VW 1500 mit US-Sechszylinder-Boxer

VW 1500 Typ 3 Stufenheck Restaurierung Sechszylinder Boxermotor Fahrwerk Bremsanlage Innenraum Neuausstattung

Was lange währt …

Nicht selten dauert es viele Jahre, bis ein Projektauto vollendet wird. Fall es überhaupt zu diesem Punkt kommt, denn oftmals erklären Tuner und Schrauber, dass ihr Auto eigentlich niemals fertig ist. Gut Ding will schließlich Weile haben und Besuche von Treffen und Co. bieten immer wieder Anregungen für neue Optimierungen. Extrem lange dauert es auch, bis das hier vorgestellte Typ 3-Exemplar mit der Stufenheck-Karosserie, im Englischen Notchback genannt, in seinem jetzigen Zustand aufgebaut war. Die gesamte Zeit der Arbeiten an dem Wagen erstreckte sich über sage und schreibe 15 Jahre!

Typ 3 in heruntergekommenem Zustand

Genau so lange ist es auch her, dass Besitzer Chris Gosting aus dem in Nevada gelegenen Pahrump das Fahrzeug im kalifornischen Glendora erwarb. Seinerzeit befand sich das Auto noch in absolut heruntergekommenem Zustand. Es war weitgehend auseinander gebaut und weitreichend gerostet. Doch Chris war sicher, dass er den VW wieder in Schuss bringen können würde. Zumal er das Fahrzeug vom Vorbesitzer, der an genau dieser Aufgabe gescheitert war, zusammen mit diversen neuen Bauteilen im Wert von etwa 4.500 Dollar übernahm.

Das Wissen und Können, um sein Ziel zu erreichen, besitzt Chris zweifellos. Schließlich ist er seit dem Teenager-Alter leidenschaftlicher VW-Fan: „Im Jahr 1980, ich war damals erst 16 Jahre alt, blättere ich erstmals durchs „hotVWs“-Magazin. Darin war ein Käfer zu sehen, in den ich mich auf der Stelle verliebte. Seitdem war klar, dass ich unbedingt so ein Auto haben muss.“ Und er sollte Recht behalten, sein erstes Auto war einige Zeit später tatsächlich ein 1969er Käfer. Seitdem folgte im Laufe der letzten vier Jahrzehnte etwa ein Duzend weiterer Luftis.


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Eigenhändig neu aufgebaut

„Abgesehen von der gelegentlichen Hilfe durch meine Kinder und meinen Vater, hab ich das Auto komplett selbst gebaut. Ich habe wortwörtlich jede Mutter und Schraube entfernt, aufbereitet und/oder ersetzt,“ erklärt Chris. Hinsichtlich der Karosserie erfolgten zuerst eine Zerlegung bis aufs blanke Blech, Rostentfernung, Metallarbeiten und weitere Anpassungen.

Sogar die abschließende Neulackierung in auffälligem Salsa Red erfolgte in der heimischen Garage. Ebenso in absolutem Topzustand glänzen natürlich die Stoßstangen und diversen weiteren chromsilbernen Anbauteile in der Sonne. Und die schwarzem Räder reihen sich hier mit ihren hochglanzpolierten Frontbereichen und Betten gleichfalls ein. Es handelt sich um 15-zöllige Porsche Fuchs-Felgen. Ihre recht ungleiche Bereifung misst vorne 155/60R15 und hinten 195/60R15, was zur leichten Keilform des Typ 3 beiträgt.

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Ungewöhnliche Motor-Wahl

Ganz offensichtlich ist ferner die Bodenfreiheit des VW deutlich verringert. Dies erreichte Chris mit Hilfe von Tieferlegungs-Achsschenkeln, die er ebenso in Eigenbau anfertigte wie die darüber hinaus eingesetzten, verschmälerten und verstärkten Drehstabfedern. Im charakteristischen Stufenheck des Typ 3 sitzt ein luftgekühlter 2,7-Liter-Boxermotor mit satten 142 PS. „Ah, ein Typ 4“, mag man zunächst annehmen. Falsch! Denn es ist ein Sechszylinder. „Ok, also sogar ein Porsche-Motor“. Doch auch dies stimmt nicht! Der längs liegend eingebaute Lufti-Boxer stammt aus einem Chevrolet Corvair der zweiten Generation. Dieser lief zwischen 1965 und 1969 vom Band und stellte in den USA gewissermaßen das einheimische Pendant zum Notchback dar.

Die reine Transplantation des Aggregats, wofür der Motorraum des VWs angepasst werden musste, reichte Chris zudem nicht aus. Vielmehr erfuhr das Triebwerk noch ein paar Modifikationen: Die Köpfe sind geportet sowie poliert und in den Zylindern sitzen TWR-Übermaß-Kolben. Die OTOO OT30-Nockenwelle dreht in umgekehrter Richtung als ursprünglich. Auch die Abgasanlage fertigte Chris in Eigenbau selbst an. Die Kraftübertragung übernimmt ein von Wright Gearbox neu aufgebautes und im Zuge dessen optimiertes und verstärktes Typ 1-Getriebe. Es ist über ein Crown Bell-Adapter mit dem Chevrolet-Motor verheiratet. Für gute Verzögerungswerte sorgen rundum verbaute Scheibenbremsen, vorne aus dem Hause CBPerformance und hinten von Airkewld.

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Zweifarbiges Interieur

Sogar die von Sewfine Products beschafften Kunstleder-Bezüge in Hellbraun und Weiß installierte Chris selbst an den Sitzen und Türverkleidungen. Die hinteren Seitenpaneele fertigte er dafür zuvor eigenhändig an. Einzige Ausnahme sind hier die Custom-Lautsprecher-Boxen und die Türgriffe, die er von einem örtlichen Spezialisten satteln ließ. Den Dachhimmel installierte Chris gemeinsam mit seinem Vater.

Ein Highlight ist die nachgerüstete Klimaanlage. Sie ist absolut sauber und professionell verbaut mit unter anderem abgedichteten Leitungen, die durch den Heizungsschacht geführt sind. Neben den Klima-Bedienreglern befinden sich am Armaturenbrett zusätzliche Rundinstrumente für die Öl- und Zylinderkopf-Temperatur. Abrundende Eyecatcher sind das geschüsselte Drei-Speichen-Sportlenkrad und der Cool Ryders Customs-Schalthebel mit rotem Kugelknauf.

Trophäen als Lohn für die Arbeit

Dass Chris insgesamt 15 Jahre an dem Notchback baute, lag nicht zuletzt daran, dass es kein fortwährender Prozess war. „Es gab Wochen, Monate, sogar Jahre, in denen ich das Auto nicht anfasste. Trotzdem wusste ich, dass wenn ich nicht dran arbeiten würde, es sich nicht alleine fertig baut.“ Und der lange Atem sowie die Geduld habe sich gelohnt: Direkt beim ersten, nach der Vollendung besuchten Treffen, gewann Chris mit dem Typ 3 eine Auszeichnung. Viele weitere Trophäen für dieses außergewöhnliche Schätzchen dürften zweifellos in Zukunft folgen!

Technical Facts

VW 1500

Baujahr: 1969

Karosserie: komplett restauriert, Lackierung in OEM-VW-Farbe Salsa Red

Motor: luftgekühlter 2,7-Liter-Sechszylinder-Boxermotor (L63 aus Chevrolet Corvair), Köpfe geportet und poliert, TWR-Übermaß-Kolben, OTOO OT30-Nockenwelle (umgekehrte Drehrichtung), Custom-Abgasanlage, ca. 142 PS

Kraftübertragung: Typ 1-Viergang-Handschaltgetriebe von Wright Gearbox, verstärktes Differenzial, Hauptantriebswelle vom Super Beetle (1302/1303), Anschluss mittels Crown Bell-Adapter

Fahrwerk: Tieferlegung mit Eigenbau-Achsschenkeln und angepassten Drehstabfedern, Eigenbau-Drehstabfedern (1,5 Zoll verschmälert und verstärkt)

Rad/Reifen: Porsche Fuchs-Felgen in 15 Zoll mit Bereifungen in 155/60R15 und 195/60R15

Bremsen: VA CB Performance-Scheibenbremsanlagen, HA Airkewld BAD Series 1st Generation-Scheibenbremsanlagen

Innenraum: Neuausstattung mit hellbraunem und weißem Kunstleder, hintere Seitenverkleidungen in Eigenbau gefertigt, geschüsseltes Sportlenkrad, Cool Ryders Customs-Schalthebel mit rotem Kugelknauf, Classic Instruments-Zusatzarmaturen für Öl- und Zylinderkopf-Temperatur, Klimaanlage nachgerüstet inkl. Bedienknöpfe am Armaturenbrett, klassische Quadratmaschen-Teppiche in Braun

Multimedia: Lautsprecher in Custom-Boxen aus Glasfaser