VW 1200 als Volksrod aus Belgien

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Volksrod made in Belgium

Er ist eines der spektakulärsten Projektfahrzeuge, das die europäische Lufti-Szene zu bieten hat: der hier gezeigte Käfer des Belgier Dimitri Laneau aus dem zwischen Brüssel und Gent in Flandern gelegenen Sint-Lievens-Houtem. Mit seinem Umbau im ursprünglich US-amerikanischen Volksrod-Stil zieht der Wagen die Blicke gnadenlos auf sich. Und man sollte davon ausgehen, dass er damit auch polarisiert und längst nicht jedermanns Geschmack trifft. Doch Dimitri berichtet rückblickend auf die vergangene Le Bug Show am Circuit Spa-Francorchamps, wo sein Käfer einer der Stars war: „Ich war überrascht angesichts der netten Reaktionen von allen, ganz gleich, ob Puristen oder nicht.“

Klar ist in jedem Fall: Das handwerkliche Können und die unzähligen Arbeitsstunden, mit denen dieses Projekt Realität wurde, können einfach nur absolut wertgeschätzt werden. Umso mehr, da Dimitri und seine Mitstreiter – allen voran sein guter Freund Steven, Spitzname Magic – es tatsächlich schafften, eine Straßenzulassung für den VW zu bekommen! Dies war zweifellos ein extrem nervenaufreibender und langwieriger Prozess … doch fangen wir am Anfang an!


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Leidenschaftlicher Petrolhead

Absoluter Autofan ist der 41-jährige Belgier quasi seit jeher und zu seinem 18. Geburtstag stürzte er sich endgültig mit Leib und Seele in die Tuning-Community. Dementsprechend hat er alle seiner bisherigen Autos mehr oder weniger modifiziert. Mit seiner Crew rief er einst 2005 sogar ein eigenes Tuning-Treffen ins Leben. Der Käfer gefiel ihm schon immer irgendwie. Doch erst der Aspekt des gechoppten Volksrods catchte ihn so sehr, dass er beschloss, selbst ein solches Exemplar haben zu wollen.

Schwieriger Zulassungsprozess

Das Basisfahrzeug kaufte er vor fast 15 Jahren, doch wirklich ernst in Sachen Umbau und Fertigstellung wurde es vor wenigen Jahren. Zahlreiche Leute sagten ihm, es sei ohnehin aussichtslos, die technische Untersuchung zu bestehen und so die Straßenzulassung zu bekommen, was ihn lange abschreckte, es zu versuchen. Und die Zweifler sollten Recht behalten – fast: Resultat des ersten Besuchs bei der Prüfstelle im August 2021 war eine lange Mängelliste. Das gravierendste Problem war der Verdacht, dass die Chassisnummer getauscht worden sei, um zu den vorliegenden Papieren zu passen. Bei einer tiefergehenden zweiten Untersuchung unter Einsatz von Röntgen-Technologie erhärtete sich dieser.

Einzige Möglichkeiten, nun noch die Zulassung zu bekommen, war ein Dokument, das die Originalität des Chassis und der Nummer bescheinigt – von keinem geringere als D’Ieteren, dem offiziellen belgischen VW-Importeur und -Vertrieb! Ein Unterfangen das schier aussichtslos schien. Und doch schaffte es Dimitri durch gutes Netzwerken, nach etwa einem halben Jahr tatsächlich, einen Termin für eine Inspektion seines Käfers bei D’Ieteren und infolgedessen das benötigte Dokument zu bekommen. So musste die Prüfstelle im Sommer 2022 – wie Dimitri sagt, zähneknirschend – letztlich doch die Straßenzulassung erteilen.

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Breiter und flacher

Aber genug zur Geschichte des VWs, schauen wir uns den Wagen selbst einmal genauer an. Er tritt nicht nur durch den Verzicht auf das Dach und die gekürzte Windschutzscheibe deutlich flacher auf. Darüber hinaus ist das Fahrzeug merklich breiter. Vorne legten die – übrigens mit Porsche-Scheinwerfern ausgerüsteten – Kotflügel um zwei Zentimeter zu, hinten gar um vier. Die Konzeption als kompromissloser Roadster brachte den Verzicht auf Seitenscheiben mit sich. Die Öffnungen der Scheiben-Schächte sind fein säuberlich verschlossen.

Für einen cleaneren Look verzichtet der Käfer zudem auf die Stoßstangen vorne wie hinten und sämtliches Chrom-Zierrat an Front- sowie Heckklappe und Co. Einzige Ausnahme bildet bisher der aus dem Zubehör stammende Seitenspiegel. Hier überlegt Dimitri noch, ob er ihn so belassen oder in Schwarz oder Weiß lackieren soll. Letzteres wäre gleichbedeutend mit der aus der Lamborghini-Palette stammenden Karosseriefarbe. Diese schließt sogar die von ihrer Gummierung befreiten neuen Trittbretter mit ein.

Weiterer Eyecatcher sind die 17-zölligen Gotti G1001-Felgen, welche das Team von Custom Car Alloy aus Rotterdam nach Dimitris Vorgaben veredelte. So tragen die 17-Zöller nun orangefarbene Sterne, rote Nabendeckel und hochglanzpolierte Betten. Die aufgezogenen Bereifungen messen 185/35R17 und 195/40R17.

Selbst gefertigte Schalensitze

Passend zu dem beeindruckenden Exterieur ist der Innenraum nicht weniger aufsehenerregend individualisiert. Highlight sind hier zweifellos die beiden Schalensitze. Nach Sichtung am Markt verfügbarer Lösungen am Markt, kam Dimitri zum Schluss, dass keine dieser für seine 1,98-Meter-Körper passte. So fertigten er und seine Mitstreiter kurzerhand selbst einen geeigneten Satz an.

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Die Rückbank stammt unterdessen vom Porsche 944 und ist für den Einsatz im gechoppten Bug angepasst. Bezogen sind alle Sitze mit orangefarbenem Leder. Selbiges gilt für die Tür- und Seitenverkleidungen. Sie sind gleichfalls nach Dimitris Designvorstellungen sonderangefertigt und mit Carbon veredelt. Weiterer Hingucker ist der weit aufragende Schalthebel aus dem Programm von Trafficoxx. Das Armaturenbrett sowie das Lenkrad verblieben hingegen quasi unverändert, letzteres bekam lediglich eine Lackierung in Wagenfarbe.

Airride für maximale Tiefe

Und wie sieht es im Heck aus? Dort arbeitet bis dato unverändert der seit jeher in dem Wagen angestammte 1,2-Liter-Vierzylinder-Boxer. Das zugehörige Viergang-Getriebe ist gleichfalls original. Während hinten nur die gewohnten Trommelbremsen einmal aufbereitet wurden, kamen vorne neue Scheibenbremsen an Bord. Und angesichts der Tatsache, dass sich der Käfer extrem nah auf den Asphalt duckt, ist klar: Das Fahrwerk ist ebenfalls modifiziert. Vorne erwirken T&S Suspensions-Luftfederbeine maximale Tiefe. Fürs Heck fiel die Wahl auf Empi-Tieferlegungsdämpfer in Kombination mit neuen, höhenverstellbaren Drehstabschwertern.

Technical Facts

VW 1200

Karosserie: Dach entfernt, Windschutzscheibe gechoppt, gekürzte Scheibenwischer, Porsche-Scheinwerfer mit integrierten Blinkern, Seitenscheibenschächte verschlossen, Stoßstangen entfernt, Chrom-Zierrat von Front- und Motorhaube entfernt, vordere Kotflügel um 2 cm verbreitert, Zubehör-Seitenspiegel, modifizierte Seitentrittbretter mit Lackierung statt Gummierung, hintere Kotflügel um 4 cm verbreitert, Lackierung in Lamborghini-Weiß mit mehreren Schichten Klarlack, Design-Folierung im Glince-Style

Motor: 1,2-Liter-Vierzylinder-Boxermotor

Getriebe: Viergang-Handschaltgetriebe

Fahrwerk: VA T&S Suspensions-Luftfederbeine, HA Empi-Tieferlegungsdämpfer und höhenverstellbare Drehstabschwerter

Rad/Reifen: Gotti G1001-Leichtmetallflegen in 17 Zoll, komplett veredelt, Sterne in Orange, rote Nabendeckel, hochglanzpolierte Betten, Bereifung in 185/35R17 und 195/40R17

Bremsen: VA Scheibenbremsen, HA restaurierte Trommelbremsen

Innenraum: lackiertes Original-Lenkrad, Trafficoxx-40-cm-Schalthebel mit Carbon-Knauf, zwei Custom-Schalensitze mit orangefarbenem Lederbezug, Custom-Tür- und Seitenverkleidungen mit Carbon und orangefarbenem Lederbezug, angepasste Rückbank vom Porsche 944, Custom-Teppiche

Multimedia: 67er OEM-VW-Radio

Sonstiges: Chassis komplett restauriert und schwarz lackiert

Dank an: Magic (Steven), ohne ihn wäre das Projekt nie geworden, was es heute ist, ihm gebührt die ganze Ehre, er hat alles gemacht (Schweißen, Sandstrahlen, Lackieren, …), sogar die Sitze hat er zusammen mit Travakman (Petey). Der auch den Kofferraum veredelte; Dank außerdem an Garage De Clercq Guy, T&S Suspensions, Custom Car Alloy, Autoservice Spiessens, Kever & Co, Graphtune, Miki Technics, Iven Kesteloot, Smeermans, Chrostiano de Koffielutser, Devy met de roze raket, the Naft Boys, Big Kid Blocks Europe, U-Design und JEM; zum Schluss danke an Meine Frau für ihre Geduld, D’Ieteren dafür, dass sie das Auto wieder auf die Straße gebracht haben und meinen Vater, dass ich die Sitze in seiner Garage bauen konnte (weil ich meine eigene nicht dreckig machen wollte)