Rekord: Toyota Land Speed Cruiser erreicht 370 km/h

Toyota Land Rekord Cruiser

Das schnellste SUV der Welt: Toyota Land Speed Cruiser erreicht 370 km/h

Der Toyota Land Cruiser ist ein respektiertes Urgestein der Geländewagen-Community: Seit 1951 in unzähligen Generationen und Varianten gebaut, steht der Land Cruiser weltweit im Ruf, hervorragende Offroad-Eigenschaften mit einer sagenhaften Zuverlässigkeit, einem üppigen Raumangebot und – zumindest in seinen jüngeren Bauformen – einem gediegenen Fahrkomfort zu vereinen. Der Punkt „Fahrdynamik“ allerdings stand im Lastenheft der Land Cruiser-Ingenieure noch nie in den ersten Zeilen. Bis jetzt. Denn seit dem 5. Mai kann sich der Toyota Land Cruiser mit Fug und Recht auch den Titel „Schnellstes SUV der Welt“ ans Revers heften: GPS-verifizierte 370,2 km/h erreichte das speziell für diesen Zweck aufgebaute Land Speed Cruiser-Projektfahrzeug auf dem in der gleichnamigen Wüste gelegenen Mojave Air and Space Port in Kalifornien!

Am Steuer des auf Basis eines Land Cruiser V8 von Toyota Motorsports Technical Center (MTC) aufgebauten und auf der letztjährigen SEMA-Show im US-Spielerparadies Las Vegas erstmals enthüllten Rekordfahrzeugs saß ein Pilot, welcher sich mit hohen Geschwindigkeiten bestens auskennt: Carl Edwards griff früher in der US-amerikanischen NASCAR-Rennserie ins Toyota-Lenkrad.

Dass die Beschleunigung eines 2,6 Tonnen schweren Geländewagens mit dem Luftwiderstandsbeiwert einer Einzelgarage auf 370 km/h eine enorme Antriebsleistung erfordert, liegt auf der Hand. Die stolzen 2.000 PS allerdings, welche die Toyota-Techniker für ihren Land Speed Cruiser reklamieren, lassen trotz der demgemäßen Erwartungshaltung die Kinnladen von Laien und Experten nach unten fallen.

Turbolader groß wie Volleybälle

Um diesen Power-Output zu erreichen, wurde auf Grundlage des werksseitig installierten 5,7-Liter-V8 (3UR-FE) ein nahezu komplett neuer Motor aufgebaut. Kaum eine Bestandteil blieb unangetastet: Sowohl die Pleuel und Kolben als auch der Zylinderkopf und die Nockenwellen ersetzten die Spezialisten durch Performance-Parts renommierter Hersteller. Herzstück des Tunings sind jedoch zwei volleyballgroße Garrett-Turbolader, die dem V8 mächtig Druck machen: Bis zu 3,8 Bar Ladedruck sind drin. Und sollte mal ein Überschuss dessen auftreten, greifen ein Wastegate und ein Blow-Off-Ventil von TurboSmart ein. Ein Custom-Kühler von MTCI (Toyota Motorsports Technical Center Inc) sorgt ferner dafür, dass die Ladeluft wohltemperiert bleibt, um die Effizienz der Zwangsbeatmung zu maximieren. Um den immensen Brennstoffdurst des Triebwerks zu stillen, stehen gleich drei Benzinpumpen von AEM und Waterman zur Verfügung. Entflammt wird das Höllenfeuer von einer MoTec-Zündanlage und NGK-Zündkerzen. Schließlich runden weitere Komponenten wie ATI-Riemenscheiben und ein Custom-Air Intake samt Luftfilter die Modifikation des V8-Triebwerks ab. Und selbstverständlich entweichen die Abgase durch eine neue, aus MTCI- und Borla-Teilen konstruierte Abgasanlage, die in Form zweier Sidepipes vor den Hinterrädern mündet. Angesichts der beeindruckenden Potenz-Steigerung ist es nur logisch, dass Toyota die übrige Technik ebenfalls anpasste: Die Bremsen stammen von TBM, während die Getriebe-Kupplungseinheit mit acht Gängen aus Weissmann-Teilen besteht. Das Fahrwerk schließlich rüsteten die Ingenieure mit Fox-Stoßdämpfern und Eibach-Federn für die Hochgeschwindigkeits-Fahrten, was sich in Form einer deutlichen Tieferlegung auch optisch bemerkbar macht.

Aerodynamisch optimiert

Darüber hinaus weist das Erscheinungsbild des Land Speed Cruiser einige weitere Unterschiede zu dem seiner zivilen Brüder auf, welche in erster Linie der Aerodynamik-Optimierung dienen. Denn letztere sorgt maßgeblich dafür, dass das Großkaliber-Projektil seine vorgesehene „Flugbahn“ nicht unplanmäßig verlässt. Die Karosserie trägt eine neue Frontschürze mit größeren Lufteinlässen, eine neue Motorhaube sowie einen üppig dimensionierten Diffusor. Ferner zeigt sich der Dachkantenspoiler deutlich modifiziert, während die Dachreling und die Spiegel zugunsten der Windschlüpfrigkeit entfielen. An Stelle letzterer traten Kameras. Darüber hinaus rotiert an gekürzten Achsen ein 20-zölliger HRE-Schmiederadsatz mit Michelin Pilot SuperSport-Pneus in 315/35ZR20.

Racing-Interieur

Zweckmäßig geht es im Inneren des Land Speed Cruisers zu: Während das Serienmodell bis zu sieben Insassen Platz bietet, ist dessen Fahrgastzelle nahezu komplett leergeräumt – lediglich die Armaturentafel blieb weitestgehend unberührt und wurde um Zusatzdisplays und Monitore zur Anzeige der von den Rückspiegelkameras gelieferten Bilder ergänzt. Ferner zogen ein Momo-Rennsitz mit Motorsport-Gurten sowie ein Überrollkäfig ein, um selbst bei höchsten Geschwindigkeiten bestmögliche Kontrolle und Sicherheit zu gewährleisten.

Technical Facts

Toyota Land Speed Cruiser

Baujahr: 2016

Motor: 5,7-Liter-V8 (Basis 3UR-FE), zwei Garrett-Turbolader, TurboSmart Pro Gate 50-Wastegate, TurboSmart Race Port-Blow-Off-Ventil, Custom-MTCI-Ladeluftkühler, JE-Schmiedekolben, Port Flow Design-Zylinderkopf, Oliver 4340E-Pleuel, Web-Racing-Nockenwelle, zwei AEM-In-Tank-Benzinpumpen und eine Waterman-Benzinpumpe, MoTec-Zündanlage, NGK-Zündkerzen, ATI-Riemenscheibe, Nick Williams Performance-Drosselklappengehäuse, Custom-MTCI-Kühlung, Custom-Air Intake und -Luftfilter von MTCI und K&N, Optima-Batterie, Abgasanlage mit Krümmer/Downpipe sowie Mittelrohr von Borla und MTCI und Custom-Auspuff von Borla

Kraftübertragung: Weismann-Achtgang-Getriebe mit pneumatischem Gangwechsel, zentrifugale Multi-Scheiben-Nasskupplung von Weissmann, Weissmann Differenzialsperren vorne und hinten

Fahrwerk: Fox-Stoßdämpfer, Eibach-Federn

Rad/Reifen: HRE-Felgen in 20 Zoll, Michelin Pilot SuperSport-Bereifung in 315/35ZR20

Bremsen: TBM-Bremsanlage

Karosserie: Aerodynamik-Bodykit mit neuer Frontschürze, Diffusor, vergrößertem Dachkantenspoiler und neuer Motorhaube, Entfall der Dachreling, Kameras statt Rückspiegel

Innenraum: Momo-Rennsitz, Überrollkäfig, Zusatzanzeigen, Monitor zur Anzeige der Rückspiegel-Kamerabilder

 

Text: Sebastian Brühl / Simon Mombartz, Fotos: Toyota