Wird unsere Szene zum Mainstream?
Der Automarkt in Deutschland befindet sich momentan in einem interessanten Umbruch. Dank Dieselgate und dem WLTP-Verfahren kämpfen besonders die deutschen Autobauer mit erheblichen Lieferschwierigkeiten, was zu wirklich absurden Absatzproblemen führt. So können z.B. bei Audi oder Porsche manche Modelle gar nicht erst bestellt werden, weil die viel aufwändigeren neuen Abgastests nicht abgeschlossen sind. Zudem scheint sich ein interessanter Trend heraus zu kristallisieren: Individualität steht bei vielen Autokäufern wieder hoch im Kurs. Intensive Gleichteile-Politik, zusammengelegte Designbüros, die für viele Hersteller parallel Fahrzeuge entwerfen und auch der fehlende Mut etwas Neues zu entwickeln, sorgen dafür, dass es immer mehr Autos gibt, die sich so sehr ähneln, dass man auch auf den zweiten Blick nicht weiß, um was genau für eine Marke oder Modell es sich nun handelt. Und so gewinnen plötzlich wieder die Importmarken, die traditionell etwas mutiger auftreten, Marktanteile. Am auffälligsten ist dieser Trend im Sportwagen-Segment zu erkennen. Zu den großen Verlierern im ersten Quartal 2019 gehören der Porsche 911 mit minus 51,1% gegenüber 2018, der Jaguar F-Type mit minus 49,8% oder auch der Porsche Cayman minus 42,8%. Und es verwundert niemanden, dass die beiden US-Sportwagen-Ikonen Mustang mit sagenhaften 233,9% und Camaro mit 25,6% im Plus liegen. Das mag sich jetzt wunderbar lesen, doch besonders der Mustang wird in Deutschland irgendwie zur Mainstream-Ware, man sieht ihn subjektiv gefühlt an jeder Straßenecke. Es soll jetzt keinen Mustang-Fahrer hier beleidigen, aber die US-Car-Szene hat jahrelang davon gelebt, dass der Mix an Fahrzeugen auf den Treffen ausgeglichen war und jeder wusste wie aufwändig und kompliziert es sein konnte, ein US-Car zu importieren, zu tüven usw. Das ist natürlich heute alles etwas einfacher geworden, weil es A den Mustang beim Ford-Händler direkt gibt und B es mittlerweile massig Händler gibt, die Camaro, Corvette und Co. in beeindruckender Anzahl auf ihren Höfen stehen haben. Und so freuen wir uns auf der einen Seite natürlich, dass die US-Car-Familie rasant wächst, müssen aber auf der anderen Seite auch damit leben, dass die Exklusivität unseres Hobbys dahinschwindet.
Don´t forget: Am 13. und 14. Juli 2019 veranstalten wir von Cars & Stripes auf dem Raceway Venray (Holland) im Rahmen des NASCAR Whelen Euro Series-Wochenende ein großes US-Car-Treffen. Kommt vorbei und lasst uns viel Spaß haben bei Benzingesprächen, einem kühlen Bier und der einen oder anderen Bratwurst!
Wenn das Wetter mitspielt, wovon wir ausgehen, werden wir vor Ort auch das ein oder andere Fahrzeug fürs Heft shooten. Checkt mal die Webseite:
Euer Cars & Stripes Chefredakteur
Olivier Fourcade