1 of 1: Brabus 6.5 auf Basis E 60 AMG

Brabus Mercedes AMG E60 1 von 1 Limited Edition

1 of 1: Brabus 6.5 auf Basis E 60 AMG

Auf den ersten Blick mag die auf diesen Seiten abgebildete W124-Limousine – von ihrer Außenfarbe Almandinrot einmal abgesehen – recht schlicht wirken. Der kurze „6.5“-Schriftzug am Heck allerdings sichert ihr die Aufmerksamkeit von Kennern. Und seine „bewegte“ Geschichte macht das Fahrzeug absolut einzigartig!

Gefertigt wurde die W124-Limousine im November 1993 – und zwar als eines von nur 126 werksausgelieferten Exemplaren des urgewaltigen E 60 AMG. Diese auf dem bei Porsche gebauten E 500 basierende und in den AMG-Hallen zum E 60 veredelte Power-Mittelklasse schöpfte aus ihrem 6,0 Liter großen M 119 E 60-V8 für die damalige Zeit gewaltige 381 PS sowie ein maximales Drehmoment von 580 Nm und stand mit mindestens 180.000 Deutschen Mark in der Preisliste.

Das hier gezeigte Exemplar ist das vermutlich einzige seiner Art in Almandinrot und rollte zunächst als repräsentatives Ausstellungsfahrzeug in den Verkaufsraum der Mercedes-Benz-Niederlassung Hannover. Dort entdeckte der Erstbesitzer, ein niedersächsischer Unternehmer welcher zu diesem Zeitpunkt bereits einen E 500 im selben Farbton besaß, den E 60 AMG im Spätsommer 1994. Die Kaufentscheidung fiel augenblicklich und so datiert die Erstzulassung des Fahrzeugs auf den September 1994.

Brabus-Upgrade für den seltenen E 60 AMG

Bekanntlich aber gewöhnt man sich an nichts so schnell, wie an Motorleistung. Und so stellte der Unternehmer seinen E60 AMG im August 1998 in die heiligen Hallen von Brabus in Bottrop. Das erklärte Ziel: noch mehr Power! Die Brabus-Techniker hatten seinerzeit für den 32-ventiligen V8 des E 500 die Transformation zum gewaltigen „6.5“ im Programm – und jene „passte“ grundsätzlich natürlich auch für den bereits werksseitig überarbeiteten E 60 AMG. So erhielt das AMG-Triebwerk im Ruhrgebiet ein neuerliches Hubraum-Upgrade auf nun 6,4 Liter, welches durch die Installation neuer Kolben und Pleuel sowie eine neue Kurbelwelle realisiert wurde. Parallel hielten unter anderem auch neue Nockenwellen und Ventile sowie eine geänderte Zylinderkopfdichtung Einzug in den frei saugenden Hubraumriesen. Dazu wurde der Ansaugtrakt modifiziert. Das Ergebnis: 450 PS bei 5.900 U/min und ein Drehmomentberg von 662 Nm, welcher bereits bei 3.800 Touren angehäuft wird, verpackt in einer dezenten Hülle. Dank einer Aufhebung der elektronischen Vmax-Limitierung darf der V8-Dampfhammer seine Leistung auch voll in Vortrieb ummünzen und erreicht knapp 300 km/h.

Parallel zum Hubraum-Ausbau wurden bei Brabus seinerzeit auch der weitere Antriebsstrang sowie Fahrwerk und Lenkung überarbeitet. So wurde das 4-stufige Automatikgetriebe an die neuen gegebenheiten angepasst sowie die Hinterachse mit einem 70-Prozent-Sperrdifferenzial ausgerüstet. Darüber hinaus erhielt die Limousine in Wagenfarbe lackierte Stoßstangen und Sacco-Bretter. Bereits vor ihrer Auslieferung im Mercedes-Benz-Autohaus war sie zuvor mit einem Heckspoiler und einem SL-Kühlergrill aus dem Hause Schätz Tuning modifiziert worden.

Einmal Kuwait und zurück

In diesem Zustand wurde der Brabus 6.5 – übrigens das wohl einzige Fahrzeug dieses Typs, welches auf einem originalen E 60 AMG basiert – im Mai 2001 zum Verkauf angeboten. Handelseinig wurde sich der deutsche Unternehmer mit dem Vorstandmitglied einer Kuwaitischen Öl-Firma, sodass der W124 bald darauf in das Golf-Emirat verschifft wurde. Knapp fünf Jahre später bekam sein heutiger Besitzer das Fahrzeug erstmals zu Gesicht. Und erst neun weitere Jahre später konnte Ahmad Rida, welcher im Ehrenamt Präsident des M-B Club Kuwait (Instagram: mbclubq8) ist, seinen Landsmann überzeugen, ihm den Brabus-W124 zu verkaufen. Geboren wurde der passionierte Benz-Fan, welcher für den Alltag noch einen 780 PS starken Kleemann-E63 K3+ besitzt, in Kuwait, jedoch lebt und arbeitet der promovierte Ingenieur, welcher sich auf die Erforschung und Entwicklung von drahtloser Netzwerktechnik für Automobile spezialisiert hat, inzwischen größtenteils in Europa.

Und so fand auch der almandinrote Brabus-W124 im vergangenen Jahr den Weg zurück auf seinen Heimat-Kontinent. Ursprünglich übrigens rollte der Brabus 6.5 auf dreiteiligen Brabus Monoblock IV-Felgen im 9,5×18-Zoll-Format. Unmittelbar vor unserem Fotoshooting jedoch erwarb Ahmad Rida in Österreich einen brandneuen Satz der polarisierenden Monoblock II-Dreispeichen-Einteiler mit silbernen Sternen und polierten Betten. Besohlt wurden die ebenfalls 9,5×18 Zoll messenden Felgen mit abgedeckter Verschraubung mit Bereifung der Dimensionen 245/40R18 und 275/35R18. Zudem wurde in der jüngeren Vergangenheit auch der SL-Kühlergrill wieder demontiert, sodass der Benz heute wieder sein ursprüngliches Antlitz trägt.

Trophäen für den Heimkehrer

Die interessante Historie sowie der hervorragende Gesamtzustand der Limousine brachten ihr seither bereits einige nennenswerte Ehrungen und Trophäen ein: Beim letztjährigen National Concours d’Elegance des Mercedes-Benz Club UK beispielsweise siegte der Brabus 6.5 in der Special Class. Beim Schöne Sterne-Event vor wenigen Wochen kürte die Fachjury das Fahrzeug als eines der „Top 50“-Fahrzeuge und verlieht ihm zudem den AMG-Sondershow-Award.

Technical Facts

Fahrzeugtyp: Mercedes-Benz W124 Brabus 6.5 (Basis E 60 AMG)

Karosserie: Schätz Tuning-Heckspoiler, Lackierung in Almandinrot

Motor: M 119 E 60-V8-Motor, Brabus-Umbau zum 6.5-32 (Kolben, Pleuel, Kurbelwelle, Nockenwellen, Ventile, Zylinderkopfdichtung, Ansaugung), Aufhebung der Vmax-Begrenzung

Hubraum: 6.409 ccm

Bohrung x Hub: 101 x 100 mm

Verdichtung: 11,0:1

Leistung: 331 kW/ 450 PS bei 5.900 U/min

max. Drehmoment: 662 Nm bei 3.800 Nm

Kraftübertragung: 4-Stufen-Automatikgetriebe mit Brabus-Modifikationen, Sperrdifferenzial (70%)

Fahrwerk: Fahrwerk und Lenkung von Brabus überarbeitet

Rad/Reifen: Brabus Monoblock II-Felgen in 9,5×18 Zoll ET26, Stern silbern mit polierten Betten, Bereifung in 245/40R18 und 275/35R18

Innenraum: schwarzes Leder-Interieur (Originalzustand)

Text & Fotos: Sebastian Brühl