Pionier einer neuen Ära
Das Jahr 2000 war nicht nur durch den Start eines neuen Jahrtausends wirklich bemerkenswert und außergewöhnlich. Motorsport-Fans begeisterte es mit der Rückkehr der DTM, fortan Abkürzung für „Deutsche Tourenwagen-Masters“, nach einer dreijährigen Durststrecke. Die Serien starteten dabei regelrecht in eine neue Ära – denn die Fahrer gingen mit einer komplett neu entwickelten Generation von Silhouette-Rennwagen an den Start. Mit dabei waren wie schon in den letzten Saisons der 90er Opel und Mercedes sowie als nach längerer Pause wiederkehrender Player Audi.
Wie sich herausstellte, sollte die Saison nicht nur der Startschuss für eine mehrere Jahre andauernde, beeindruckend erfolgreiche Phase für Bernd Schneider werden. Zugleich konnte sich Mercedes im Allgemeinen als dominierender Hersteller positionierten: Während die privat durch Abt eingesetzten Audis in der Gesamtwertung keine nennenswerte Rolle spielten, konnten die Stuttgarter sich in der Endabrechnung gegen Opel drei der ersten vier Plätze sichern. Vor allem der Schweizer DTM-Neuling Marcel Fässler konnte dabei überraschen. Im auf diesen Seiten gezeigten CLK, der jüngst über das weltweit aktive und renommierte Auktionshaus RM Sotheby’s versteigert wurde, erfuhr er den vierten Gesamtrang.
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Insgesamt sechs Podiumsplätze
Acht CLK fertigte Mercedes für die DTM-Saison 2000. Vier davon starteten als Werkswagen. Eingesetzt wurden sie über das einst unter der Leitung von Hans Werner Aufrecht aus AMGs Motorsport-Abteilung hervorgegangene und bis heute für Daimlers Motorsport-Aktivitäten zuständige Unternehmen HWA – aufgesplittet in zwei Teams, D2 AMG-Mercedes und Warsteiner AMG-Mercedes. Fässlers schwarzer Bolide gehörte offensichtlich dem letztgenannten an.
Gleich am auf dem Hockenheimring ausgetragenen ersten von acht gefahrenen Rennwochenenden konnte sich der Schweizer in beiden Rennen den zweiten Platz sichern. Im späteren Verlauf der Saison folgte ein weiteres Back-to-Back-Podium beim ersten Wochenende am Nürburgring und zwei weitere Rennen endeten auf dem Treppchen – in Oschersleben und erneut in der Eifel.
Neues Reglement für die Autos
Anders als in der vorherigen Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft, wo stets noch seriennähere Fahrzeuge an den Start gegangen waren, kam für den Restart 2000 der Schwenk zu sogenannten Silhouette Cars. Diese folgen einem strengen Reglement, das ihnen teilweise sogar technische Gleichteile bescherte. Für Vortrieb sorgte ein vier Liter großer V8. Sowohl der Block als auch die Zylinderköpfe sind aus Aluminium gefertigt. Weitere Merkmale des Aggregats im CLK sind vier Ventile pro Zylinder, Benzineinspritzung, obenliegende Nockenwellen und die Sidepipe-Abgasanlage.
Die Leistung beläuft sich auf 450 PS und wird mittels eines sequenziellen Xtrac-Sechsgang-Handschaltetriebes an die Hinterachse übertragen. Das Fahrwerk zeichnet sich durch Pushrod-Gewindefederbeine, Doppelquerlenker sowie einen Stabilisator aus und die standfeste AP Racing DTM-Bremsanlage besitzt große, innenbelüftete Carbon-Keramik-Scheiben.
Carbon-Karosserie im C208-Look
Zwar ist Fässlers Racer aus der Saison 2000 optisch klar ersichtlich dem Mercedes CLK nachempfunden. Da es sich jedoch – wie bereits angesprochen – um ein Silhouette-Rennwagen handelt, hat er mit dem Serienmodell quasi nichts gemein. Die gesamte Widebody-Karosserie ist komplett aus Carbon gefertigt. Die breiten Kotflügel besitzen im oberen Bereich nach hinten gerichtete Entlüftungen für die Radhäuser. Ferner findet sich hinter der Vorderachse in den ebenfalls ausladenden Schwellern ein weiterer großer Luftauslass.
Die Front zeichnet sich unterdessen durch einen vorgeschobenen Splitter und seitliche Canards aus, während ein riesiger Heckflügel und ein ausgeprägter Diffusor die Rückansicht dominieren. In den Radkästen sitzen ATS-Vielspeichen-Felgen in 12×18 und 13×18 Zoll – natürlich mit Zentralverschluss und bezogen mit Slicks.
Kompromissloses Racing-Cockpit
Unabdingbar ist in einem solchen High Class-Rennwagen selbstverständlich auch das reinrassige Motorsport-Interieur. Das des CLK DTM zeigt sich aufs Wesentliche reduziert und klar gegliedert. Hinter dem oben offenen Lenkrad mit griffiger Beflockung sitzt ein digitales Bosch-Display, das Fässler seinerzeit alle wichtigen Fahr- und Motorparameter lieferte. Auf der Mittelkonsole ist ein Bedienpanel angeordnet, das sämtliche benötigten Schalter und Knöpfe beherbergt. Wie die Karosserie ist ein Großteil der Inneneinrichtung wie das Armaturenbrett und der Rennschalensitz aus Carbon gefertigt. In letzterem verzurrte sich der Schweizer Pilot mit roten Sabelt-Gurten. Für beruhigende Sicherheit im Falle eines Crashs sorgte der weit verzweigte Überrollkäfig.
Beim nun erfolgten Halterwechsel kam Fässlers CLK DTM erst in die Hände des vierten Besitzers. Diesem war das schwarze Coupé bei der RM Sotheby’s-Versteigerung in Paris satte 477.500 Euro wert. Nach dem Ende der Saison 2000 hatte Mercedes das Fahrzeug zunächst behalten und einige Zeit für Werbezwecke genutzt. Danach ging es an den bekannten tschechischen Autosammler und Motorsport-Unternehmer Antonín Charouz über, ehe dieser den CLK 2013 an seinen bis zur Auktion letzten Eigner verkaufte. Gefahren ist der DTM-Racer in seinem mittlerweile etwa 23-jährigen Leben dabei gerade einmal etwa 3.500 Kilometer.
Technical Facts
Mercedes-Benz CLK DTM
Motor: frei saugender V8-Ottomotor, Block und Zylinderköpfe aus Aluminium, vier Ventile pro Zylinder, zwei obenliegende Nockenwellen (DOHC), Benzineinspritzung, Sidepipe-Abgasanlage
Hubraum: 4,0 Liter
Leistung: 331 kW / 450 PS
Kraftübertragung: sequenzielles Xtrac-6-Gang-Handschaltgetriebe
Fahrwerk: Doppelquerlenker, Pushrod-Gewindefederbeine, Stabilisator
Rad/Reifen: ATS-Leichtmetallfelgen in 12×18 und 13×18 Zoll
Bremsen: AP Racing DTM-Bremsanlagen mit innenbelüfteten Carbon-Keramik-Scheiben
Karosserie: Carbon-Widebody-Karosserie im Look des Mercedes CLK C208, Spoilerlippe und seitliche Canards an der Front, Breitbau-Kotflügel mit Radhausentlüftungen, Breitbau-Seitenschweller mit Luftauslass hinter der Vorderachse, Heckflügel, Diffusor
Innenraum: Carbon-Armaturenbrett, digitales Bosch-Armaturen-Display, Carbon-Rennschalensitz, Sabelt-Hosenträgergurte, oben offenes Rennlenkrad, Bedienpabel mit diversen Schaltern und Knöpfen auf der Mittelkonsole, Überrollkäfig