JTCC-GT1-Rennwagen von Hasemi Motorsport

Nissan Skyline R32 GT-R JGTCC-GT1 Topmodell Rennwagen JDM Motor-Upgrade Racing-Fahrwerk Felgen Bremsen Carbon-Karosserie Motorsport-Innenraum

Der letzte Hasemi-R32

Während der Skyline R34 GT-R vielen Fans vor allem aufgrund der großen Popularität im Tuning-Bereich bekannt ist, feierten seine beiden Vorgänger damals auch im Rundstrecken-Motorsport beeindruckende Erfolge. Insbesondere die Rennwagen auf R32-Basis performten in den 90er Jahren herausragend. In Japans höchsten Tourenwagen-Rennklasse gelang eine Dominanz sondergleichen: In den vier Saisons 1990 bis 1993 holte nicht nur jeweils ein R32 GT-R souverän die Meisterschaft. Noch dazu waren die Nissans über diese gesamte Zeit ungeschlagen!

Eindämmung der Erfolgs durch Regulierung

Auch in anderen Ländern und Wettbewerben feierten die R32 Erfolge, etwa bei der australischen Tourenwagen-Meisterschaft, in der N1 Super Taiku-Langstrecken-Serie oder beim 24-Stunden-Rennen in Spa. Die Dominanz der allradgetriebenen Skylines wollten die FIA sowie die regionalen Motorsport-Verbände in Japan und Australien gegen Mitte der 90er Jahre nicht mehr auf sich sitzen lassen. So führten sie zur Saison 1994 Änderungen ein, sowohl was die Tourenwagen-Klasseneinteilungen als auch die Reglements anbetraf. Gänzlich in die Knie zwingen konnten diese Maßnahmen die R32er aber nicht. Das bewies etwa das auf diesen Seiten gezeigte Exemplar. Es mischte 1994 die All Japan Grand Touring Car Championship (JGTCC) auf.


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Japanische Legende am Steuer

Gebaut wurde das Fahrzeug von Hasemi Motorsport, dem Team des japanischen Rennfahrers Masahiro Hasemi, zusammen mit Nismo. Er hatte seine Karriere schon in den 60ern begonnen und wurde 1976 erster Japaner, der jemals in einem Formel 1-Grand Prix startete. In den 80ern und 90ern folgten als Nissan-Werksfahrer internationale Auftritte wie insbesondere beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Dennoch ist Hasemi international relativ unbekannt. Ganz anders in seiner Heimat, wo er als regelrechte Motorsport-Legende gilt. Diesen Status erarbeitete er sich vor allem in den GT-Rs. Mit diesen kam er besonders gut zurecht, weshalb er den Spitznamen „Mr. Skyline“ bekam.

Kraftvoller Gruppe A-Motor

Im hier vorgestellten, von ihm selbst gefahrenen 1994er JGTCC-Rennwagen mit der Startnummer 3 trotzte er den Regeländerungen respektive gegen die R32 gerichteten Restriktionen. Da es fortan zum Beispiel verboten war, Fahrwerks-Änderungen an Allradautos vorzunehmen, wurde der Wagen auf Heckantrieb umgebaut. So stand der Installation eines Motorsport-Fahrwerks nichts mehr im Wege. Im Übrigen besaß der Skyline einen der von REINIK in Gruppe A-Spezifikation mit 450 PS aufgebauten RB26DETT-Biturbo-Reihensechszylinder. Auf die Straße übertragen wird die Kraft mittels eines – damals im japanischen Motorsport sehr seltenen – sequenziellen Xtrac-Sechsgang-Getriebes. Weitere Merkmale sind die AP Racing-Bremsanlagen und diverse Versteifungen.

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Leichtgewichtige Karosserie

Für hervorragenden Grip sorgten 300/680er und 320/680e Rennslicks, welche auf weißen SSR-Fünf-Speichen-18-Zöllern mit Zentralverschluss aufgezogen sind. Die Breitbau-Karosserie samt weit heruntergezogener Frontschürze mit großen Lufteinlässen sowie eines riesigen Heckflügels ist überwiegend aus Carbon gefertigt. Das Interieur zeigt sich aufs Wesentliche reduziert. Der Fahrer verzurrt sich mit Hosenträger-Gurten in einem Schalensitz und greift in ein Nismo-Sportlenkrad. Alle wichtigen Rundinstrumente und Bedienelemente sind in einem Carbon-Armaturenbrett integriert. Zudem erstreckt sich durch den Innenraum für den Fall der Fälle eine Sicherheitszelle.

Zweiter in der Fahrerwertung

Beim ersten von fünf Läufen der JGTCC-Saison 1994 startete Hasemi vielversprechend vom vierten Platz, musste aber dann aufgrund von Getriebe-Problemen federn lassen und fiel zurück. Herausragend lief es hingegen beim zweiten Rennwochenende: Der mit dem charakteristischen orange-weißen Design samt der Sponsoren-Schriftzügen von Unisia JECS und Tomica versehene Hasemi Motorsport-R32 startete von der Pole und erreichte mit großem Abstand als Erster das Ziel. In den übrigen Rennen fuhr Hasemi konstant vorne mit, erreichte stets Top 5-Plätze. Dabei entfachte ein spannender Kampf mit dem langjährigen Hauptkonkurrenten Masahiro Kageyama, ebenfalls im R32 unterwegs. Letztlich musste Hasemi häufiger knapp den Kürzeren ziehen, sodass er auf dem zweiten Platz in der Fahrer-Gesamtwertung landete.

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Ebenfalls 1994 nahm er in dem GT-R gemeinsam mit ehemaligen Tourenwagen-Kollegen beim 24-Stunden-Rennen in Tokachi teil. Hier standen am Ende die Pole Position und der ungefährdete Sieg auf der Haben-Seite. Ungeplant war unterdessen der Einsatz im ersten JGTCC-Lauf der Saison 1995. Der Nachfolge-Rennwagen auf R33 GT-R-Basis war schlicht noch nicht rechtzeitig fertig geworden. Bei seinem letzten Auftritt vor dem Ruhestand gab sich der R32 einmal mehr keine Blöße. Er konnte gegen die jüngere Konkurrenz gut mithalten, holte sich sogar die Pole Position und beendete das Rennen auf Platz 4.

Versteigerung durch RM Sotheby’s

Direkt im Anschluss wurde der letzte Hasemi-R32 einmal komplett aufbereitet und zunächst einige Zeit am Hauptsitz des Rennteams ausgestellt. 1996 wurde er dann an einen neuen japanischen Besitzer verkauft, der ihn 26 Jahre lang behielt und in seinem privaten Rennwagen-Museum ausstellte. In all dieser Zeit wurden der Ursprungszustand niemals verändert und nur einige Restaurationsarbeiten vorgenommen. So trägt der GT-R sogar bis heute die Sticker von der technischen Prüfung vor seinem letzten Rennen. Ab 2022 erfolgten gleich zwei Versteigerungen über das renommierte Auktionshaus RM Sotheby’s, zunächst in den USA und nun zuletzt 2023 in London. Dort erreichte der Nissan-Racer eine Verkaufssumme von 230.000 Pfund.

Fotos: Charlie Brenninkmeijer / Courtesy of RM Sotheby’s

Tech Facts

Nissan Skyline R32 GT-R „JGTCC-GT1“

Baujahr: 1994

Motor: 2,6-Liter-RB26DETT-Reihensechsszylinder von REINIK in in Gruppe A-Spezifikation, Biturbo-Aufladung, diverse Bauteile erneuert (Flüssigkeiten, Ölpumpe, Schläuche etc.), GT1-Motorsteuergerät von REINIK, Aluminium-Sicherheitszelle im Kofferraum, Sidepipe-Abgasanlage, 450 PS

Kraftübertragung: sequenzielles Xtrac-Sechsganggetriebe, Heckantrieb

Fahrwerk: Motorsport-Fahrwerk nach JGTCC-Reglement, eingeschweißte Domstrebe sowie zusätzliche Versteifungsstreben im Motorraum und diverse weitere Versteifungen

Rad/Reifen: SSR-Leichtmetallfelgen in 18 Zoll, Zentralverschluss, Finish in Weiß, Bridgestone Potenza-Slick-Bereifung in 300/680R18 und 320/680R18

Bremsen: AP Racing-Scheibenbremsanlagen

Karosserie: Motorsport-Karosserie aus Carbon, Lufteinlass im linken Scheinwerfer, weit herabgezogene Frontschürze mit großen Lufteinlässen, Breitbau-Kotflügel sowie -Schweller und -Seitenteile hinten, Heckflügel

Innenraum: weitgehend leergeräumt, Nismo-Sportlenkrad, Hasemi Sport-Rennschalesitz, Willians-Drei-Punkt-Hosenträger-Renngurte, Carbon-Armaturenbrett mit diversen Kippschaltern sowie Rundinstrumenten und Killswitch, eingeschweißte Sicherheitszelle, Leichtbau-Türverkleidungen