Shakotan Oldschool
Irgendwoher kennt man dieses Auto, oder? Schließlich ist Nagas Toyota Celica TA35 vermutlich einer der besten Umbauten dieses Modells überhaupt. Und nein, Naga ist nicht in Japan beheimatet, sondern macht die Straßen Malaysias unsicher. Genauer gesagt ist dieser Wagen den Fingern von Ck Naga im Herzen der Millionenmetropole Kuala Lumpur entsprungen.
In Asien eine Legende trotz überschaubarer Leistung
Die Toyota Celica TA35, welche von 1970 bis 1977 gebaut wurde, war nie wirklich ein Kraftpaket. Ihr 2T-G-DOHC-Vierylindermotor mit zwei Doppel-Flachstromvergasern schöpft bei 6.400 Touren eine Spitzenleistung von 115 PS aus seinen zwei Litern Hubraum. Das genügt, um das lediglich 940 Kilogramm auf die Waage bringende Fahrzeug adäquat zu bewegen. Damals als Konkurrent gegen Ford Capri und Opel GT angesetzt, konnte sich die Celica hierzulande zahlenmäßig dennoch nie wirklich gegen ihre Mitbewerber durchsetzen und blieb in Europa stets ein Exot.
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Ganz anders in Asien: Die Celica wurde zur Legende – trotz des kleinen Motors. Das Liftback-Design war sportlich und die Technik unkompliziert. Das brachte vermutlich auch Naga, der auch der Chef der verrückte Shakotan Bande „Backwheels Bitches“ ist dazu, sich solch ein Fahrzeug zuzulegen und umzubauen. Originalität stand bei diesem Projekt offensichtlich nicht wirklich im Vordergrund, und überhaupt zeigte Naga generell recht wenig Achtung vor der Legende. Stattdessen bot er beim Umbau aber eine große Portion Liebe und noch mehr Verrücktheit auf.
Shakotan? Bozosoku? Von allem ein bisschen, dies aber in Perfektion!
Mit einer Restaurierung von Grund auf beginnend, wurde das Fahrzeug in einem Zeitraum von zwei Jahren aufgebaut. In Flourescent Orange lackiert mit unlackierten Kotflügeln sieht es ein wenig aus wie eine „Ratte“, doch steckt wesentlich mehr Präzision, Liebe zum Detail sowie asiatischer Perfektionismus hinter seinem Outfit. Die Celica ist ganz einfach „Shakotan“. Doch was bedeutet dies eigentlich genau? Die Bosozoku-Szene entstand in den 1950er Jahren in Japan.
„Auffallen um jeden Preis“ lautete ihre Devise. Ursprünglich aus Motorradclubs entstanden, wandelte sich die Bosozoku-Community nach und nach und übernahm zunehmend die vierrädrigen JDM-Youngtimer à la Skyline C211 sowie KPC10 Hakosuka und eben auch Toyota Celica TA35 in ihre Reihen. Häufig sind unsere ersten Assoziationen mit diesem Stil gefühlt fünf Meter lange Auspuff-Endrohre, Balsaholz-Verspoilerungen und Motorhaubenverlängerungen, die einen Waffenschein benötigen.
Dass es aber auch stilsicherer, geht wurde 1986 in dem Manga-Movie „Shakotan Boogie“ gezeigt. Es ging – wie sollte es auch anders sein – um Street-Racing, die Subkultur Bosozoku sowie supertiefe JDM-Cars: Hakosukas, Soarers, Celsiors und Co. Und ebendiesem Shakotan-Stil wandte sich auch Naga zu. Anders als bei Bosozoku geht es hier weniger um auffällige, knallbunte Verspoilerungen, sondern vielmehr um das stimmige Gesamtkonzept, eine Prise Originalität und Kulturbewahrung im JDM-Stil, gemixt mit dem Individualitäts-Gedanken des Bosozoku – fertig ist der Shakotan-Celica von Naga!
Takeyari-Trompete
Dies wird vor allem unterstrichen durch den mehr als auffälligen Takeyari-Exhaust im 75-Grad-Winkel, welcher einem deutschen TÜV-Prüfer ganz sicher Tränen in die Augen treiben würde. Durch das Fahrwerk und den individuell angepassten Unterbau einer Silvia S13 mit Hi-Lo-Mod kniet die TA35 tief auf der Straße und lediglich die 185/60er Yokohamas in Verbindung mit den perfekt sitzenden Riverge Rims in 9×14 Zoll (!) trennen die Karosserie vom Asphalt.
Der voll funktionstüchtige Ölkühler sitzt an prominenter Stelle am Bug. Dass dafür eine Lampe weichen musste, stört anscheinend niemanden. Der Ducktail-Spoiler unterstreicht in Verbindung mit dem Tekeyari-Exhaust, wie provokant und zugleich geschmackvoll solch ein Shakotan-Stil wirken kann. Die behandelten Kotflügel mit ihren Erweiterungen in die Breite sowie Fender-Mirrors geben den finalen Oldschool-Touch.
Das Interieur blieb original und wurde lediglich durch wenig Seitenhalt bietendes, aber dafür verdammt sexy aussehendes, abgestepptes Ledergestühl komplettiert. Schließlich musste auch Platz bleiben für Nagas Familie, die immer mit von der Partie ist, wenn er mit seinen Backwheels Bitches ganz im Bosozoku-Style durch die Straßen von Kuala Lumpur zieht. Insbesondere nachts ein unglaubliches Bild!
Text und Fotos: Philipp Berndt / Phigraphie.com / Used4.net