Time Attack-Projekt „Zero“

Time Attack-Projekt „Zero“: Honda NSX by Simoni Racing

Wenn sich ein Italiener einen Mittelmotor-Sportwagen für rasante Runden auf der Rennstrecke aufbaut, dann muss dieser schon aus Gründen des Nationalstolzes unweigerlich wahlweise das tänzelnde Ferrari-Pferdchen oder den kämpfen Lamborghini-Stier auf dem Bug tragen, oder? Weit gefehlt! Alan Simoni nämlich, im Hauptberuf  „Comandante“ der italienischen Tuning-Accessories-Schmiede Simoni Racing, wählte als Basis für seinen Time Attack-Renner, der auch gleichzeitig als Promo- und Projektfahrzeug für sein Unternehmen fungiert, lieber jenen japanischen Kultsportler, der den roten Rennern aus Maranello bereits in den 1990er Jahren unverfroren die flache Stirn bot.
Der 1990 präsentierte Leichtbau-Renner Honda NSX nämlich ließ seinerzeit etwa einen Ferrari 348 auf Rennstreckenasphalt locker hinter sich. Und eine gleichermaßen wettbewerbsfähige wie zuverlässige Basis ist der NSX bis heute.

Die Grundlage des Simoni Racing-Time Attack-Projekts bildete ein NSX NA1 aus dem Baujahr 1993, der sich – vorsichtig ausgedrückt – nicht gerade im Sammlerzustand befand. So müssen sich Alan Simoni und sein Team auch keineswegs vorwerfen lassen, einen zukünftigen Nippon-Klassiker seiner potentiellen Oldtimer-Zukunft beraubt zu haben.

Leichtbau statt Power

Als Vorbild beim Aufbau des Rennwagens diente den Simoni Racing-Mannen ein Kampfflugzeug welches im Zweiten Weltkrieg von den Kaiserlich Japanischen Marineluftstreitkräften eingesetzt wurde: Die Mitsubishi A6M „Zero“ war den gegnerischen Maschinen insbesondere durch ihr kompromissloses Leichtbau-Konzept in puncto Flugleistungen und Wendigkeit lange Zeit deutlich überlegen. Eben jenes Leichtbau-Konzept stand bereits bei der Entwicklung des NSX-Serienfahrzeugs ganz oben im Lastenheft der Honda-Ingenieure und wurde von Simoni Racing beim Aufbau des Time Attack-Renners auf die Spitze getrieben: Statt mit brutaler Motorleistung soll dieser bei der Zeitenhatz mit geringem Eigengewicht und perfekter Straßenlage punkten.

Rocket Bunny-Widebody

Natürlich aber durfte der Simoni Racing-NSX optisch dabei nicht als „graue Maus“ daherkommen, soll er doch nicht zuletzt auch Aufmerksamkeit generieren. Daher rüsteten die Italiener ihren Japan-Renner mit dem sicherlich spektakulärsten Bodykit aus, den es für den NSX derzeit gibt: dem
Rocket Bunny-Widebody von TRA Kyoto! Dieses „Bodybuildung“ umfasst einen kompletten Fronthaubenumbau, sodass diese nun in einem Stück nach vorne klappt. Twin-Canards am Bug sowie seitliche Canards an den Schwellern verdeutlichen, dass aerodynamische Effizienz nicht völlig unter „ferner liefen“ verbucht wird. Im Gegenteil: Achtern sorgt ein mächtiger Heckdiffusor für eine Beruhigung des Luftstroms und zusätzlich zum kompakten Rocket Bunny-Ducktail thront auf der Heckklappe ein gewaltiges GT-Luftleitwerk. Die Widebody-Seitenteile lassen die Schulterbreite des NSX um rund elf Zentimeter auf 1,92 Meter anwachsen. Superleichte Carbon-Türen von Seibon, ein Plastics 4 Performance-Lexan-Scheiben-Kit sowie winzige Craft Square-Carbon-Außenspiegel drücken das Gewicht des in eine spiegelnde „Frozen Chrome“-Folierung gehüllten Wettbewerbsfahrzeugs weiter nach unten. Durch eine Route KS GT-Lufthutze strömt kühlende Frischluft in die Pilotenkanzel, die Rücklichter wurden von Simoni Racing durch eine hauseigene LED-Leiste ersetzt.

Michelin-Slicks auf K-Sport-Felgen

In den Radkästen des Rocket Bunny-Widebodys rotieren einteilige Schmiedefelgen aus dem – hierzulande eher für Gewindefahrwerke und XL-Bremsanlage bekannten – Hause K-Sport. Die auf der linken Fahrzeugseite mit auf Hochglanz polierten Sternen und schwarzen Betten sowie auf der rechten Flanke mit schwarzen Sternen und roten Betten montierten Leichtbau-Einteiler messen 9×18 Zoll ET15 an der Lenk- sowie 11×18 Zoll ET0 an der Antriebsachse. Wie Kaugummi am Asphalt kleben die Michelin-Slicks der Motorsport-Dimensionen 240/64ZR18 und 270/64ZR18.

Getreu dem in Motorsportkreisen viel zitierten Motto „Wer später bremst, fährt länger schnell!“ installierte Simoni Racing hinter den Rad/Reifen-Kombinationen kraftvolle Brembo GT-Bremsanlagen, die über 6-Kolben-Sättel und genutete 355×32-Millimeter-Scheiben sowie 4-Kolben-Sättel und 328er Discs an der Hinterachse verfügen.

Fahrwerkstechnik vom Feinsten: KW Clubsport

Unabdingbar für schnelle Rundenzeiten ist bekanntlich eine optimale Bodenhaftung der Räder. Aus diesem Grunde spendierte Simoni Racing seinem NSX ein speziell für den Motorsport-Einsatz konstruiertes KW Clubsport 2-way-Fahrwerk mit Stützlagern. Zur Seite stellten die Simoni-Techniker dem in Druck- und Zugstufendämpfung unabhängig voneinander justierbaren Gewinde einstellbare Science of Speed-Stabilisatoren an beiden Achsen, stramme Buchsen aus gleichem Hause sowie Cedar Ridge-Pivot Clamps.

Sauger-Drehorgel

Obwohl die großzügigen Time Attack-Reglements eine Aufladung des 3,0-Liter-V6-Motors mittels Turbolader oder Kompressor durchaus gestattet hätten, entschied sich Simoni Racing, dem VTEC-Triebwerk seinen legendären Hochdrehzahl-Sauger-Charakter zu erhalten. Statt dem C30A-Motor eine Zwangsbeatmung zu verordnen, spendierte man ihm so 48-Millimeter-Einzeldrosselklappen, die von einer Evosystem-Drive-by-Wire-Steuerung in Aktion versetzt werden. Von Science of Speed stammen auch die neuen Zylinderköpfe. Große Mengen hochoktanigen Treibstoffs werden von gleich zwei Bosch 044-Benzinpumpen aus dem im Bug platzierten Cambiocorsa-Sicherheitstank via eines Motorsport-Benzindruckreglers zu den 750er Injektoren gefördert, welche sie im Verbrennungstakt in die sechs Zylinder einspritzen. Sodann setzen NGK-Racing-Zündkerzen die von Beru-Spulen aufgebauten Hochspannungsimpulse in Zündfunken um und entfachen so das in den Brennkammern lodernde Höllenfeuer, dessen Getöse durch die Cambiocorsa-Abgasanlage mit Simoni Racing-Endschalldämpfern vernehmlich nach außen dringt. Dirigiert wird der hochfrequente Verbrennungsprozess von einem Life Racing F88RS-Steuergerät. Unterm Strich stehen 312,5 PS und ein Drehmoment von 285 Nm. Wie gesagt: Maximale Leistungsausbeute war nicht das Ziel der Simoni Racing-Techniker und angesichts eines Leergewichts von nur wenig mehr als einer Tonne und einem rasiermesserscharfen Handling genügt diese Power, um rasante Zeiten in den Rennstreckenasphalt zu brennen.

Motorsport-Cockpit

Im Zuge des Neuaufbaus wurde in den – ohnehin nicht besonders geräumigen – NSX-Fahrgastraum eine üppig verstrebte DNA Racing-Sicherheitszelle mit FIA-Zulassung eingeschweißt. Mit letzterem Label sind auch die Simoni Racing-Schalensitze und die dazugehörigen Simoni Racing-6-Punkt-Sicherheitsgurte abgesegnet. Cambiocorsa lieferte die Carbon-Mittelkonsole, während sich Simoni Racing bei der Wahl des X2-Sportlenkrads mitsamt Snap Off-Nabe und des SET-Schaltknaufs wieder aus eigenen Regalen bediente. Eine Plex SDM-300-Digital-Instrumenteneinheit mit Logger und GPS-Einheit informiert den Piloten mit ihrem farbigen Display über alle wichtigen Vitalfunktionen und Betriebsparameter seiner Maschine. Im Tiefgeschoss wartet eine stehende Tilton 600-Series-Racing-Pedalerie schon darauf, mit Füßen getreten zu werden. Die Bremsbalance lässt sich vom Fahrerplatz aus verstellen. In einem Rennwagen eher unüblich, beim Rückwärts-Einparken in die Box aber durchaus hilfreich ist die Simoni Racing-Rückfahrkamera. Für den Fall der Fälle ist zudem ein kleiner OMP-Feuerlöscher an Bord.

Weitere Informationen zum Time Attack-NSX-Projekt von Simoni Racing gibt es auf der Facebook-Seite „Simoni Racing NSX Project“.

Tech Facts

Honda NSX

Baujahr: 1993

Karosserie: Rocket Bunny-Widebody-Kit (Fronthaubenumbau mit Frontspoilerlippe, Twin-Canards, Seitenschweller mit seitlichen Canards, Seitenteile hinten, Heckschürze, Ducktail-Heckspoiler, Heckdiffusor, GT-Heckflügel), Seibon-Carbon-Türen, Route KS GT-Lufthutze, OMP-Abschleppschlaufe vorne, Plastics 4 Performance-Lexan-Scheiben-Kit, Craft Square-Carbon-Außenspiegel, Simoni Racing-LED-Rückleuchten, Simoni Racing „Frozen Chrome“-Folierung von Airphix

Motor: 3,0-Liter-V6-VTEC-Triebwerk, 48-mm-Einzeldrosselklappen mit Evosystem-Drive-by-Wire-Steuerung, Science of Speed-Zylinderköpfe, Samco-Silikon-Kühlerschläuche, Ölkühler-Kit, Science of Speed-Accusump-System, Koyo-Aluminium-Wasserkühler, ATI Super Damper-Riemenscheibe, Kevlar-Zahnriemen, 750-cc-Einspritzdüsen, zwei Bosch 044-Motorsport-Benzinpumpen, Motorsport-Benzindruckregler, NGK-Racing-Zündkerzen, Beru-Zündspulen, Life Racing F88RS-Steuergerät, Cambiocorsa-Abgasanlage mit Simoni Racing-Endschalldämpfern und -Isolationswickelung, Cambiocorsa-Sicherheitstank im Bug, 312,5 PS / 285 Nm

Kraftübertragung: 5-Gang-Schaltgetriebe, Honda JDM-Gearset für kürzere Übersetzung, OS Giken Super Lock-Sperrdifferenzial mit 4,44er Endübersetzung, Cambiocorsa-2-Scheiben-Kupplung mit Schwungrad

Fahrwerk: KW Clubsport 2-way-Gewindefahrwerk, einstellbare Science of Speed-Stabilisatoren vorn und hinten, Science of Speed-Buchsen, Cedar Ridge-Pivot Clamps

Rad/Reifen: K-Sport-Schmiedefelgen in 9×18 Zoll ET15 und 11×18 Zoll ET0, Michelin-Slicks in 240/64ZR18 und 270/64ZR18

Bremsen: Brembo GT-Bremsanlage mit 6-Kolben-Sätteln vorn und 4-Kolben-Sätteln hinten, genutete Bremsscheiben 355×32 und 328×28 mm

Innenraum: DNA Racing-Sicherheitszelle (mit FIA-Zulassung), Simoni Racing-Schalensitze (mit FIA-Zulassung) mit passenden Konsolen, Simoni Racing-6-Punkt-Sicherheitsgurte (mit FIA-Zulassung), Cambiocorsa-Carbon-Mittelkonsole, Simoni Racing X2-Sportlenkrad mit Snap Off-Nabe, Simoni Racing SET-Schaltknauf, Plex SDM-300-Digital-Instrumenteneinheit, stehende Tilton 600-Series-Racing-Pedalerie, Bremsbalance-Verstellung, OMP-Feuerlöscher, Simoni Racing-Rückfahrkamera