Classic, GMC Syclone und GMC Typhoon
Hochleistungs-SUVs und Pick-up-Trucks sind heutzutage absolut bewährt und beliebt. Während es erstere auch zuhauf europäischer Herkunft gibt, sind letztere vor allem eine US-amerikanische Spezialität. Ford F-150 Raptor und Ram TRX seien hier als populärste Beispiele genannt. Letzterer kommt bekanntlich mit dem wahnwitzigen Hellcat-HEMI-V8, der daneben auch den Jeep Grand Cherokee Trackhawk befeuert. In den 90er Jahren hingegen war die Gattung der Power-Allradler noch nicht geboren. Eigentlich …
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Die hier vorgestellten Fahrzeuge sind nämlich ganz offensichtlich die oft zitierte Ausnahmen, die die Regel bestätigen. Es handelt sich um die vielversprechend nach tropischen Wirbelstürmen benannten Syclone und Typhoon aus dem Hause GMC. Sie waren als auf pure Performance und Fahrspaß ausgelegte Allradler ihrer Zeit quasi weit voraus und können als Urahnen der eingangs erwähnten aktuellen Modell gesehen werden.
Erfolg im zweiten Anlauf
Den Anfang machte 1991 der Syclone. Dabei wäre er schon vor seiner Geburt beinahe am Veto der GM-Chefetage gescheitert. Ende der 80er hatte nämlich Buick den 3,8-Liter-Turbo-V6 aus dem Grand National in einen Chevrolet S-10-Pick-up verpflanzt. Abgeschmeckt war das Ganze mit Tieferlegung und Leichtmetallfelgen. Das Management lehnten die als Aushängeschild gedachte Kreation aber ab. Glücklicherweise erfuhr GMC jedoch vom Projekt, erkannte sein Potenzial und griff die Idee auf. Abweichend sollte als Basis GMCs S-10-Bruder S-15 Sonoma dienen und als Antrieb der eigene 4,3-Liter-V6. Trotz guten Willens, den Syclone in Serie zu bringen, war GMC natürlich dennoch gezwungen, in einem wirtschaftlich vernünftigen Rahmen zu agieren. Und eigentlich wäre die Umsetzung unrealistisch gewesen: Schließlich ist ein solches Modell zwar prestigeträchtig, angesichts kleiner Stückzahlen aber ebenso unrentabel. Kim Nielsen, damaliger Produktmarketing-Verantwortlicher von GMC hatte jedoch die Lösung: Die Syclone-Entwicklung und -Fertigung erfolgte nicht im eigenen Haus, sondern wurde ausgelagert.
Optimierter Motor und Allradantrieb
Production Automotive Services (PAS) aus Michigan war von zwei Bewerbern für den Auftrag derjenige, der den Zuschlag bekam. Sie rüsteten den S-15 auf dem Weg zum Syclone mit dem Allradantrieb samt des Verteilergetriebes vom Chevrolet Astro Vans aus. Zudem bekam der V6-Motor eine Leistungssteigerung. Hauptverantwortlich dafür war die Aufladung mittels eines Mitsubishi TD06-17C-Turbos. Weitere Optimierungen waren unter anderem der Garrett-Ladeluftkühler, neue Kolben für niedrigere Verdichtung, eine größere Drosselklappe aus dem Corvette-Regal und neue Krümmer. So resultierten 284 PS und 475 Nm. Damit wurde der Syclone zum Sportwagen-Schreck. Auf 96 km/h beschleunigt er mit 4,6 Sekunden etwa eine halbe Sekunde schneller als der damalige 911 Carrera 4. Bei einem Vergleich der Kollegen vom „Car and Driver“-Magazin absolvierte er die Viertelmeile schneller als der Ferrari 348ts!
Typhoon folgt ein Jahr später
Abgesehen von einer Handvoll letzter Exemplare aus 1992 entstand der Syclone ausschließlich 1991 – insgesamt knapp 3.000-mal. Getrieben durch den Wunsch, das bei PAS investierte Geld durch weitere Einnahmen weiter auszugleichen, folgte danach der Typhoon. Er ist ein Syclone im Kleid des SUVs S-15 Jimmy. Während auch er in erster Linie eine höllisch schnelle Fahrmaschine sein soll, bietet er zugleich tatsächlich einen größeren Nutzwert als der Syclone. Als nutzwertorientierter Pick-up ist dieser nämlich so gut wie nicht zu gebrauchen: Seine Zuladung beträgt lediglich 227 Kilogramm! Von der nicht existenten Anhängerlast ganz zu schweigen. Letztere bietet der Typhoon zwar ebensowenig, dafür jedoch eine Zweisitzer-Rückbank und mit 408 Kilogramm eine deutlich höhere Zuladung. Im Übrigen präsentiert sich der Typhoon-Innenraum gehobener als der des Syclone: Die Sitze sind ebenso wie Teile der Türverkleidungen mit Leder statt Stoff bezogen. Anstelle des Zwei- gibt es ein Vier-Speichen-Lenkrad. Ferner ist die Dämmung besser. Nicht zuletzt dadurch wirkt das SUV etwas weniger provokativ und dramatisch als der Syclone. Der Tyhoon war zudem etwas länger in Produktion als der Pick-up-Vorläufer: Von 1992 bis 1993 wurden knapp 4.700 Exemplare gebaut.
Liebhaber-Stücke aus Großbritannien
Anders als zu erwarten wäre, lichteten wir das gezeigte Duo der SyTys (wie die sportlichen GMCs zusammenfassend in der Szene genannt werden) nicht in den USA, sondern in Großbritannien ab. Besitzer ist Marcus Hawker. Er erwarb den einst aus Florida stammenden Syclone vor 12 Jahren. Der Typhoon folge 2021. Beide Autos präsentieren sich bis auf wenige Ausnahmen im Serienzustand. Dieser umfasst jeweils einen exklusiven Bodykit mit Schürzen, Seitenschwellern und Karosserie-Verbreiterungen in Wagenfarbe. Der Syclone trägt dazu wie gehabt die 8×16-zölligen Serienfelgen mit 245/50er Bereifung. Der Typhoon ist hingegen auf 17-zölligen Fünf-Speichen-Felgen von der Corvette C4 ZR1 unterwegs – eine durchaus beliebte Modifikation. Da der Wagen zeitweise in Japan unterwegs war, sitzen in den Kotflügeln zudem nachgerüstete orangefarbene Seitenblinker. Technisch ist Marcus‘ Syclone mit einem größeren Turbo, größeren Einspritzdüsen und Methanol-Einspritzung aufgerüstet. Davon, dass daraus ein Leistungsplus resultiert, ist auszugehen. Wie groß dieses ausfällt, ist uns jedoch nicht bekannt. Last but not least optimieren PU-Fahrwerksbuchsen das Fahrverhalten.
Summa summarum sind Syclone und Typhoon zwei absolut faszinierende Fahrzeuge. Bis heute haben sie, obwohl US-Car-untypisch nicht mit V8, sondern nur mit Turbo-V6 bestückt, eine Fangemeinde und sind gesuchte Sammlerstücke. Und das nicht nur in ihrer Heimat USA, sondern gleichfalls im Ausland, wie eben Großbritannien.
Technical Facts
GMC Syclone
Baujahr: 1991
Motor: 4,3-Liter-V6-Ottomotor mit Turboaufladung, größerer Turbolader, größere Einspritzdüsen, Methanol-Einspritzung, 284 PS / 475 Nm (Serienwerte)
Kraftübertragung: Vierstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb und Differential vom Astro Van
Fahrwerk: Teleskop-Stoßdämpfer, VA Einzelradaufhängung mit Querlenkern, Drehstabfedern, Stabilisator, HA Starrachse, halbelliptische Blattfedern, Polyurethan-Fahrwerksbuchsen
Rad/Reifen: OEM-Leichmetallfelgen in 8×17 Zoll mit Bereifung in 245/50 R16
Bremsen: VA Scheibenbremsen, HA Trommelbremsen
Karosserie: exklusiver Bodykit mit Schürzen sowie Schwellern und Karosserie-Verbreiterungen in Wagenfarbe
Innenraum: Zwei-Speichen-Lenkrad, Sportsitze mit integrierten Kopfstützen und Stoffbezügen (Schwarz mit roten Akzenten)
GMC Tyhphoon
Baujahr: 1992
Motor: 4,3-Liter-V6-Ottomotor mit Turboaufladung, 284 PS / 475 Nm
Kraftübertragung: Vierstufen-Automatikgetriebe, Allradantrieb und Differential vom Astro Van
Fahrwerk: Teleskop-Stoßdämpfer, VA Einzelradaufhängung mit Querlenkern, Drehstabfedern, Stabilisator, HA Starrachse, halbelliptische Blattfedern
Rad/Reifen: OEM-Leichtmetallfelgen von der Corvette C4 ZR1 in 17 Zoll
Bremsen: VA Scheibenbremsen, HA Trommelbremsen
Karosserie: exklusiver Bodykit mit Schürzen sowie Schwellern und Karosserie-Verbreiterungen in Wagenfarbe, nachgerüstete Seitenblinker in den Kotflügeln
Innenraum: Lederausstattung in Schwarz, Vier-Speichen-Lenkrad, Sportsitze mit integrierten Kopfstützen, Zweier-Rückbank mit seitlichen Armlehnen inkl. Staufächern