Der Heilige Gral der Polos

VW Polo Coupé GT G40 Breitbau

VW Polo Coupé GT G40 Breitbau

Der Polo war dem größeren Bruder Golf, dem VW-Bestseller schlechthin, immer irgendwie etwas unterlegen. Das gilt natürlich auch mit Blick auf den Tuning-Bereich. Während es schon in den 1980ern einen riesigen Markt von Upgrade-Teilen für den Golf gab, wurde der Polo damals deutlich weniger beachtet. Dies zu ändern machte sich seinerzeit niemand geringeres als Volkswagen selbst zur Aufgabe. Genauer gesagt die in Hannover beheimatete Tochterfirma VW Motorsport. Neben den Racing-Engagements stieg diese damals auch in den boomenden Tuning-Markt ein. Während dieses Engagement zunächst mit Motor-Optimierungen startete, folgte 1986 erstmals ein werksseitig installierter Breitbau-Karosseriekit für den Polo. Ergänzend umfasste das Werkstuning-Paket auf Wunsch breite ATS-Felgen mit 195er Bereifung, ein Sportfahrwerk und Upgrades für den Innenraum wie ein Momo-Sportlenkrad.

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Um die bullige Optik auch mit einer angemessenen Leistung zu unterfüttern, kombinierte VW das Ganze natürlich mit dem GT-Topmodell in der G40-Version mit kultigem Spirallader. Dank der Zwangsbeatmung kommt der 1,3-Liter-Vierzylinder auf quicklebendige 115 PS. So resultierte summa summarum so etwas wie der Heilige Gral unter den Polos, von dem heute allerdings nur noch eine sehr geringe Stückzahl erhalten ist: Viel mehr als eine Handvoll sollen vom G40 mit VW Motorsport-Breitbau dem Vernehmen nach nicht mehr existieren.

Verfeinerte Optik

Glücklicher Besitzer des hier gezeigten Exemplars ist Christian Aller aus Montabaur. Der 44-Jährige ist leidenschaftlicher Klassik-Schrauber und erwarb das 1986er Polo Coupé bereits 1999 im zarten Alter von nur 18 Jahren. Im Jahr 2001 startete Christian einst den Umbau, der jedoch aus Zeitmangel lange – sehr lange – nicht fertiggestellt wurde. So verbrachte der Polo viele Jahre unbeachtet in einer Scheune. Doch damit war 2019 zum Glück Schluss: Der Aufbau wurde wieder aufgenommen – aufgrund der langen Standzeit erst einmal schön mit einer kompletten Restauration. Seitdem steht der Wagen in seinem aktuellen Zustand da. Ergänzend zu beziehungsweise abweichend von dem VW Motorsport-Tuning-Paket kamen einige Individualisierungen hinzu. Der in (eigentlich aus der Lufti-Zeit stammendem) Ozeanblau lackierte Polo trägt zum Beispiel tropfenförmige Spiegel sowie einen DTM-Tankdeckel von Mattig und einen CSP-Heckspoiler. Die Motorhaube und die Heckklappe sind aus leichtem GFK gefertigt.

Technisch weitreichend optimiert

In Sachen Fahrwerk vertraut Christian unterdessen ebenfalls auf eine eigene Lösung: Ein Powertech-Fahrwerk senkt den Polo deutlich ab und die Spur wurde vorne wie hinten verbreitert. Den Straßenkontakt stellen Schmidt TH-Line-Felgen in 8×14 und 9×14 Zoll mit 195/45er und 225/40er Bereifungen her.

Im Bug des Polos sitzt selbstverständlich ein G40-Motor. Allerdings ein Exemplar des 1,3-Liter-Motors vom Typ PY. Dieses stammt aus einem G40 auf Basis des Facelift-Modells 2F und erhielt obendrein noch diverse Upgrades. Röttele Racing bearbeitete den G-Lader mit einem 60er Laderrad für 1,2 bar Druck, während B&B den Zylinderkopf modifizierte. Zu den weiteren Neuerungen gehören ein Carbon-Ladedruckrohr, eine dbilas-Nockenwelle, ein größerer Kühler sowie ein Nockenwellenrad von Pogo Performance und ein Theibach Performance-Chiptuning. Die Abgase entweichen durch einen Fächerkrümmer und eine Bastuck-Gruppe-A-Anlage aus Edelstahl. Unter den Strich leistet der Motor so satte 168 PS. Sie treffen auf ein Leergewicht von nur 685 Kilogramm, sodass der Breitbau-Polo mit rund 4,07 kg/PS ein Leistungsgewicht auf dem Niveau des aktuellen Porsche 992 Carrera an den Start bringt.

Diverse GTI-Akzente

Last but not least lohnt auch der Blick in den Innenraum. Angesichts der mit Karostoff bezogenen Sitze und Türverkleidungen, der roten Gurte und der Rückbank aus einem entsprechenden Polo 9N wirkt der Wagen wie ein kleiner GTI. Weitere Modifikationen sind das auf Polo 2F und 12-Uhr-Stellung umgebaute Kombi-Instrument, mehrere Zusatzanzeigen, diverse Carbon-Elemente und ein in Gold gepulverter Wiechers-Überrollbügel.

Technische Daten

VW Polo Coupé GT G40

Baujahr: 1986

Karosserie: VW Motorsport-Breitbau-Kit, GFK-Motorhaube, Carbon-Schlossträger, Mattig-Spiegel in Tropfenform, Makrolon-Scheiben, Mattig-DTM-Tankdeckel, GFK-Heckklappe, CSP-Heckspoiler, Lackierung in Ozeanblau

Motor: 1,3-Liter-Reihenvierzylinder-Ottomotor (PY), G-Lader RS bearbeitet mit 60er Laderrad (1,2 bar), G-Lader-Doppelansaugung, Carbon-Ladedruckrohr, vergrößerte Drosselklappe, bearbeitete Zylinderköpfe, dbilas-Nockenwelle, einstellbares Pogo Performance-Nockenwellenrad, vergrößerter Pogo Performance-Kühler, einstellbarer Benzindruckregler, Theibach Performance-Chiptuning, K&N-Luftfilter, Edelstahl-Fächerkrümmer, Bastuck-Gruppe-A-Abgasanlage aus Edelstahl mit 200-Zellen-Rennkatalysator, 168 PS

Kraftübertragung: Fünfgang-Schaltgetriebe

Fahrwerk: Powertech-Fahrwerk (VA 60 mm und HA 40 mm tiefer), Spurverbreiterung (VA 20 mm und HA 50 mm pro Seite)

Rad/Reifen: Schmidt TH-Line-Leichtmetallfelgen in 8×14 Zoll ET18 und 9×14 Zoll ET18, Sterne und Verschraubungen in Gold, polierte Betten, Bereifung in 195/45R14 und 225/40R14

Bremsen: VA Serie, HA Golf 2-Sättel mit Brembo-Scheiben und -Belägen

Innenraum: Sitze und Seitenverkleidungen mit Golf GTI-Karostoff bezogen, Original-Lenkrad mit Leder bezogen, Kombi-Instrument vom Polo 2F umgebaut auf 12-Uhr-Stellung, diverse Komponenten aus Carbon (Fensterkurbel, Öffner, Griffe, weitere Anbauteile), Lade- sowie Öldruck- und Lambda-Zusatzanzeigen, rote Gurte vom GTI, hintere Sitzbank vom Polo GTI 9N, in Gold gepulverter Wiechers-Überrollbügel mit Kreuz