 – an dieser Stelle griff Michael also auf einen der absoluten Klassiker für den Käfer zurück.
Tieferlegung, neuer Motor & Co.
Als stimmige Abrundung der schicken Optik entpuppt sich last but not least die merkliche Tieferlegung des Käfers, die das Fahrzeug deutlich sportlicher auf der Straße stehen lässt. Sie wurde am Bug mit Hilfe einer verstellbaren Vorderachse erwirkt, während am Heck das Schwert an der Hinterachse versetzt wurde. Während für Vortrieb des VW-Klassikers aus den 1980er Jahren ursprünglich ein 1,2-Liter-Boxer-Vierzylinder an Bord war, rüstete Michael zwischenzeitlich auf, sodass sich nun ein entsprechendes Pendant mit 1,6 Litern Hubraum im Heck befindet. Dieses generiert immerhin 50 PS, zweifellos ausreichend für entspanntes Cruisen und, um den VW bis auf Autobahntempo 130 km/h zu beschleunigen. Zur Entsorgung der Verbrennungsüberreste ist das Aggregat mit einer Sebring-Sportabgasanlage kombiniert.
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Interieur mit Racing-Touch
Passend zum individualisierten äußerlichen Auftritt erhielt das Cockpit des Käfers ebenfalls eine Verfeinerung, die ihm regelrecht einen Hauch von Motorsport-Ambiente verleiht. Die Rücksitzbank nämlich wurde entfernt und stattdessen verzurren sich Michael und seine Beifahrer nun mit Schroth-Hosenträgergurten in mit orange-schwarzen Bezügen versehenen Sportsitzen. Im Übrigen trägt der Innenraum eine schwarze Ausstattung und zudem kommen ein US-Grant-Lenkrad sowie ein zusätzlicher, extrem groß bemessener Drehzahlmesser hinzu, der mittig auf dem Armaturenbrett thront. Und so schließt sich der Kreis zu Michaels US-Car-Liebe dann doch irgendwie, denn mit diesen und weiteren Details pflegt das Cockpit durchaus den Style eines klassischen amerikanischen Hot Rods – unter diesem Gesichtspunkt sind übrigens auch die sehr ungleichen Bereifungen und die auffällige Lackierung der Karosserie umso logischere und passendere Maßnahmen.
Tech Facts
VW 1200 L
Baujahr: 1984
Karosserie: entrostet, gecleant (VW-Zeichen, Zierleisten, Haubengriff entfernt), Stoßstangen vom älteren Modell, Haubenaufsteller, verspiegelte Scheiben, Kotflügel um 3 cm innenverbreitert, Dannert-Trittbretter, Golf 1-Scheinwerfer mit schwarzem Fadenkreuz, rot-schwarze Rückleuchten, Lackierung in Ford Electric Orange (vom Focus ST)
Motor: 1,6-Liter-Vierzylinder-Boxermotor, originaler Sebring-Sportauspuff, 50 PS
Kraftübertragung: 4-Gang-Handschaltgetriebe
Fahrwerk: verstellbare Vorderachse, Schwert an der Hinterachse versetzt
Rad/Reifen: Fuchs-Felgen in 7×15 und 8×15 Zoll mit Bereifung in 195/50R15 und 205/60R15
Innenraum: schwarze Innenausstattung, Sportsitze mit Bezügen in Schwarz/Orange, schwarze Schroth-Hosenträgergurte, Rückbank entfernt, Grant-US-Lenkrad, großer Drehzahlmesser