Auffälliger Unternehmensbotschafter

GMC Sierra Pick-up

Classic GMC Series 100 ½ Ton Pick-up!

Zum Stichwort amerikanische Fahrzeuge kommen vielen Autofans hierzulande zunächst oft Muscle Cars à la Mustang, Camaro und Co. oder Sportwagen vom Schlage Corvette oder Viper in den Sinn. Diese taugen jedoch eher weniger, wenn es mal darum geht größere Lasten zu transportieren. Für solche Fälle bietet sich beispielsweise Pick-ups an. Diese sind ebenfalls besonders in den USA beliebt, doch auch in Europa haben sie sich eine beachtliche Fangemeinde erarbeitet – und nicht nur die kleineren hiesigen und asiatischen Vertreter, sondern, insbesondere in Form des Rams, zudem deren großen, amerikanischen Brüder. Ein hervorragendes Beispiel für einen Ami-Pick-up in Europa stellt etwa dieser GMC dar, ein echter Klassiker mit beinahe 70 Jahren auf dem Buckel.

Der Pick-up der Series 100 befindet sich im Besitz von Markku aus dem finnischen Hirvensalmi, gelegen im Südosten des Landes inmitten der finnischen Seenplatte. Der 50-jährige verdient sein Geld als Landwirt und mit seiner Gärtnerei „Ranta-Mikkolan Puutarha“ verdient. Anders formuliert: Er geht Tätigkeiten nach, bei denen ein Pick-up durchaus von Zeit zu Zeit vorteilhaft sein kann. Dennoch wollte Markku, der offensichtlich ein ausgeprägtes Faible für Autos hat, nicht nur einen reinen Lastenesel. Vielmehr fiel 2012 der Startschuss für ein repräsentatives Projekt. Die Basis bildete daher mit dem GMC auch ein ganz besonderer Oldie. Markku fand und kaufte den Ami aus dem Baujahr 1950 in dessen Heimat, genauer gesagt Sacramento, der Hauptstadt des Golden State Kalifornien.

Konsequent tief

Während sich der US-Klassiker anfangs noch in einem eher dürftigen Zustand befand, verwandelte der Finne ihn seitdem über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren in einen echten Hingucker. Hauptverantwortlich dafür sind die karosseriebaulichen Modifikationen: Das Dach der Fahrgastkabine ist um satte drei Zoll, sprich mehr als siebeneinhalb Zentimeter gechoppt. Dieser Umstand in Verbindung mit der Tatsache, dass die Karosserie zusätzlich um drei Zoll gechannelt, also vom Fahrgestell getrennt und tiefer wieder angefügt wurde, verleiht dem ehemals hoch aufragenden Pick-up ein gedrungenes Erscheinungsbild. Unterstützt wird dieser Eindruck noch durch die Neupositionierung der Stoßstangen. Ebenso chromsilbern wie letztere erstrahlt der Chevrolet-Kühlergrill. Im Übrigen hingegen präsentiert sich die überwiegend in mattem Schwarz lackierte und mit dem Unternehmenslogo der Gärtnerei versehenen Karosserie quasi komplett gecleant. Die Heckklappe samt integrierter Rückleuchten ist ein komplett neues Eigenbau-Teil.

Stilechte 15-Zoll-Stahlräder

Zu guter Letzt rundet eine Verbreiterung der bauchigen Kotflügel die Karosserieanpassungen ab. Somit finden die im zeitgenössischen Hotrod-Look gehaltenen und mit 205/70er und 235/75er Weißwand-Reifen bezogenen, 15-zölligen Wheel Vintiques Smoothie-Felgen jederzeit genügend Freiraum – trotz der Absenkung der Karosserie, die durch das verbaute Airride je nach Einstellung sogar noch verstärkt wird. Das Fahrwerk basiert auf Ridetech-Luftfederbeinen, wobei ein Großteil der zugehörigen Technik zwischen der Rückwand der Fahrerkabine und der Ladefläche verbaut ist. Einstellbar ist es auf der verschiedene Höhenniveaus, was nicht nur auf Knopfdruck, sondern dank spezieller Sensoren sogar automatisch funktioniert. Doch nicht nur in Sachen Federung und Dämpfung zeigt sich der GMC runderneuert, auch das Fahrgestell ist grundsätzlich modifiziert: So stammt etwa der vordere Subframe von der ersten Camaro-Generation sowie der hintere Subframe samt der Hinterachse mit sperrbarem Differential aus einem der ersten Jaguar XJ. Des Weiteren besitzt der Pick-up Querlenker aus dem Hause Ridetech.

SBC-V8 mit 150 PS

Einiges getan hat sich auch unter der Fronthaube. Hier arbeitet in einem mit Metallplatten verspiegelten Motorraum mittlerweile eines der 305 cui respektive etwa fünf Liter großen SBC-V8-Triebwerke. Dieses präsentiert sich in Form eines elektrischen Lüfters sowie einer neuen elektrischen Benzinpumpe samt Druckregler zudem leicht optimiert. Die Entsorgung der Abgase erledigt das 150 PS starke Aggregat über eine 3-Zoll-Abgasanlage mit X-Pipe und Flowmaster-Schalldämpfer, die per Stahl-Krümmer angeschlossen ist und in Sidepipes vor den Hinterrädern mündet. Die Kraftübertragung schließlich übernimmt ein TH 700R-Automatikgetriebe mit vier Stufen, während die Bremsanlage um eine Servounterstützung sowie Bremsscheiben ergänzt wurde: Die vorderen stammen vom Camaro, die hinteren vom Jaguar XJ6. Die Handbremse ist unterdessen aus dem Chevrolet Astro entliehen.

Blau-graues Interieur

Gleichfalls äußerst lohnend ist der Blick in den Innenraum des GMCs: Passend zum Bezug der mit 3-Punkt-Gurten versehenen Sitze eines Chevrolet Caprice, bekam das gecleante Armaturenbrett eine Lackierung in metallisch glänzendem Blau. Zugleich beinhaltet es die Bedieneinheit für das Airride sowie Dolphin-Anzeigen, die über zahlreiche Motorparameter und die Geschwindigkeit informieren. Die Lenkbefehle tätigt Markku mit Hilfe eines Grant-Volants, das auf einer Flaming Rivers-Lenksäule sitzt. Ebenfalls in Eigenbau entstanden die grauen Türverkleidungen mit Griffen von Case IH, einem Traktor-Hersteller, und die Auskleidung der Fußräume. Und da es in Finnland, anders als im Ursprungsland des GMCs, des Öfteren richtig kalt wird, ist eine nachgerüstete Heizung an Bord. Bei dieser Fülle an Modifikationen und Anpassungen war es übrigens gar nicht so einfach, die Zulassung für den Ami-Pick-up in Finnland zu bekommen. Doch letztendlich hat es im Juli 2017 geklappt. Seitdem macht er die Straßen in dem nordeuropäische Land unsicher und dabei sicherlich ein hervorragender Werbebotschafter für Markkus Unternehmen.

Technical Facts

GMC Series 100 ½ Ton Pick-up

Baujahr: 1950

Motor: 305 cui-SBC-V8-Ottomotor (5,0 Liter), elektrischer Lüfter, elektrische Benzinpumpe und Benzindruckregler, Stahl-Krümmer, 3-Zoll-Abgasanlage mit X-Pipe, Flowmaster-Schalldämpfer, 150 PS

Kraftübertragung: TH 700R-4-Stufen-Automatikgetriebe, Hinterachsdifferential mit Sperre vom Jaguar XJ6 (-1979)

Rad/Reifen: Wheel Vintiques Smoothie-Felgen in 15 Zoll mit Weißwand-Bereifung in 205/70 R15 und 235/75 R15

Fahrwerk: Camaro (-1971)-Subframe vorne, Ridetech-Querlenker, Camaro-Lenkung, Jaguar XJ6 (-1979)-Hinterachse und -Subframe hinten, Rahmen verstärkt und X-Rahmen verbaut, in drei Stufen höheneinstellbares Airride mit Ridetech-Luftfederbeine, Hoheneinstellung über Fernbedienung oder elektrisch über Sensoren an den Querlenkern

Bremsen: Bremsen mit Servounterstützung, HA Camaro-Bremsscheiben, HA Jaguar-Bremsscheiben, Handbremse vom Chevrolet Astro

Karosserie: Dach um 3 Zoll gechoppt, Karosserie um 3 Zoll abgesenkt („gechannelt“), alle Karosserie-Verzierungen und -Klappen entfernt, Kotflügel verbreitert, Innenkotflügel vorne aus Plastik, Chevrolet-Kühlergrill, Eigenbau-Heckklappe, Stoßstangen verlegt

Innenraum: Armaturenbrett-Verzierungen und Klappen entfernt, Dolphin-Armaturen und -Zusatzanzeigen, Flaming Rivers-Lenksäule, Grant-Lenkrad, B&M-Schalthebel, Sitze vom Chevrolet Caprice, 3-Punkt-Gurte, elektrischen Frontscheibenwischer, Nachrüst-Heizung für den Innenraum, Schallisolierung mit Alubutyl, Eigenbau-Türverkleidungen und -Fußraumverkleidung, Türgriffe vom Case IH-Traktor, Zentralverriegelung

Dank an: die Leute zu Hause, Marko Aspegren, FHRA Hannu Nurmi und Pekka Vaisto, Marko Rouhiainen

« von 2 »