Wir haben es selbst in der Hand!
…von Olivier Fourcade
Der Unmut in der Szene ist riesig. Wie im Film „Täglich grüsst das Murmeltier“ erleben wir jedes Treffen-Wochenende das selbe Szenario. Die Staatsmacht in Form von mittlerweile gut geschulten Polizei-Streifen ist bei jeder größeren Ansammlung von Tuning-Fahrzeugen anwesend. Und natürlich ist das Geschrei groß, gibt es bei den Polizei-Kontrollen rund um Tuning-Treffen natürlich jedes Mal größere Kollateralschäden, in Form von stillgelegten Fahrzeugen, teuren Strafzetteln und angezweifelten Gutachten. Doch was tun? Klar ist, der Protest-Sturm in den sozialen Medien ist groß, doch sind wir im Grunde nicht selbst schuld, dass wir Tuner als Kriminelle betrachtet werden und durch Sondereinheiten, sogenannten SOKO`s, im Zaum gehalten werden müssen?
Tuning ist kein Verbrechen, sondern ein Hobby, wie Golfen, Fußball oder das Sammeln von Büchern. Doch das Einhalten von gewissen Regeln, die beim Tunen der TÜV oder die Straßenverkehrsordnung vorgeben, ist in den letzten Jahren leider vollends verloren gegangen. Mittlerweile hat sich ein gefährlicher Trend durchgesetzt: Hauptsache illegal unterwegs, alles andere ist für Möchte-Gern-Tuner. Und hier geht es nicht nur um mega tiefe Airride-Fahrwerke, extreme Rad/Reifen-Kombinationen oder individuell zusammengebaute dreiteilige Felgen, nein, hier geht es auch um es etwas völlig Triviales: Das eigene Verhalten.
Wir haben es selbst in der Hand, was in den kommenden Jahren aus unserer Szene wird. Ja wir Tuner und Tuning-Fans, wir sind alle das Aushängeschild unsere Szene. Und wir werden auch an unserem Verhalten gemessen, in Zeiten von Echtzeit-Medien wie Facebook, Instagram & Co. noch viel stärker, als noch in den 1990er Jahren. Und was machen wir daraus? Nix, wir lassen das Böse gewinnen und uns alle in Sippenhaft nehmen, so dass wir alle, jeder von uns, bei jeder Polizeikontrolle erst einmal der gesuchte Kleinkriminelle sind. Und es wird sicherlich nicht besser, wenn wir bei Facebook jedes Video von Primaten teilen und kommentieren, die auf Anfeuern von einem wilden und dummen Mob am Straßenrand sich verleiten lassen, Burnouts zu machen oder mitten im Straßenverkehr wilde Drifts aufs Parket zu legen. Die Dummheit wird nie aussterben, aber es muss im Sinne von uns allen sein, dass wir Dummheit nicht fördern und noch schlimmer, Dummheit eine mediale Plattform geben. Die Vorfälle im Rahmen des Top Marques in Monaco oder im Vorfeld des Wörthersee-Treffens sollten Anstoß sein, unser wie auch das Verhalten anderer in Frage zu stellen. Eine besoffene Dorfjugend am Wörthersee, die „Gummi-Gummi“ schreit gehört nicht zu uns. Auch eine französische Jugend, die in Monaco Sportwagen fast in Geiselhaft nimmt, um sie zu zwingen irgendeinen Burnout zu machen, ist nicht unsere Szene. Wer das Risiko eingeht mit nicht eingetragenen Teilen unterwegs zu sein, der muss sich nachher nicht beklagen, wenn die Polizei was dagegen hat. Unseren Ruf können wir nur wieder ins richtige Licht rücken, wenn wir das Bild unserer Szene im wahren Leben, viel wichtiger aber in den sozialen Netzwerken in den Griff bekommen. Wir müssen alle zusammenrücken und uns gegenseitig ermahnen und erziehen. US-Präsident Donald Trump würde jetzt sagen „Let`s make Tuning great again“. Das Gute ist, wir haben es in der Hand!