Verfeinerter Arizona-Truck
Höhergelegte Pick-up-Trucks sind in den USA beliebt. Alljährlich sind etwa auf der SEMA Show zahlreiche Exemplare zu sehen, deren Karosserien mit speziellen Aftermarket-Fahrwerkslösungen oft schier irrwitzig weit angehoben sind. In der Vergangenheit rollten jedoch teils auch ab Werk Modelle mit bemerkenswert hoher Bodenfreiheit an. Diese Spielart der Pick-ups erhielt aufgrund ihrer Optik den Spitznamen Highboy und kam ab 1967 auf.
Der Grund für die Anhebung war hier rein technischer Art. Ziel sollte eine gesteigerte Offroad-Fähigkeit für Fahrten und Arbeiten im härteren Gelände, auf ausgewaschenen Pfaden und Co. sein. Dafür wurden optimierte Allradsystem installiert, welches ein separates Verteilergetriebe mit sich brachten. Dieses dockte nicht direkt an das Getriebe an, sondern war von diesen getrennt und über eine zusätzliche Antriebswelle verbunden. Dies bedingt unausweichlich auch eine Höherlegung um mehrere Zoll.

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Ranch-Truck aus Arizona
Der gezeigte Ford F-250 von 1978 zählt zu den Highboys, ist einer der letzten Vertreter. Eigentlich war gegen Mitte der 70er die Zeit der Highboys nämlich schon wieder vergangen, Ford baute sie aber noch ein paar Jahre länger.
Das Fahrzeug befindet sich im Besitz des bekannten Autosammlers und Influencers Harrison Woodruff beziehungsweise seiner Partnerin Avery Sly, die erzählt: „Wir haben den Truck im ländlichen Arizona gefunden und direkt sein Potenzial als perfekte Verkörperung des Wüsten-Trucks gesehen. Damals war der Boden verrostet und der dritte Gang ging nicht rein, aber die Geschichte des Highboys als ikonisches Arbeitstier hat uns inspiriert. Meine Vision war mit dem Wagen dem Staat Tribut zu zollen, der für mich über zehn Jahre lang und für den Truck sein gesamtes 46-jähriges Leben ein Zuhause war“.
Woodruff ergänzt: „Wir fanden es so interessant bei der Restauration, dass Exterieur und Interieur zwei verschiedene Seiten derselben Geschichte eines Pick-up-Lebens auf einer Ranch im Ödland Arizonas, nicht weit vom Grand Canyon entfernt, erzählen.“ Für den Restomod-Umbau, welcher innerhalb von nur etwa einem Monat erfolgte, wandte sich das Paar an die Fat Fenders Garage.

Ausgestellt im Treadpass
„Wir haben die originale Patina und die wunderschönen Texturen, die das Exterieur über Jahrzehnte erlangt hat, erhalten, während der Innenraum komplett für die heutige Zeit neu geschaffen wurde“, erklärt Woodruff weiter. Bedeuten: Einzige Anpassung an der Karosserie ist die Erneuerung eines großteils der Chrom-Zierteile, die so wieder silbrig in der Sonne blitzen. Nur die Heckstoßstange blieb unangetastet. Weitere Hingucker sind die neuen Räder: Es handelt sich um 17-zöllige Method Wheels 305-Felgen, welche mit 35×12.50R17er Bereifungen aus dem Hause Toyo bezogen sind. Letzteres kommt nicht von ungefähr. Vielmehr gehörte der F-250 zu den Fahrzeuge, die im stets extrem hochkarätigen Toyo Tyres Treadpass bei der SEMA Show zu sehen waren.
Leder trifft farbenfrohen Stoff
Bei der kompletten Neugestaltung des Innenraums, welche in enger Zusammenarbeit mit Woodruff und Sly entstand, lag der essenzielle Fokus darauf, die Atmosphäre von Arizona einzufangen und widerzuspiegeln. So sind die Sitze und Türverkleidungen nicht nur mit einladendem braunem Leder im Vintage-Style bezogen. Es ist kombiniert mit Pedleton Grand Canyon-Stoff. Dieser verbindet blaue Elemente mit Streifen in Rot-, Orange- sowie Gelbtönen und soll somit die wunderschönen Wüsten-Sonnenuntergänge von Arizona symbolisieren.

Weitere Neuerungen des Interieur sind die konturierter neu aufgepolsterte Sitzbank, Walnussholz-Einlagen am Armaturenbrett und den Türen sowie Aluminium-Fensterkurbeln. In den Fußräumen sind blauer Teppich und Custom-Fußmatten ausgelegt und eine Geräusch- und Thermoisolation sorgt dafür, dass Lärm und im Sommer Hitze respektive im Winter Kälte draußen bleibt. Um in heißen Monaten einen kühlen Kopf zu bewahren, ist zudem eine Vintage Air-Klimaanlage an Bord.
Technisch modernisiert
Mit Blick auf die Technik hat sich ebenfalls einiges getan. Für Vortrieb sorgt nun ein von Lincoln stammender 7,5-Liter-V8. Er kam in den Genuss einiger Upgrades wie der elektronischen Edelbrock-Einspritzung, die den Kraftstoff aus einer Boyd-Tankzelle bezieht, und einer Custom-Abgasanlage. Die Motorleistung liegt bei etwa 248 PS. Auf die Straße übertragen wird diese Power mittels eines Viergang-Handschaltgetriebes und des komplett neu aufgebauten NP205-Verteilergetriebes.
Für überzeugende Verzögerungswerte kamen Battle Born-Bremsanlagen an Bord. Last but not least verspricht ein überarbeitetes Fahrwerk ein zeitgemäßeres Fahrverhalten. So besitzt der F-250 Dana 60-Achsen von einem 2022er Heavy Duty-Pick-up sowie Fox-Performance-Dämpfer. Summa summarum entstand so ein rundum überzeigender Truck, der seinen Platz im Toyo Tyres Treadpass der SEMA Show 2024 absolut verdient hat.
Weitere Informationen unter:
Specs
Ford F-250 Ranger 4×4 Highboy
Baujahr: 1978
Motor: 7,5-Liter-/460-cui-V8-Ottomotor vom Lincoln Continental, Edelbrock EFI-Kit (elektronische Kraftstoffeinspritzung), Boyd-Tankzelle, Custom-Abgasanlage, ca. 248 PS
Kraftübertragung: Viergang-Handschaltgetriebe, neu aufgebautes NP205-Verteilergetriebe
Fahrwerk: Fox-Performance-Dämpfer, Dana 60-Achsen vom 2022 Super Duty-Truck vorne und hinten, Custom-Stoßdämpfer-Halterungen
Rad/Reifen: Method Race Wheels 305-Leichtmetallfelgen in 8,5×17 Zoll mit Toyo Tires Open Country A/T III-Bereifung in 35×12.50R17
Bremsen: Battle Born-Bremsanlagen
Karosserie: diverse Chrom-Zierteile erneuert, Original-Lackierung in Candy Red mit umfangreicher Patina
Innenraum: Neuausstattung mit braunem Leder von Apex Leather und bunt gestreiften Pedlenton Grand Canyon-Stoff, Sitze neu aufgepolstert, Custom-Walnussholz-Einlagen an Armaturenbrett und Türverkleidungen, alle Plastik-Teile durch aufgeschäumte Verkleidungen mit Lederbezug getauscht, Fat Fender Garage-Aluminium-Fensterkurbeln, Custom-Fußmatten, dunkelblaue Apex Leather-Teppiche in den Fußräumen, SoundShield-Geräusch- und Thermoisolierung, Vintage Air Gen 5-Klimaalage
Sonstiges: Servolenkung, Elektronik komplett mit American Auto Wire-System erneuert
