Geflügelter SEC
Die S-Klasse gehört zu den besten, innovativsten Luxuskarossen der Automobilwelt. Das ist heute so. Und das war immer schon so. Auch in den 80ern. Speziell in dieser Zeit war der Wagen im simplen Serienzustand vielen gut betuchten, extrovertierten Auto-Enthusiasten aber nicht außergewöhnlich genug. Nicht besonders genug. Diese fanden ihr Glück bei kleinen Karosseriebau-Schmieden wie der Styling Garage, kurz SGS.
Prominente Käufer
Das Team um Inhaber Christian Hahn realisierte am Unternehmenssitz in Pinneberg bei Hamburg alles, was das Herz der Schönen und Reichen begehrte. Das richtige Geld vorausgesetzt, versteht sich. Die Fahrzeuge wurden in die ganze Welt verschifft. Zu den Kunden gehörten vor allem schwerreiche Öl-Scheichs aus dem Nahe Osten, aber auch US-amerikanische Stars wie Frank Sinatra und Michael Jackson. Eine der exklusivsten und wildesten Kreationen aus dem Hause SGS war zweifellos der Gullwing auf Basis des C126 500 SEC. Insgesamt sollen nur 57 Stück gefertigt worden sein. Nur noch wenige davon existieren in gutem Zustand, umso weniger davon in ihrer deutschen Heimat. Die Rede ist von drei Exemplaren. Eines davon ist das hier gezeigte Fahrzeug.
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Kostspieliges Vergnügen
Der Umbau durch die Styling Garage erfolgte im Jahr 1984. Schon bald nach seiner Fertigstellung gelangte es in die USA. Dort fand es eine langjährige Heimat im kalifornischen Oakland – kurioserweise bei einem Ferrari-Sammler. Erst 2010 gelangte es zurück in seine Heimat. Hier wurde es erst vor einigen Monaten über das renommierte Auktionshaus RM Sotheby’s in München zum Verkauf angeboten. Der im Vorfeld geschätzte Versteigerungspreis: 350.000 bis 400.000 Euro. Kein Wunder, war der Gullwing doch schon als Neuwagen alles andere als günstig. Zu den etwa 83.000 DM, die der 500 SEC ab Werk kostete, kam nochmals etwa die selbe Summe an Umbaukosten.
Aufwändige Karosserie-Versteifung
Schließlich erforderte der Wechsel zu Flügeltüren weitreichende Verstärkungen der Karosserie, um deren Steifigkeit zu erhalten. Dies erfolgte derart sorgfältig, dass der Mercedes sogar mit offenen Türen gefahren werden kann. Weitere optische Merkmale: der Bodykit mit sportlich-dynamischen Schürzen und Schwellern sowie dreiteilige BBS-Felgen. Letztere messen 16 Zoll und sind mit 225/50er Bridgestone-Reifen besohlt.
Gut erhaltenes Interieur in Grau
Die Gestaltung des Innenraums setzt sich farblich nur recht dezent von der strahlend weißen Karosserie ab. Die Sitze sind mit grauem Leder bezogen und auch die Teppiche in den Fußräumen, die Mittelkonsole, das Armaturenbrett und der Dachhimmel samt -säulen sind entsprechend ausgeführt. Nahezu einzige Ausnahme abgesehen von den Holzzierblenden: das Custom Sport-Lenkrad mit Style Garage-Emblem. Ein absoluter Hingucker ist ferner der geschnitzte Holz-Schaltknauf in Form eines Adlerkopfes. Für musikalische Unterhaltung ist ein klassisches Becker Mexico-Kassettenradio an Bord.
Bewährter Fünfliter-V8
Im Gegensatz zur Karosserie verblieb die Technik des Gullwing-SEC in weiten Teilen unangetastet. So werkelt unter Fronthaube wie gehabt der fünf Liter große M117-Achtzylinder. Seine 231 PS gelangen mittels einer Vierstufen-Automatik auf die Straße.
Technical Facts
Mercedes-Benz 500 SEC Gullwing
Baujahr: 1984
Motor: 5,0-Liter-M117-V8-Ottomotor, 231 PS
Kraftübertragung: Vierstufen-Automatikgetriebe
Fahrwerk: Doppelquerlenker-Vorderachse, Schräglenker-Hinterachse, Anfahrmoment-Abstützung
Rad/Reifen: dreiteilige BBS-Leichtmetallfelgen in 16 Zoll, Sterne in Silber, hochglanzpolierte Betten, Bridgestone Potenza-Bereifung in 225/50R16
Karosserie: Kühlergrill samt Zentralstern in Wagenfarbe, Nebelleuchten und Zusatzscheinwerfer in der Frontschürze, Gullwing-Umbau durch SGS samt Bodykits
Innenraum: Lederausstattung in Grau, schwarzes Custom-Lenkrad, graue Fußmatten mit „500 SEC Gullwing“-Schriftzug, geschnitzter Holz-Schaltknauf in Adlerkopf-Form
Multimedia: Becker Mexico-Kassettenradio
Fotos: Keno Zache / Courtesy of RM Sotheby’s
